Grundlagen

Messungen, Beobachtungen, Einschätzungen und Modellresultate – der Lawinenwarnung stehen verschiedenste Daten zur Verfügung. Erst deren Zusammenspiel erlaubt es, in all den unterschiedlichen Situationen ein zuverlässiges Lawinenbulletin zu erstellen.

Messungen

Für das Lawinenbulletin, aber auch für klimatologische und hydrologische Zwecke betreibt das SLF ein umfangreiches Netz von Messstationen. Dieses wird im Internet bei den aktuellen Messwerten beschrieben.

Beobachtungen und Einschätzungen

Für ein zuverlässiges Lawinenbulletin braucht es aktuelle Informationen aus dem Gelände. Dazu unterhält das SLF ein eigenes Beobachternetz. Die offiziellen Beobachter werden vom SLF ausgebildet, melden regelmässig und werden für ihre Meldungen entschädigt. Je nach Situation werden teils unterschiedliche Daten erfasst, wie z.B. Schätzungen zum Neu- und Triebschnee, beobachtete Alarmzeichen und Lawinenabgänge und oft auch eine Einschätzung der aktuellen Lawinengefahr.

Zusätzliche Informationen kommen von lokalen Sicherheitsdiensten, Rettungsorganisationen, Polizei und nicht zuletzt auch von Wintersportlern.

SLF-Beobachter

Ein Teil der SLF-Beobachter meldet meistens aus dem selben Gebiet, in der Regel ihrem Wohn- oder Arbeitsort. Einige davon machen nebst den Beobachtungen auch Messungen auf einem Messfeld. Diese Beobachter melden wenn möglich den ganzen Winter über täglich und stellen so eine Grundabdeckung an Informationen sicher. Die Meldungen erfolgen zwischen 6 und 8 Uhr, oder mittags.

Andere SLF-Beobachter bewegen sich völlig frei in den Schweizer Alpen. Sie melden immer dann, wenn sie interessante Informationen haben, von ihrem jeweiligen Standort aus.

Reply public

Bei der Grösse der Schweizer Alpen und den regionalen Unterschieden können die offiziellen Beobachter niemals alles erfassen. Deshalb ist die Lawinenwarnung auch auf Meldungen von Privatpersonen angewiesen. Wir möchten deshalb jede und jeden ermuntern, seine eigenen Beobachtungen zu melden – vielen Dank!

Wenn es die Zeit erlaubt, durchforsten die Lawinenwarner auch andere Plattformen wie www.bergportal.ch oder www.camptocamp.org nach Lawineninformationen.

Lawinenabgänge

Nebst den von den Beobachtern gemeldeten Lawinen werden von den Rettungsdiensten die Unfalllawinen gemeldet. Zudem stehen den Lawinenwarnern Lawinenkartierungen verschiedener Skigebiete und die Daten automatischer Lawinendetektionssysteme zur Verfügung.

Schneeprofile und Stabilitätstests

Schichtung und Schneedeckenstabilität haben einen grossen Einfluss auf die Lawinengefahr, sind aber aufwändig zu erfassen. Dazu erstellen speziell ausgebildete SLF-Beobachter Anfang und Mitte Monat über die Schweizer Alpen verteilt jeweils ca. 40 Flachfeldprofile auf fixen Messfeldern und zusätzlich ca. 40 Hangprofile  inkl. Stabilitätstests (Rutschblocktests) in aussagekräftigen Testhängen. Die aktuellen Profile werden der Öffentlichkeit auf slf.ch, whiterisk.ch sowie der App WhiteRisk zur Verfügung gestellt.

Wetterprognosen (Wettermodelle und bearbeitete Prognosen)

Eine Prognose der Lawinengefahr basiert immer auch auf einer Wetterprognose. Für die Beurteilung der kurzfristigen Wetterentwicklung stehen den Lawinenwarnern unter anderem folgende Produkte zur Verfügung:

  • die Meteo-Modelle ICON-1 und ICON-2 von MeteoSchweiz
  • Modelle des operationellen schneehydrologischen Dienstes (OSHD) des SLF
  • das globale Meteo-Modell ECMWF des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen
  • verschiedene, bearbeitete Wetter- und Niederschlagsprognosen von MeteoSchweiz
  • bei Bedarf weitere Produkte anderer Anbieter

Die Lawinenwarner stehen zudem in regelmässigem Kontakt mit den Prognostikern von MeteoSchweiz und von SRF Meteo, so dass schwierige Situationen auch jederzeit persönlich besprochen werden können.

Schneedecken-Modelle

Mit dem am SLF entwickelten Schneedeckenmodell SNOWPACK  kann aus Wetterdaten die Schneedecke berechnet werden. Nebst anderen Anwendungen wird mit SNOWPACK an jedem Standort einer IMIS-Schneestationüber den ganzen Winter laufend der Aufbau der Schneedecke berechnet. Diese Berechnungen werden von den Lawinenwarnern operationell genutzt, z.B. zur Bestimmung der Neuschneehöheoder bei der Schmelze zur Prognose von Nassschneelawinen. 

SNOWPACK und andere Modelle bilden zudem die Grundlage für numerische Prognosemodelle basierend auf der Methode des maschinellen Lernens, welche die Lawinenwarner bei der operationellen Einschätzung unterstützen. Ab Winter 2024/25 fliesst ein erstes solches Modell («danger-level model») standardmässig in die operationelle Lawinenprognose ein.

Informationen im grenznahen Raum

Die Lawinengefahr kennt keine Landesgrenzen. Zur besseren Beurteilung in den Grenzregionen findet ein regelmässiger Austausch mit den Lawinenwarndiensten in den Nachbarländern statt. Zudem bringen sich die Lawinenwarner aktiv ein in der Vereinigung der Europäischen Lawinenwarndienste EAWS, siehe auch www.avalanches.org.