Im Norden leicht auslösbare Triebschneeansammlungen ¶
Mit recht bescheidenen Neuschneemengen entstanden Triebschneeansammlungen, welche vielerorts auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche lagen und deshalb leicht auslösbar waren. Wurde die Lawinengefahr im Bulletin unterschätzt?
Aufbauende Schneeumwandlung vor dem Schneefall ¶
Vom 8. bis 14. Dezember herrschten oft tiefe Temperaturen und es gab viele klare Nächte. Dadurch entstanden in der noch dünnen Schneedecke sehr hohe Temperaturgradienten (Abbildung 1), was die aufbauende Schneeumwandlung vorantrieb.
Nebst den aufbauend umgewandelten oberen Schichten der Schneedecke wurde vielerorts auch Oberflächenreif beobachtet, allerdings meist eher in geschützten, flachen Tallagen und weniger in den Hängen. Zudem wurde der Oberflächenreif vermutlich teils auch durch den Südostwind (Abbildung 2), welcher in den Tagen vor dem Schneefall kräftig blies, zerstört.
Neuschnee und Wind formten störanfällige Triebschneeansammlungen ¶
Am 14. Dezember setzte im Westen Schneefall ein, welcher im Nordosten am 16. Dezember morgens endete. Im Norden fielen dabei 10 bis 20 cm Neuschnee (Abbildung 3).
Der Schneefall wurde von mässigem bis starkem Nordwestwind begleitet. Der Neuschnee, welcher aufgrund der tiefen Temperaturen sehr locker war, wurde vielerorts, vor allem aber in Kammlagen verfrachtet. Der Neu- und Triebschnee lag dann vielerorts auf der ungünstigen Schneeoberfläche und war teils sehr störanfällig (vgl. Abbildung 4).
Einschätzung der Lawinengefahr, in der Prognose und im Rückblick ¶
In der Prognose vom 14. Dezember gingen die Prognostiker für den Alpennordhang von 15 bis 30 cm Neuschnee und meist mässigem Nordwestwind aus. Die Altschneeoberfläche wurde in Kammlagen eher mittel bis günstig beurteilt, weil sie dort bereits sehr windgeprägt und oft hart war. An eher windgeschützten Lagen wurde die Altschneeoberfläche aus kantig aufgebauten Körnern als ungünstig beurteilt. Die Lawinengefahr wurde für den 15. Dezember in den Hauptniederschlagsgebieten als 2+ (mässig) beurteilt. Das Hauptargument gegen eine Stufe 3 (erheblich) war, dass die Lawinengrössen bei diesen Neuschneemengen eher klein bis mittel zu erwarten waren.
Wie in Abbildung 3 ersichtlich, lagen die Neuschneemengen im Bereich der Erwartungen oder waren mit 10 bis 20 cm sogar etwas tiefer als vom Wettermodell prognostiziert. Aufgrund der Rückmeldungen vom Sonntag, 15. Dezember waren aber die Auslösebereitschaft vielerorts sehr hoch und auch die Lawinengrössen lagen über den Erwartungen. Die meisten Lawinen waren klein bis mittel, aber es gingen auch einzelne grosse Lawinen nieder. Es gab einzelne spontane Lawinen, meist stand aber die Auslösung durch Personen im Vordergrund. Es gab auch Fernauslösungen. Aufgrund dieser Faktoren wurde die Lawinengefahr im Nachhinein für die meisten Gebiete am nördlichen Alpenkamm eher als Stufe 3 (erheblich) eingeschätzt (Abbildung 5).
Lawinenaktivität ¶
Am Sonntag, 15. Dezember wurden im Norden viele Lawinen durch Personen ausgelöst, vereinzelt gab es auch spontane Lawinen. Die meisten Lawinen waren klein (Lawinengrösse 1) bis mittelgross (Lawinengrösse 2), einige wurden aber auch als gross (Lawinengrösse 3) klassiert (vgl. Abbildung 6). Lawinen gingen im westlichsten Unterwallis und am nördlichen Alpenkamm ab. Weiter südlich war es ruhig.
Am Sonntag wurden bei sechs Lawinen insgesamt 11 Personen erfasst, wobei alle Unfälle glimpflich ausgingen (Lawinenunfälle).
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.