Von Sturm, Neuschnee und ausgeprägten Schwachschichten – ein Blick voraus ¶
Nach einer milden Woche brachte eine erste stürmische Kaltfront Neuschnee. In den nächsten Tagen erwarten wir vor allem im Westen und Norden viel Neuschnee mit starkem Wind. Dieser wird auf eine schwache Schneedecke fallen. Wir blicken voraus.
Kaltfront mit Neuschnee nach sehr milder Woche ¶
Die vergangene Woche war erneut sehr mild. Die Nullgradgrenze lag bei fast 3000 m. An sehr steilen, besonnten Hängen lösten sich kleine und mittlere Nass- und Gleitschneelawinen (siehe Bildgalerie). Obwohl es ausgesprochen mild und recht sonnig war, blieb die Schneeoberfläche an schattigen Hängen sehr kalt.
Am Donnerstag, 20. Dezember setzte im Westen Niederschlag ein. Im Unterwallis regnete es zunächst zeitweise bis gegen 2400 m hinauf, dann brachte eine stürmische Kaltfront im Norden und Westen 20 bis 40 cm Schnee (Abbildungen 1 und 2).
Ein Blick voraus auf die nächsten Tage – viel Neu- und Triebschnee auf verbreitet schwache Schneedecke ¶
Erwartete Neuschneemengen ¶
Die Wettermodelle scheinen sich einig: für den Zeitraum zwischen Sonntag (22. Dezember) und Dienstagabend (24. Dezember) kündigt sich eine anhaltende Schneefallperiode an. Die Schneefallgrenze liegt dabei oft unter 1000 m. Oberhalb von 1500 m wird es mit stürmischem Wind am Alpennordhang, im Wallis, in Nord- und Mittelbünden so richtig viel Schnee geben (Abbildung 3). Wie viel es wo genau geben wird, ist natürlich noch unsicher.
Viel Neuschnee auf schwache Schneedecke – eine gefährliche Lawinensituation kündigt sich an ¶
Schon am vergangenen Sonntag, 15. Dezember hatte sich gezeigt, was passiert, wenn wenig Schnee auf eine ungünstige Schneeoberfläche abgelagert wird. Obwohl dann am Alpennordhang nur ungefähr 20 cm Schnee fiel, und dieser ohne viel Windeinfluss abgelagert wurde, gab es zahlreiche Lawinenauslösungen durch Personen, und sogar einige spontane Lawinen, welche teils sogar in noch tieferen Schichten der Schneedecke anrissen.
An dieser Altschnee-Situation hat sich wenig geändert. In fast allen Regionen finden sich an West-, Nord- und Osthängen ausgeprägte Schwachschichten im oberen und mittleren Teil der meist noch dünnen Schneedecke. Schauen wir uns als Beispiel ein Schneeprofil an, das am Mittwoch, 18. Dezember auf fast 2800 m an einem Nordosthang oberhalb von Arolla (VS) aufgenommen wurde: Die Schneedecke war an diesem Ort rund 80 cm mächtig. 20 cm Neuschnee vom Wochenende (14./15. Dezember) lagen auf einer aufbauend umgewandelten und sehr weichen Schneedecke. Zwar war die Schneedecke zu diesem Zeitpunkt stabil – und eine Lawinenauslösung eher unwahrscheinlich, potenzielle Schwachschichten fanden sich aber am Übergang vom Neuschnee zum darunterliegenden Altschnee sowie im Altschnee. Am Freitag, 20. Dezember lagen diese zwischen 20 cm (a) und 50 cm (b) unter der Oberfläche. In den nachfolgenden fünf Tagen erwarten wir im südlichen Wallis einen halben, vielleicht sogar einen Meter Neuschnee. Dieser fällt – nicht nur im Wallis, sondern fast überall – auf eine Schneedecke gespickt mit Schwachschichten. Wir (Lawinenwarnung am SLF) gehen davon aus, dass sich mit der zunehmenden Überlast durch den Neu- und Triebschnee Lawinen während dieser Zeit von selbst lösen werden. Zudem werden Lawinen auch von Schneesportlern sehr leicht ausgelöst werden können. Wir erwarten, dass nicht nur der Neuschnee, sondern auch ein Teil der schwachen Altschneedecke mitgerissen werden können. Lawinen können also eine für Personen gefährliche Grösse erreichen.
Wie viel Schnee es am Ende wirklich gibt, und ob sich unsere jetzigen Annahmen bestätigen, dazu mehr im täglichen Lawinenbulletin und natürlich im nächsten AvaBlog, welcher nach diesen Schneefällen erscheinen wird.
Schöne Festtage - und seid vorsichtig im Schnee !
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.