Tessin: Schneefallstube der Schweiz ¶
Nebst dem Neuschnee im Süden, gab es in dieser Blog-Periode störanfällige Triebschneeansammlungen, die auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche lagen. Zudem gab es vor allem an Nordhängen unterhalb von 2000 m vermehrt Gleitschneelawinen.







Neuschnee im Süden ¶
Am Freitagabend, 21.3. setzte im Süden Niederschlag ein, der bis am Montagvormittag, 24.3. anhielt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag war der Schneefall intensiv, sonst meist schwach. Am meisten Schnee fiel im südlichen Simplongebiet sowie im Tessin mit rund 30 bis 50 cm, lokal auch bis 70 cm. Am übrigen Alpenhauptkamm und südlich davon fielen 15 bis 30 cm Schnee. Die Schneefallgrenze lag am Alpensüdhang bei rund 1400 m, in den angrenzenden Gebieten des Alpenhauptkammes bei rund 1600 bis 1800 m.

Triebschnee vor allem am Alpenhauptkamm ¶
Der Südwind blies am Samstag und Sonntag am Alpenhauptkamm und nördlich davon stark, in den Föhngebieten des Nordens teils auch stürmisch. Am Alpensüdhang, wo der Neuschnee fiel, war der Wind meist schwach, teils aber auch mässig.
Am meisten Schnee wurde dort verfrachtet, wo einerseits der Wind stark war, aber anderseits auch Neuschnee mit im Spiel war. Eher wenig Schnee wurde in den Föhngebieten des Nordens verfrachtet, obwohl dort der Wind stark bis stürmisch war. Allerdings lag dort nur wenig verfrachtbarer Schnee (Abbildung 2 und 3).
Der Triebschnee wurde nordseitig oft auf einer ungünstigen Altscheeoberfläche abgelagert. Viele Lawinen zeigten eher geringe Anrissmächtigkeiten, aber ziemlich glatte, flächige Gleitflächen, was auf eine ausgeprägte Schwachschicht an der Altschneeoberfläche hindeutete.




Saharastaub, Nass- und Gleitschneelawinen ¶
Vor allem am Freitag wurde mit der starken südlichen Höhenströmung Saharastaub zu den Alpen geführt. Mit viel diffuser Strahlung gab es dabei vor allem in Nordhängen einen markanten ersten Wärmeeinfluss. Dies dürfte der Grund sein, dass in dieser Blog-Periode besonders an Nordhängen Gleitschneelawinen beobachtet wurden.




Lawinengefahr und Unfälle ¶
Am Alpenhauptkamm und südlich davon wurde die Lawinengefahr ab Freitagabend mit erheblich, Stufe 3, eingeschätzt. Stufe 4 wurde zwar kurz diskutiert, aber nicht prognostiziert. Da aus den Hauptniederschlagsgebieten kaum Rückmeldungen gemacht wurden, war eine Verifikation noch nicht möglich. Bis zur Ausgabe von diesem Blog gab es allerdings keine Anzeichen für eine Stufe 4 im Süden. Zu erwähnen ist allerdings, dass die benachbarten Lawinenwarndienste in Italien am Sonntag Stufe 4 (grosse Lawinengefahr) prognostizierten.
Die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen wurde für diese Periode verbreitet mit Stufe 2 (mässig) eingeschätzt. Insbesondere die Aktivität von Gleitschneelawinen war deutlich höher als in der Periode vor diesem Blog, wobei vor allem an Nordhängen zahlreiche Abgänge beobachtet wurden.
In dieser Blog-Periode wurden 18 Lawinen durch Personen ausgelöst. Dabei wurden in 8 Lawinen 9 Personen erfasst. Eine Person wurde in einer nassen Lockerschneelawine ganz verschüttet, überlebte aber den Unfall.
Auswirkung auf das Altschneeproblem? ¶
Hatte der Schneefall eine Auswirkung auf das Altschneeproblem? Das Instabilitäts-Modell (KI-Modell beruhend auf dem Schneedeckenmodell Snowpack) zeigte für die Schwachschichten im Altschnee einen leichten Anstieg während dieser Schneefallperiode in den Niederschlagsgebieten (Abbildung 7). Aus den Hauptniederschlagsgebieten gab es bis zur Blogausgabe keine Rückmeldungen, weshalb Lawinenauslösungen nicht verifiziert werden konnten.

Immerhin, ein verlässliches Gebiet für Brüche im Altschnee blieb bestehen: das Münstertal (vgl. Abbildung 8). Hier wurden in der letzten Zeit immer wieder Lawinen im Altschnee ausgelöst.
