AvaBlog 11. - 15. April 2024

Sommergefühle und die Durchfeuchtung der Schneedecke

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Die Natur als Künstlerin: Grosse nasse Schneebrettlawinen am noch tief verschneiten Umbrailpass. Die Lawinen sind durch die gelbliche Färbung des Saharastaubes an der Schneeoberfläche gut erkennbar. (Val Müstair, GR; Foto: P. Caviezel, 15.04.2024).
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Viel Aktivität in den Hängen um den noch gesperrten Flüelapass: Sehr grosse spontane und nasse Schneebrettlawine an der Nordflanke des Piz Murterchömbel (Zernez, GR, 2998 m) mit Ablagerung bis zum Talboden (Foto: J. Rocco, 15.04.2024).
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Spontane Schneebrettlawine am Julierpass oberhalb Punt Brüscheda (2045 m, Surses, GR) mit nordwestseitigem Anriss auf rund 2250 m (Foto: P. Degonda, 11.04.2024).
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Ein paar hundert Meter Luftlinie weiter: Die nächste spontane Schneebrettlawine unterhalb des Piz Bardella (2838 m, Surses, GR) diesmal mit Anriss in der Ostflanke auf rund 2800m (Foto: SLF/L. Scherer, 11.04.2024).
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Jetzt nochmals mit schönem Zoom auf den Anriss der Schneebrettlawine unterhalb des Piz Bardella (2838 m, Surses, GR) (Foto: SLF/L. Scherer, 11.04.2024).
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Gleitschneelawine in der Nordostflanke des Schafberges (2523 m) nahe des Trübsees (Wolfenschiessen, NW; Foto: M. Birkeland, 11.04.2024).
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Ablagerung einer sehr grossen nassen Gleitschneelawine am Rotturm (3321 m, Zermatt, VS) an dessen Südhang (Foto: C. Dargent, 13.04.2024).
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Wann die einzelnen Gleitschneelawinen wohl gekommen sind? Im Chessi nördlich des Monsteiner Büelenhorns (2806 m, Davos, GR) gingen in kurzer Zeit viele verschiedene Gleitschneelawinen ab, die man jetzt fast schon gar nicht mehr unterscheiden kann … (Foto: SLF/L. Infanger, 14.04.2024).
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Weisse Lawine auf grünem Hintergrund: Diese spontane nasse Lawine riss in der Nordostflanke des Lammenhorns (3190 m, Eisten, VS) an und floss über den Bockwang bis ins Tal hinunter (Foto: U. Andenmatten, 11.04.2024).
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Spontane Lockerschneelawine mit recht grossem Ausmass am Nordosthang des Büelenhorns (2513 m, Davos, GR) bis fast auf den Talboden auf 1800 m (Foto: SLF/E. Hafner, 11.04.2024).
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Zahlreiche Lockerschneelawinen am Südosthang des Piz Griatschouls (2971m) (S-chanf, GR; Foto: A. Möckli, 13.04.2024).
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Da hat die Wärme ihre Spuren hinterlassen: Abflusskanalbildung im Gebiet des Blaubergstocks (2865 m, Realp, UR) südseitig bis auf rund 2600 m (Foto: SLF/K. Winkler, 12.04.2024).
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Hoffentlich kann der Flüelapass (Davos/Zernez, GR) bald geöffnet werden. Bis dahin muss noch viel Schnee geräumt werden … (Zernez/Davos, GR; Foto: J. Rocco, 15.04.2024).

Rückblick: Ein Hauch von Sommer, Episode 1

Anschliessend an den Ostersturm war es, während ein paar Tagen aussergewöhnlich mild, mit einer Nullgradgrenze, die sich zwischen 3500 bis 4000 m bewegte. Während dieser Periode wurde die Schneedecke an Ost-, Süd-, und Westhängen bis ins Hochgebirge durchfeuchtet.

Ein Hauch von Sommer, Episode 2

Nach dem Durchzug einer Kaltfront am Dienstag, 09. April wurde es ab dem Donnerstag, 11. April wieder meist sonnig und aussergewöhnlich mild. Die Nullgradgrenze kletterte am 11. April auf wieder über 3000 m, am Samstag, 13. April und Sonntag, 14. April erreichte sie rund 4000 m. Das warme Wetter brach zahlreiche April-Temperaturrekorde. Auch die Lawinenprognostiker am SLF spürten den Sommer; in Davos wurde gemäss MeteoSchweiz am Sonntag, 14. April erstmals seit 1889 im April die 20-Grad Marke geknackt. Mehr zu den schweizweiten Temperaturrekorden kann im Blog der MeteoSchweiz nachgelesen werden. 
Die Nacht auf Montag war bedeckt und tagsüber regnete es im Norden zeitweise bis in hohe Lagen. Im Tagesverlauf kühlte es bereits etwas ab, bevor am Dienstag, 16. April der Winter erneut Einzug erhielt mit Neuschnee bis gegen 1000 m. 
 

Durchfeuchtung der Schneedecke an Nordhängen

Nachdem an Ost-, Süd- und Westhängen die Schneedecke bereits während der ersten Wärmephase bis auf über 3000 m durchfeuchtet wurde, schritt während der zweiten Phase die Durchfeuchtung der Schneedecke an Nordhängen rasch voran.

Verantwortlich für das recht frühe und rasche Durchfeuchten der Schneedecke an Nordhängen waren einerseits die aussergewöhnlich milden Temperaturen, mit einer Nullgradgrenze die auch nachts nicht unter 3000 m sank. Andererseits war die Schneeoberfläche vielerorts mit Saharastaub bedeckt. Der dunkle Staub beschleunigt die Schneeschmelze an der Oberfläche und somit auch das Eindringen von Wasser in die Schneedecke. 

Vor allem in den inneralpinen Gebieten Graubündens und des Wallis enthielt der untere Bereich der Schneedecke an Nordhängen teilweise noch schwache Schichten (Abbildung 3). Mit der Anfeuchtung wurden diese Schichten weiter geschwächt und es gingen einige nasse Schneebrettlawinen ab. Diese wurden vor allem in Höhenlagen zwischen 2000 und 2500 m beobachtet. Teilweise gingen sie spontan ab oder sie wurden vom Abgang einer Lockerschneelawine oder Gleitschneelawine ausgelöst (Abbildung 4). 
 

Neben den nassen Schneebrettlawinen gingen in allen Gebieten auch zahlreiche grosse und vereinzelt sehr grosse Gleitschneelawinen (Abbildung 5 und Abbildung 6) ab.
Vor allem zu Beginn der Berichtsperiode wurden auch viele Lockerschneelawinen beobachtet (Abbildung 7).

Da die Nächte meist klar waren, stieg die Gefahr von Nass-und Gleitschneelawinen im Tagesverlauf jeweils an. Es wurde während der gesamten Periode grossflächig vor erheblicher Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen im Tagesverlauf gewarnt. Lediglich die Nacht auf Montag, 15. April war bewölkt und die Abstrahlung der Schneedecke stark reduziert. Somit wurde bereits am Vormittag vor erheblicher Gefahr von nassen Lawinen gewarnt. Gleitschneelawinen gingen während der Berichtsperiode zwar vermehrt am Nachmittag ab, es ereigneten sich aber auch nachts und vormittags einzelne Abgänge, da die Aktivität von Gleitschneelawinen oft etwas zeitverzögert zum Temperaturverlauf ist.

Trockene Lawinen

Der Neuschnee, der kurz vor dieser Berichtsperiode gefallen war, wurde mit den milden Temperaturen rasch feucht. So konnte man bald nur noch an sehr steilen Schattenhängen im Hochgebirge etwas trockenen Schnee finden. Entsprechend ging die Gefahr von trockenen Lawinen ab Donnerstag, 11. April rasch zurück und die Lawinensituation war am Vormittag, jeweils recht günstig. Am Sonntag, 14. April wurde in allen Gebieten nur noch geringe Gefahr von trockenen Lawinen prognostiziert. Dem entsprechend gab es während dieser Periode kaum Lawinenauslösungen im trockenen Schnee.

Lawinenunfälle

Die recht günstige Lawinensituation am Vormittag wiederspiegelt sich auch an der Anzahl der Unfälle. Es wurden nur 4 von Personen ausgelöste Lawinen gemeldet in denen 2 Personen mitgerissen wurden.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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