AvaBlog 6. - 7. März 2025

Wenig Schnee, besonders im Osten

Anfang März herrschte in der ganzen Schweiz Schneearmut, wobei die Lage im Osten aussergewöhnlicher war als im Westen. Der Hauptgrund für den wenigen Schnee waren zu geringe Niederschläge in den letzten Monaten in einem Grossteil der Schweizer Alpen.

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Während an Nordhängen in mittleren Lagen oft noch eine dünne Schneedecke lag, waren Südhänge bereits weit hinauf aper. Blick von Scuol (GR) zum 3030 m hohen Piz Cochen (Roundshot, 07.03.2025)
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Weniger Schnee als üblich heisst nicht kein Schnee. Blick von der Chüpfenflua (Davos, GR) zum 2651 m hohen Chörbschhora (Foto: SLF/K. Winkler, 06.03.2025).
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Trotz wenig Schnee herrschten Anfangs März verbreitet günstige Lawinenverhältnisse - und in den Bergen viel Sonnenschein. Abfahrt vom Piz Serenastga, Vals, GR (Foto: U. Berni, 02.03.2025)
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Aber ab und zu musste man einem Stein ausweichen, wie hier im Chüealptal, Davos, GR. (Foto: I. Haab, 01.03.2025)
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Abb. 1/1: Aktueller Schneehöhenverlauf im Vergleich zur Klimatologie auf 2500 m in Graubünden (ohne Engadin und Südbünden). Am 6. März lagen nur rund 58% der Schneehöhe im Vergleich mit dem Durchschnitt über alle Winter, was Rang 3 bezüglich Schneearmut bedeutet. Die gezeigten Werte basieren auf 1 km2 modellierten Schneehöhen zwischen 1962 und 2025.
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Abb. 1/2: Aktueller Schneehöhenverlauf im Vergleich zur Klimatologie auf 2500 m im Wallis (ohne Simplon und Chablais). Am 6. März lagen rund 74 % der üblichen Schneehöhe, was Rang 11 bezüglich Schneearmut bedeutet. Die gezeigten Werte basieren auf 1 km2 modellierten Schneehöhen zwischen 1962 und 2025.

Über die ganze Schweiz betrachtet, war der Winter 2022/2023 anfangs März klar schneeärmer als der laufende Winter (Abbildung 2). Diesen Winter lagen die Schneehöhen einzig in hohen Lagen von Nord- und Mittelbünden auf rekord-nahem Niveau: 11 IMIS-Stationen in dieser Region mit knapp 30-jährigen Messreihen zeigten die tiefsten oder zweittiefsten Anfangs März je gemessenen Werte. Dabei massen die Stationen mit Rang 2 nur noch ein paar Zentimeter mehr Schnee als anfangs März 2023. Ähnlich schneearm in Nord- und Mittelbünden war auch der Winter 1971/1972, wobei der Süden damals überaus schneereich ausgefallen war (Abbildung 2/3).

Im Gegensatz zu den auf 2100 und 2700 m gelegenen IMIS-Stationen, war die Schneearmut diesen Winter an den tiefer gelegenen manuellen Stationen (im Durchschnitt auf 1500 m) weniger aussergewöhnlich. Einerseits, weil die Reihen länger sind, anderseits aber auch weil warme Winter auf dieser Höhenlage bereits in früheren Jahren zu grosser Schneearmut geführt hatten. In diesem Winter fielen die wenigen Niederschläge häufig bis in tiefe Lagen als Schnee.

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Abb. 2/1: Relative Schneehöhe am 6. März 2025. Die Karten basieren auf modellierten täglichen Schneehöhen mit einer räumlichen Auflösung von 1km2 für die Jahre 1962 bis 2025. Gebiete, die im Mittel weniger als 10 cm Schnee haben, sind weiss eingefärbt.
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Abb. 2/2: Relative Schneehöhe am 6. März 2023. Die Karten basieren auf modellierten täglichen Schneehöhen mit einer räumlichen Auflösung von 1km2 für die Jahre 1962 bis 2025. Gebiete, die im Mittel weniger als 10 cm Schnee haben, sind weiss eingefärbt.
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Abb. 2/3: Relative Schneehöhe am 6. März 1972. Die Karten basieren auf modellierten täglichen Schneehöhen mit einer räumlichen Auflösung von 1km2 für die Jahre 1962 bis 2025. Gebiete, die im Mittel weniger als 10 cm Schnee haben, sind weiss eingefärbt.

Schneearme Winter früher und heute

Trockene Winter hat es schon immer gegeben. Heute sind sie aber wärmer als noch vor ein paar Jahrzehnten – so auch diesen Winter. Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen der letzten Monate (Blog von MeteoSchweiz) beeinflussten die Schneedecke – und das auch in hohen Lagen, obwohl dort keine Schmelze stattgefunden hat.

Ein gutes Beispiel liefert das Messfeld Weissfluhjoch (GR, 2540 m) oberhalb von Davos mit seiner knapp 90-jährigen Messreihe (Abbildungen 3 und 4). Hier liegt die Schneehöhe seit dem 25. Februar auf rekord-verdächtigem Niveau, obwohl die Neuschneesumme (seit dem 1. November) z.B. im Winter 1971/1972 klar kleiner war. Erklärt werden kann dies mit der Setzung der Schneedecke, die in einem warmen Winter grösser ist als in einem kalten Winter und damit tendenziell zu einer grösseren Dichte führt. Weil bei gleicher Schneehöhe eine dichtere Schneedecke eine grössere Masse (= höherer Wasserwert) hat, liegt der aktuelle Winter trotz fast rekord-geringer Schneehöhe bezgl. Wasserwert klar über dem Winter 1971/1972.

Die Tabelle 1 zeigt diesen Effekt in Zahlen: Der aktuelle Winter ist mit -5.0 °C rund 1.8°C wärmer als der bisherig schneeärmste Winter 1971/1972 zum Zeitpunkt anfangs März. Die Neuschneesumme des aktuellen Winters ist zwar 44 cm grösser als im Winter 1971/1972, aber gleichzeitig zeigt der aktuelle Winter eine grössere Dichte der Gesamtschneedecke (300 vs. 268 kg/m3) und einen höheren Wasserwert (330 vs. 273 mm) als im 1971/1972.

 

Temperatur

(Nov. - Feb.)
Schneehöhe Neuschneesumme Dichte Schneedecke Wasserwert Schneedecke

Winter

1971/1972
-6.8 °C 102 cm 274 cm 268 kg/m3 273 mm

Winter

2024/2025
-5.0 °C 109 cm 318 cm 300 kg/m3 327 mm
Differenz 1.8 °C 7 cm 44 cm 32 kg/m3 54 mm

Tabelle 1: Vergleich verschiedener Schneedeckenparameter am 7. März für die beiden ausserordentlich schneearmen Winter 1971/1972 und 2024/2025 am Messfeld Weissfluhjoch (GR, 2540 m).

Der weitere Schneehöhenverlauf des Winter 1971/1972 (Abbildung 3) zeigt zudem, dass der bis jetzt fehlende Schnee auf dieser Höhenlage auch erst in den kommenden Monaten fallen kann. Die Wahrscheinlichkeit einer verfrühten Ausaperung ist auf Grund der klimawandelbedingt inzwischen viel wärmeren Frühlings- und Sommertemperaturen aber hoch.

 

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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