AvaBlog 21. - 24. März 2025

Tessin: Schneefallstube der Schweiz

Nebst dem Neuschnee im Süden, gab es in dieser Blog-Periode störanfällige Triebschneeansammlungen, die auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche lagen. Zudem gab es vor allem an Nordhängen unterhalb von 2000 m vermehrt Gleitschneelawinen.

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Der Neuschnee im Süden führte zu guten Tourenbedingen aber zugleich auch zu einer erhöhten Lawinengefahr. Hier im Binntal unterhalb vom Stockhorn (2400 m, Binn, VS) wurde ein Schneebrett bei der Abfahrt fernausgelöst (Foto: R. Schild, 23.03.2025).
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Unten grün, oben weiss! Während im Tal schon der Frühling herrscht, wurde der Monte Tamaro (1961 m, Gambarogno, TI) nochmals weiss eingekleidet (Foto: Webcam Roundshot, 24.03.2025).
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Die warmen Temperaturen und die feuchte Schneedecke machen das Vorwärtskommen mit den Ski nicht einfach. In der Nähe von Bosco / Gurin (Campo, TI) war der Schnee bis auf 2400 m feucht (Foto: C. Camponovo, 23.03.2025).
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Eine Person hat im Avers (2650 m, Surses, GR) ein frisches Triebschneebrett nördlich des Grates ausgelöst. Die geringe Anrisshöhe der Lawine hat nicht gereicht, um die Person zu verschütten. Windzeichen waren auf der Schneeoberfläche sichtbar (Foto: L. Heublein, 21.03.2025).
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Diese Lawine wurde bei der Abfahrt zur Jenatschhütte (2600 m, Bever, GR) von einer Person ausgelöst und riss bis in die Altschneedecke durch. An windexponierten Stellen waren die Geländeformen abgeblasen (Foto: J. Lucas, 24.03.2025).
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Am Sonntag, 23. März ging eine weitere Gleitschneelawine an einem Osthang oberhalb vom Lac de Moiry ab (2400 m, Anniviers, VS) (Foto: M. Ammann, 23.03.2025).
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Eine grosse Gleitschneelawine hat sich am Sonntag auch im Val d’Hérémence unterhalb vom Le Métailler (ca. 2450 m, Hérémence, VS) gelöst. Die Lawine fegte die gesamte Aufstiegspur in die Combe d’Allève über die gesamte Breite der Schneise weg, um beim Wald gegen 1800 m zum Stillstand zu kommen (Foto: G. Pin, 23.03.2025).

Neuschnee im Süden

Am Freitagabend, 21.3. setzte im Süden Niederschlag ein, der bis am Montagvormittag, 24.3. anhielt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag war der Schneefall intensiv, sonst meist schwach. Am meisten Schnee fiel im südlichen Simplongebiet sowie im Tessin mit rund 30 bis 50 cm, lokal auch bis 70 cm. Am übrigen Alpenhauptkamm und südlich davon fielen 15 bis 30 cm Schnee. Die Schneefallgrenze lag am Alpensüdhang bei rund 1400 m, in den angrenzenden Gebieten des Alpenhauptkammes bei rund 1600 bis 1800 m.

Triebschnee vor allem am Alpenhauptkamm

Der Südwind blies am Samstag und Sonntag am Alpenhauptkamm und nördlich davon stark, in den Föhngebieten des Nordens teils auch stürmisch. Am Alpensüdhang, wo der Neuschnee fiel, war der Wind meist schwach, teils aber auch mässig.

Am meisten Schnee wurde dort verfrachtet, wo einerseits der Wind stark war, aber anderseits auch Neuschnee mit im Spiel war. Eher wenig Schnee wurde in den Föhngebieten des Nordens verfrachtet, obwohl dort der Wind stark bis stürmisch war. Allerdings lag dort nur wenig verfrachtbarer Schnee (Abbildung 2 und 3).

Der Triebschnee wurde nordseitig oft auf einer ungünstigen Altscheeoberfläche abgelagert. Viele Lawinen zeigten eher geringe Anrissmächtigkeiten, aber ziemlich glatte, flächige Gleitflächen, was auf eine ausgeprägte Schwachschicht an der Altschneeoberfläche hindeutete.

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Abb. 4a: Der Triebschnee war sehr auslösefreudig und führte vielerorts zu kleinen Schneebrettern. Dieses Brett wurde bei der Abfahrt zur Chamanna Spinas (2500 m, Bergün Filisur, GR) fernausgelöst (Foto: B. Turner, 22.03.2025).
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Abb. 4b: Am Alpenhauptkamm blies der Südwind stark bis stürmisch. Vor allem nahe den Geländekanten konnten einfach Schneebretter ausgelöst werden. Oberhalb von Bivio (2100 m, Surses, GR) wurden bei einer Variantenabfahrt zwei Personen teilverschüttet und leicht verletzt (Foto: M. Pontiggia, 22.03.2025).
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Abb 4c: Auf dem Weg zum Piz Tiarms (2918 m, Gurtnellen, UR) wurde in extrem steilen Gelände hinter einer Kante ein kleines Triebschneebrett von einer Person ausgelöst (Foto: B. Pfund, 22.03.2025).
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Abb. 4d: Unterhalb vom Trockenen Steg (2650 m, Zermatt, VS) wurde frischer Triebschnee vom flacheren Teil aus bei einer Variantenabfahrt fernausgelöst (Foto: P. Biner, 22.03.2025).

Saharastaub, Nass- und Gleitschneelawinen

Vor allem am Freitag wurde mit der starken südlichen Höhenströmung Saharastaub zu den Alpen geführt. Mit viel diffuser Strahlung gab es dabei vor allem in Nordhängen einen markanten ersten Wärmeeinfluss. Dies dürfte der Grund sein, dass in dieser Blog-Periode besonders an Nordhängen Gleitschneelawinen beobachtet wurden.

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Abb. 6a: Mit den warmen Temperaturen gab es viele Gleitschneelawinen an den Osthängen von Les Fornets (2000 m, Champéry, VS). (Foto: S. Poelzl, 21.03.2025)
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Abb. 6b: Auch andernorts gingen viele spontane nasse Gleitschneelawinen ab, wie hier im Skigebiet von Crans-Montana (Exposition Ost, 2200 m, Crans-Montana, VS) (Foto: V. Bettler, 22.03.2025).
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Abb. 6c: Eine grosse Gleitschneelawine ging spontan am Westhang vom Plangghöreli im Valsertal ab und erreichte eine Länge von über 400 m (2250 m, Vals, GR) (Foto: H. Tönz, 22.03.2025).

Lawinengefahr und Unfälle

Am Alpenhauptkamm und südlich davon wurde die Lawinengefahr ab Freitagabend mit erheblich, Stufe 3, eingeschätzt. Stufe 4 wurde zwar kurz diskutiert, aber nicht prognostiziert. Da aus den Hauptniederschlagsgebieten kaum Rückmeldungen gemacht wurden, war eine Verifikation noch nicht möglich. Bis zur Ausgabe von diesem Blog gab es allerdings keine Anzeichen für eine Stufe 4 im Süden. Zu erwähnen ist allerdings, dass die benachbarten Lawinenwarndienste in Italien am Sonntag Stufe 4 (grosse Lawinengefahr) prognostizierten.

Die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen wurde für diese Periode verbreitet mit Stufe 2 (mässig) eingeschätzt. Insbesondere die Aktivität von Gleitschneelawinen war deutlich höher als in der Periode vor diesem Blog, wobei vor allem an Nordhängen zahlreiche Abgänge beobachtet wurden.

In dieser Blog-Periode wurden 18 Lawinen durch Personen ausgelöst. Dabei wurden in 8 Lawinen 9 Personen erfasst. Eine Person wurde in einer nassen Lockerschneelawine ganz verschüttet, überlebte aber den Unfall.

Auswirkung auf das Altschneeproblem?

Hatte der Schneefall eine Auswirkung auf das Altschneeproblem? Das Instabilitäts-Modell (KI-Modell beruhend auf dem Schneedeckenmodell Snowpack) zeigte für die Schwachschichten im Altschnee einen leichten Anstieg während dieser Schneefallperiode in den Niederschlagsgebieten (Abbildung 7). Aus den Hauptniederschlagsgebieten gab es bis zur Blogausgabe keine Rückmeldungen, weshalb Lawinenauslösungen nicht verifiziert werden konnten.

Immerhin, ein verlässliches Gebiet für Brüche im Altschnee blieb bestehen: das Münstertal (vgl. Abbildung 8). Hier wurden in der letzten Zeit immer wieder Lawinen im Altschnee ausgelöst.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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