Snow-how für die Rhätische Bahn

20.01.2022  |  Sara Niedermann |  News SLF

Wer mit dem Zug von Chur nach Tirano in Italien reist, steigt gerne in den Bernina-Express. Auf der Gebirgsstrecke beeinträchtigen in schneereichen Wintern immer wieder Schneeverwehungen den Betrieb. Um das Problem zu lösen, hat das SLF im Auftrag der Rhätischen Bahn die Situation analysiert und Schutzmassnahmen vorgeschlagen. Diese zeigen bereits Wirkung und werden nun weiter optimiert. 

Die Station «Ospizio Bernina» am Lago Bianco ist mit 2253 Metern über Meer der höchste Punkt der Bernina-Bahnstrecke. Intensive Winter, geprägt von heftigen Schneefällen und starkem Wind, sind hier eher die Regel als die Ausnahme. Die exponierte Bahnverbindung täglich offen zu halten ist für die Rhätische Bahn (RhB) eine grosse Herausforderung. Probleme bereiten nicht nur die Schneemengen, sondern vor allem die Schneeverteilung. Besonders entlang des Lago Bianco bläst der Wind viel Schnee auf die Schienen. Um die Schneemengen auf dem Streckennetz zu räumen, kommen schwere Maschinen wie Spurpflug und Schneeschleuder zum Einsatz, oft muss der Schnee aber auch manuell entfernt werden – ein enormer Aufwand.

Erste Massnahmen erfolgreich umgesetzt

Um die Situation zu verbessern, hat die RhB das SLF beauftragt, die Problemstellen und Schneeverteilung zu analysieren und mögliche Massnahmen vorzuschlagen. Dazu haben SLF-Forschende Drohnenaufnahmen gemacht und mit diesen Schneehöhenkarten erstellt. In einem nächsten Schritt hat das SLF in Zusammenarbeit mit der RhB und dem Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden die Wirkung von möglichen Massnahmen abgeschätzt.

Eine der Problemstellen ist das Nordportal der «Galleria Lunga», das oft von Schneeverwehungen versperrt wird. Um die Situation zu verbessern, fiel der Entscheid auf einen vierzig Meter langen und vier Meter hohen Verwehungszaun aus Holz, der im Herbst 2020 installiert wurde. Solche Zäune bremsen den Wind. Dadurch kann auf der windabgewandten Seite eine gezielte Schneeablagerung erreicht werden und die auf die Schienen gewehten Schneemengen werden reduziert.

Resultate und weiteres Vorgehen

Der Verwehungszaun zeigte im vergangenen Winter eine gute Wirkung. Auf der windabgewandten Seite des Zauns wurden mehrere tausend Kubikmeter Schnee abgelagert. Die Höhe der Ablagerung betrug bis zu vier Meter. «Ohne die Wirkung des Zaunes wären dieser Schnee im Bereich der Schienen und des Portals abgelagert worden», sagt Stefan Margreth, Leiter der Gruppe Schutzmassnahmen am SLF.

Weitere Optimierung erhoffen sich die Forschenden durch den Einsatz von sechs sogenannten Kreuzkolktafeln, die im Herbst 2021 gebaut wurden. Diese haben eine andere Wirkung als Verwehungszäune. Sie halten den Schnee nicht zurück, sondern optimieren die Schneeverteilung, indem sie das lokale Windfeld beeinflussen und so die Bildung von grossen Schneeansammlungen und Wechten, die sich bis zu den Schienen ausdehnen, verhindern.

Das SLF wird in den nächsten Wintern die Wirkung der ausgeführten Massnahmen mit Begehungen und Schneehöhenkarten überprüfen und, falls nötig, Optimierungen vorschlagen.

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