08.06.2023 | Kommunikation | News WSL
Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzereignisse richteten 2022 Schäden von rund 45 Mio. Franken an – zehnmal weniger als 2021. Es kam zu keinen Todesfällen. Dies ergab die jährliche Auswertung der Unwetterschadens-Datenbank durch die Eidg. Forschungsanstalt WSL.
In der 51-jährigen Beobachtungsreihe rangiert das Jahr 2022 unter den zehn schadenärmsten Jahren. Mit 45 Mio. CHF sind die Schadenskosten 2022 rund zehn Mal kleiner als im Jahr 2021. Der grösste Teil der geschätzten Schadenskosten (rund 91 %) entstand durch Hochwasser, gefolgt von Steinschlägen und Felsstürzen (4 %), Rutschungen (3 %) und Murgängen (2 %). Ursachen waren hauptsächlich Gewitter und Starkniederschläge, bei einem Zehntel der Schäden hingegen Dauerregen.
Für die schweizweit tiefe Schadenssumme sind unter anderem die langen Trockenphasen im Jahr 2022 verantwortlich, aber auch das Ausbleiben von Grossereignissen. Dennoch entstanden lokal grosse Schäden, so beispielsweise in Schangnau BE, Zell ZH und Manno TI durch Überschwemmungen als Folge von Gewittern.
Hotel zerstört ¶
Die ersten schweren Schäden richteten am 5. Mai starke Gewitter im Zürcher Oberland an. Sie brachten Hagel und hohe Niederschlagssummen. Betroffen war hauptsächlich das Tösstal. In Zell ZH riss der Zellerbach viel Schwemmholz und Geschiebe mit sich und überschwemmte den unteren Dorfteil.
Zu den grössten Schäden kam es am 4. Juli. Bereits in der Nacht zogen Gewitterfronten über die Schweiz, was sich während des Tages fortsetzte. In mehreren Kantonen traten Flüsse und Bäche über die Ufer. Am stärksten traf es die Gemeinde Schangnau BE. Im hintersten Einzugsgebiet der Emme entlud sich ein heftiges Gewitter und verursachte eine Hochwasserwelle, die im Bereich des Hotels Kemmeriboden Bad grosse Verwüstung anrichtete. Sie zerstörte innert weniger Minuten das gesamte Unter- und Erdgeschoss sowie die Terrasse des Hotels. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.
Auch in Kriens LU traten mehrere Bäche über die Ufer und verursachten schwere Überschwemmungen. Nebst privaten Kellern und Tiefgaragen traf es einen Nachtclub besonders hart, dieser erlitt Totalschaden. Fünf Millionen Liter Wasser standen acht Meter hoch im Lokal.
In der Nacht vom 7. auf den 8. September fielen vor allem im Tessiner Malcantone beträchtliche Regenmengen. Am rechten Hang des Vedeggiotals führten praktisch alle Bäche Hochwasser und brachten viel Geschiebe ins Tal. Es entstanden beträchtliche Schäden unter anderem in den Gemeinden Manno, Agno und Bioggio TI.
Felssturz im Calancatal ¶
Am Morgen des 4. Dezember stürzten im Calancatal zwischen Castaneda und Buseno GR rund 600 Kubikmeter Fels zu Tal. Davon fiel ein Viertel auf die Fahrbahn der Calancastrasse, blockierte diese auf einer Länge von 150 Metern und beschädigte sie schwer. Die hinteren Dörfer im Calancatal blieben für viereinhalb Tage von der Aussenwelt abgeschnitten, bis die Strasse wieder einspurig befahren werden konnte.
Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL sammelt seit 1972 systematisch Informationen über Unwetterschäden. Die mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU erstellte Datenbank enthält Angaben zu Schäden durch Hochwasser, Murgänge und Rutschungen sowie zu Steinschlägen, Fels- und Bergstürzen. Schäden als Folge von Lawinen, Schneedruck, Erdbeben, Blitzschlag, Hagel und Sturmwind werden in den Auswertungen nicht berücksichtigt. Die Abschätzung der Sach-, Infrastruktur-, Wald- und Landwirtschaftsschäden basiert hauptsächlich auf Medienberichten. Die Daten stehen Fachleuten auf Anfrage zur Verfügung und bilden eine wichtige Grundlage zur Gefahrenbeurteilung. Die Erhebung zu den Unwetterschäden durch die WSL dient der Umweltberichterstattung des Bundesamts für Umwelt BAFU.
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