Mit Neuschnee im Norden und Westen wird Schneearmut des Novembers etwas gelindert ¶
Vor allem im Westen und Norden fiel Schnee, welcher die Schneelage dort etwas aufbesserte. Zunächst waren Neu- und Triebschnee leicht auslösbar. An der alten Schneeoberfläche etablierte sich ein Altschneeproblem.
In der Zwischenzeit ¶
Seit dem bisher grössten Schneefall des Winters vom 19. bis 22. November (siehe letzter AvaBlog) ereigneten sich bis zu diesem AvaBlog drei kleinere Schneefälle am Alpennordhang. Zwischen den Schneefällen kletterte die Nullgradgrenze auf rund 3000 m und bei Schneefallbeginn lag die Schneefallgrenze jeweils um 2000 m. Trotz milder Temperaturen war die Schneeoberflächentemperatur bei klarem Himmel vor allem während der Nächte sehr kalt. So waren die Bedingungen für aufbauende Schneeumwandlung in den oberflächennahen Schichten gegeben.
Neuschnee ¶
In einer ersten Niederschlagsperiode fiel von Donnerstagabend bis Freitagmittag, 6. Dezember, Schnee (vgl. Abbildung 1). Der Schneefall war begleitet von starkem bis stürmischem Wind aus westlichen Richtungen. Die Schneefallgrenze kletterte dabei am Alpennordhang und im Unterwallis vorübergehend bis 2200 m und fiel gegen Niederschlagsende auf 1500 m. In den übrigen Gebieten lag sie zwischen 1000 und 1500 m (vgl. Abbildung 2). Entsprechend fiel ein Grossteil des Niederschlags am Alpennordhang und besonders in den Voralpen als Regen, was der sonst schon dünnen Schneedecke stark zusetzte.
Die zweite Niederschlagsperiode von Samstagvormittag bis Montagmorgen, 9. Dezember, brachte den in Abbildung 3 dargestellten Neuschnee. Der Wind blies am Samstag meist mässig bis stark aus westlichen Richtungen, am Sonntag vor allem am Alpenhauptkamm aus Norden und am Montag in der Höhe und in den Voralpen mässig bis stark aus Nordost. Die Schneefallgrenze sank von etwa 1600 m auf rund 600 m (vgl. Abbildung 2).
Schneedecke und Lawinengefahr ¶
Seit dem 22. November lag die Schneefallgrenze wiederholt hoch (um 2000 m). Zwischen den kleineren Schneefällen bildeten sich oft Schmelzharschkrusten. Zudem waren die Schneeoberflächentemperaturen bei klarem Himmel v.a. nachts wiederholt tief und es bildeten sich an der Schneeoberfläche und zwischen den Krusten kantig aufgebaute Kornformen (vgl. Abbildung 4). Diese sind vor allem am Nördlichen Alpenkamm, im Wallis, im Gotthardgebiet, in Nord- und Mittelbünden und im Engadin vorhanden (vgl. Abbildung 5) und dies am häufigsten an Nord- und Osthängen, etwas weniger an West- und Südhängen. Auf diese eher ungünstigen Oberflächen wurden die Neu- und Triebschneeschichten dieser Periode abgelagert.
Mit dem Schneefall auf den Samstag, 6. Dezember stieg die Lawinengefahr in der Höhe an. Im westlichsten Unterwallis und am Nördlichen Alpenkamm wurde bis am Montag, 9. Dezember vor erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3) gewarnt. Ganz im Westen musste vor allem am Sonntag, 8. Dezember auch mit spontanen Lawinen gerechnet werden.
Unterhalb von rund 2000 m führte der Regen zu einer Durchfeuchtung der dünnen Schneedecke. Die Gefahr von nassen Lawinen blieb aber gering (Stufe 1), da kaum mobilisierbarer Schnee vorhanden war.
Sonst wurde die Lawinengefahr mit Stufe 2 (mässig) eingeschätzt. Dies aufgrund der kleineren, auslösbaren Neu- und Triebschneeschichten und der zum Teil noch sehr dürftigen Schneelage (vgl. unten) mit nur wenigen, grösseren zusammenhängenden Schneeflächen.
Zudem mussten oberhalb von rund 2800 m, wo bereits vor den Schneefällen seit der zweiten Novemberhälfte eine zusammenhängende Altschneedecke lag, an Nordhängen teils Schwachschichten aus kantig aufgebauten Kristallen berücksichtigt werden.
Schneelage ¶
Mit den Dezemberniederschlägen hat sich die Schneearmut gegenüber dem November etwas entschärft. Im Westen und in hohen Lagen des Alpennordhanges entsprachen die Schneehöhen am Montag, 9. Dezember den sonst zu diesem Stichtag üblichen Werten (vgl. Abbildung 6). Das grösste Schneedefizit besteht immer noch im Simplongebiet, im Nordtessin, im Oberengadin und im Puschlav, wo die Schneehöhen der meisten IMIS-Stationen aktuell nahe am Minimum für die Jahreszeit liegen, d.h. bei rund 10-50 cm auf etwa 2400 m (vgl. Abbildung 6).
Der November (mittlere November Schneehöhen) war in den Bergen geprägt von einer ausgesprochenen Schneearmut (vgl. Abbildung 7).
Lawinenunfälle ¶
In dieser Berichtsperiode wurden dem Lawinenwarndienst folgende Lawinen mit Personenbeteiligung gemeldet:
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Am Samstag, 7. Dezember wurde an einem Südhang auf 2280 m beim Oberalppass (GR) eine Person von einer Lawine verschüttet. Sie konnte unverletzt gerettet werden.
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Ebenfalls am Samstag, 7. Dezember löste eine Person an der Südflanke des Poncione Val Piana (Bedretto, TI) auf 2600 m eine kleine Schneebrettlawine im Triebschnee aus. Es wurde niemand verschüttet.
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Am Montag, 9. Dezember wurden 2 Personen in einem Nordhang auf rund 2150 m am Windegga (Churwalden, GR) von einer Schneebrettlawine mitgerissen und teilverschüttet. Sie konnten sich selber befreien und blieben unverletzt.
Informationen zu aktuellen Lawinenabgängen stehen auf Whiterisk allen zur Verfügung (vgl. Abbildung 8). Es werden Lawinen bis maximal 3 Tage zurück dargestellt. Mit einem Klick auf die Datenpunkte werden zusätzliche Informationen zur Lawine dargestellt. In den Einstellungen können die Lawinen anhand der gewählten Kriterien gefiltert werden. Es werden alle gemeldeten Lawinen dargestellt. Fallweise wird aber von Lawinen, die mehrfach gemeldet wurden (v.a. bei Lawinenunfällen) nur eine Meldung dargestellt. Diese Bereinigung kommt meist noch nicht am Tag der Meldung zum Zug.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.