Wieviel Wasser steckt im Schnee?

Seit 2009 liefert der operationelle schneehydrologische Dienst (OSHD) des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF regelmässige Vorhersagen unter anderem dazu, wieviel Schnee in der Schweiz liegt und wieviel Schmelzwasser zu erwarten ist. OSHD-Leiter Tobias Jonas erklärt.

Tobias Jonas, wieviel Wasser bleibt übrig, wenn ein Kubikmeter Schnee schmilzt?

Das kommt darauf an, über welche Art von Schnee wir sprechen. Ein Kubikmeter leichter Neuschnee enthält etwa 50 bis 100 Liter Wasser, die letzten Reste schmelzender Schnee dagegen bis zu 600 Liter pro Kubikmeter. Je nach Saison und Zustand der Schneedecke variiert der Wassergehalt also um einen Faktor von gut 10. Deshalb müssen wir vom OSHD für unsere Berechnungen nicht nur die Höhe und Ausbreitung, sondern auch den Zustand der Schneedecke möglichst genau kennen.

Wie tut der OSHD das?

Zum einen beobachten wir das ganze Jahr über, wieviel Schnee in der Schweiz liegt und wo. Die entsprechenden Messdaten vergleichen wir mit langjährigen Beobachtungsreihen, so dass wir sagen können, ob die jeweiligen Schneemengen für eine Region und eine Zeit im Durchschnitt liegen, darunter oder darüber. Mit unseren Modellen berechnen wir auch, wieviel Wasser insgesamt in der Schneedecke gespeichert ist. Ausserdem erstellen wir kurzfristige Schneeschmelz-Vorhersagen. Dabei geht es darum, wieviel Wasser in den nächsten paar Tagen aus der Schneeschmelze zu erwarten ist. Diese Vorhersagen stehen und fallen natürlich mit der Genauigkeit der Wettervorhersage.

Für wen sind diese Daten wichtig?

Für eine breite Palette von Anwendungen. Die Schneeschmelz-Vorhersage ist beispielsweise interessant für alle, die sich mit hydrologischen Vorhersagen und Hochwasserwarnungen befassen. Die laufenden Analysen zu den verfügbaren Schneewasserressourcen wiederum informieren darüber, wieviel Wasser im Frühjahr und Sommer aus dem Schnee in die Flüsse und Seen gelangen kann. Das ist zum Beispiel auch für die Stromerzeugung aus Wasserkraft interessant. Dem Lawinenwarndienst geben unsere Daten Informationen zu den zu erwartenden Neuschneehöhen, über unsere Schneekarten in der MeteoSchweiz-App können sich Wintersportler und Wintersportlerinnen informieren, wo es Schnee hat, und wo welcher zu erwarten ist. Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus unterschiedlichen Disziplinen, schliesslich, benutzen unsere Datenreihen für ihre Forschung. Wir haben also einen breitgefächerten Katalog von Interessenten.

Wären die Informationen des OSHD 1999 hilfreich gewesen?

So wie unsere Daten heute benutzt werden, sagt mir, dass sie 1999 vermutlich interessant gewesen wären. Verhindert hätten sie das Hochwasser gegebenenfalls nicht, da die Wetterbedingungen ja trotzdem eingetroffen wären, aber man hätte vielleicht mehr Zeit gehabt, sich auf das Ereignis vorzubereiten. Wenn es fundierte Modellergebnisse gibt, die sagen, wo wieviel Schnee liegt und wieviel davon in den nächsten Tagen schmelzen wird, ist dies sicher eine gute Grundlage für Entscheidungen zu allfälligen Schutzmassnahmen.

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