21.12.2022 | Sara Niedermann | News SLF
Solar- und Windenergie wird als einen der Schlüssel gesehen, wie man zukünftig in der Schweiz mehr grünen Strom erzeugen kann. Im Gebiet «La Stadera» oberhalb des Lukmanierpasses (Gemeinde Medel, GR) will armasuisse Immobilien, das Immobilienkompetenzzentrum des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), eine der ersten kombinierten Wind-Sonnenanlagen der Schweiz im alpinen Raum testen. Wichtig ist bei der Planung solcher Anlagen, die Schnee- und Lawinensituation zu beachten.
Oberhalb des Lukmanierpasses, neben der ehemaligen Mittelstation der militärischen Transportseilbahn, plant armasuisse Immobilien eine der ersten kleinen Wind-Sonnenanlagen. Mit der Testanlage will sie prüfen, ob sich die Hybridanlage im alpinen Gelände «La Stadera» eignet, um nachhaltige Energie zu gewinnen. Die Installation eines Prototyps durch den Schweizer Systemlieferanten ist im Herbst 2022 erfolgt. Die eigentliche Testanlage für eine Hybridanlage, d.h. eine Kleinwindenergieanlage mit bifazialen Solarzellen, wird im Herbst 2023 in den Probebetrieb gehen können.
Stefan Margreth ist Gruppenleiter Schutzmassnahmen am SLF. Er und sein Team bieten Lösungen für komplexe Fragestellungen bei Lawinen- und Schneeproblemen aller Art an. Im Auftrag von armasuisse Immobilien hat sein Team analysiert, wie die Schnee- und Lawinensituation im Gebiet «La Stadera» aussieht. Margreth sagt: «Ein solches Vorgehen ist wichtig. Bei der Planung sollte man sich immer Gedanken machen, wie nachhaltig das Vorhaben ist. Es macht beispielsweise wenig Sinn, eine Anlage in einem steilen Lawinenanrissgebiet zu installieren, wo grosse Kräfte auftreten können.»
Feldbegehungen und Berechnung mit Lawinensoftware ¶
Bei einem Gutachten setzen sich die Experten des SLF zuerst mit der Schnee- und Windsituation sowie der Topografie im Untersuchungsgebiet auseinander. Wie viel Schnee hat es im Gebiet? Wie sieht die Schneeverteilung aus? Woher kommt der Wind? Wird Schnee von der Krete abgeblasen und gibt es Vertiefungen im Gebiet, die aufgefüllt werden? «Weitere wichtige Kriterien bei der Planung sind neben der Topografie und der Schneeverteilung insbesondere die Zugänglichkeit sowie die Nähe zu bestehenden Leitungen für den Energieabtransport», sagt Margreth.
Bei einer Feldbegehung analysieren Margreth und sein Team, wo Lawinen anbrechen können. Hilfreich sind bei der Beurteilung (wenn vorhanden) historische Winterfotos oder Aufzeichnungen zu früheren Lawinenabgängen. In einem nächsten Schritt berechnen die SLF-Fachleute mit dem Lawinensimulationsprogramm RAMMS die Fliesshöhe und die Geschwindigkeit von Fliess- und Staublawinen für verschiedene Szenarien. Anschliessend interpretieren sie die Daten. «Wir wollen wissen, wie die Lawinendrücke flächig verteilt sind. Anhand von Intensitätskarten, erarbeiten wir anschliessend die Gefahrenkarten», sagt Margreth. Die Gefahrenkarten mit gelben, blauen und roten und weissen Gebieten dient als Basis für die Ausscheidung von Gefahrenzonen in der Nutzungsplanung und der Formulierung von Bauauflagen im Rahmen der Baubewilligungsverfahren.
Die Berechnungen des SLF zeigten, dass die meisten der geplanten Wind-Sonnenanlagen gut positioniert sind, einzelne jedoch im gefährdeten Bereich stehen. Infolge des Gutachtens konnte armasuisse Immobilien den Standort dieser Anlagen optimieren.
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