21.08.2023 | Jochen Bettzieche | SLF News
Jakob Schöttner forscht im Kältelabor an Schwachschichten im Schnee. Im Interview erklärt er, warum seine Arbeit dort ausgerechnet während einer Hitzewelle besonders anstrengend ist.
Herr Schöttner, während die Schweiz unter einer Hitzewelle leidet, arbeiten Sie bei minus zwanzig Grad im Kältelabor. Klingt, als hätten Sie einen privilegierten Rückzugsort.
Leider nicht wirklich, im Gegenteil. Wenn es draussen heiss ist, beträgt die Temperaturdifferenz zur Kältekammer bis zu fünfzig Grad Celsius. Besonders schlimm ist es bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die warme Luft, die einem draussen entgegenschlägt, fühlt sich an wie ein warmer Föhn. Ich bin Brillenträger und meine Brille beschlägt jedes Mal, wenn ich eine Kältekammer verlasse. Aber das ist nicht der schlimmste Effekt.
Sondern?
Die Temperaturunterschiede und besonders die schnellen Temperaturwechsel sind körperlich wirklich anstrengend. Besonders, wenn man den Kälteschutzanzug nicht jedes Mal sofort ausziehen möchte, wenn man Proben zwischen den verschiedenen Kältekammern transportiert. Denn da muss ich über den deutlich wärmeren Gang. Verlasse ich das Laborgebäude, dann natürlich ohne Schutzanzug, wird es noch extremer. Denn im Freien ist es nicht nur wärmer, durch das direkte Sonnenlicht steigt die gefühlte Temperatur. Nach ein paar Stunden im Kältelabor ist man daher ganz gut bedient, an konzentrierte Büroarbeit ist dann oft nicht mehr zu denken.
Immerhin können Sie problemlos an ihrem Arbeitsplatz Speiseeis oder eine andere Erfrischung für eine Pause einlagern oder sogar selbst zubereiten.
Das geht leider nicht. Wir arbeiten im Labor auch mit Chemikalien, da haben Lebensmittel nichts verloren. Einmal habe ich zwar tatsächlich eine Packung Speiseeis entdeckt, aber die lagerte glücklicherweise gut verpackt an einer unbedenklichen Stelle zwischen Proben aus der Antarktis. Wir haben sie dann natürlich trotzdem sofort entfernt.
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