Zwei Wochenenden mit vielen Lawinenauslösungen durch Personen ¶
Am zweiten und dritten Januarwochenende wurden jeweils viele Lawinen durch Personen ausgelöst. Während zunächst Neuschnee und schwacher Altschnee zur hohen Auslösebereitschaft beitrugen, war es am Ende der Blogperiode Triebschnee, der mit unerwartet starkem bis stürmischem Südwind entstand. Am Samstag, 18. Januar ereignete sich ein tödlicher Lawinenunfall.
Wetterrückblick Wochenende 11./12. Januar ¶
In der zweiten Januarwoche fiel verbreitet Niederschlag. Die Schneefallgrenze lag zunächst bei 1800 m und sank am 10. Januar bis in tiefe Lagen. Im westlichsten Unterwallis, im nördlichen Wallis, am Oberwalliser Alpenhauptkamm sowie im nordwestlichen Tessin fielen 40 bis 60 cm, sonst am Nördlichen Alpenkamm, im Wallis und im nördlichen Tessin 20 bis 40 cm Schnee (Abbildung 1, Infos zur Gebietseinteilung). Der Wind blies mässig bis stark, zeitweise auch stürmisch aus Südwest, am 10./11. Januar aus Nordwest, am 12. Januar aus Nordost. Am Wochenende 11./12. Januar war es meist sonnig und am Sonntag sank die Nullgradgrenze bis in die Niederungen. Der Neuschnee wurde stark verfrachtet.
Wetterrückblick Wochenende 18./19. Januar ¶
In der dritten Januarwoche herrschte Hochdruckwetter, mit viel Sonne in den Bergen und Hochnebel auf der Alpennordseite. Die Nullgradgrenze lag meist um die 2000 m. Der Wind blies wiederholt stark, zunächst aus Nord- bis Nordost und im Verlauf der Woche aus Südost. Am Samstag, 18. Januar blies der Südostwind im Norden deutlich stärker als erwartet, am Nördlichen Alpenkamm anhaltend stark bis stürmisch. In den Föhngebieten des Nordens griff zudem starker Föhn teils bis in mittlere Lagen hinunter. Dabei wurde vor allem am Alpennordhang, aber allgemein auch in Kamm- und Passlagen lockerer, oberflächennaher Altschnee verfrachtet (Abbildung 2). Am Sonntag 19. und Montag, 20. Januar fiel im Süden gebietsweise etwas Schnee und der Wind flaute allmählich ab.
Schneedecke ¶
Die Triebschneeansammlungen dieser Blogperiode lagen auf einer Altschneedecke, die regional unterschiedlich aufgebaut war. In den Gebieten nördlich einer Linie Rhone-Rhein und im westlichsten Unterwallis waren die Schneehöhen meist durchschnittlich, die Schneedecke im mittleren Teil oft gut verfestigt und der Schneedeckenaufbau damit recht günstig. Südlich einer Linie Rhone-Rhein waren die Schneehöhen unterdurchschnittlich und in der Schneedecke waren in den hohen Lagen ausgeprägte Schwachschichten vorhanden. Lawinen rissen dort teils bis zum Boden durch. Im mittleren und südlichen Tessin, sowie im Bergell und im Puschlav lag nur sehr wenig Schnee, und Schwachschichten im Altschnee waren erst oberhalb von rund 2600 m flächig genug vorhanden, um für die Lawinenbildung auszureichen.
Die dünne Schneedecke, aber allgemein auch der oberflächennahe Schnee wurden in der dritten Januarwoche zunehmend aufbauend umgewandelt und locker. An windgeschützten Hängen bildete sich zudem Oberflächenreif. Dies war besonders an Schattenhängen eine ungünstige Unterlage für den Triebschnee vom Samstag, 18. Januar.
An beiden Wochenenden viele Lawinenauslösungen durch Wintersportler ¶
Lawinenauslösungen durch Schneesportler standen im Vordergrund und dies besonders an den Wochenendtagen. In der räumlichen Verteilung und der Verteilung der Lawinengrössen zeigen sich aber Unterschiede zwischen den beiden Wochenenden (Abbildungen 3 und 4):
Am 11. und 12. Januar wurden insgesamt 31 Lawinen gemeldet, die durch Personen ausgelöst wurden, wovon 9 Lawinen klein, 20 Lawinen mittelgross und 2 Lawinen gross waren. Vier Personen wurden von Lawinen erfasst.
Am 18. Januar wurden insgesamt 45 Lawinen gemeldet, die durch Personen ausgelöst wurden, wovon 23 Lawinen klein und 22 Lawinen mittelgross waren. 13 Personen wurden von Lawinen erfasst. Am Arnifirst (OW) verunglückte am Samstag eine Person tödlich in einer Lawine . Am Sonntag, 19. Januar wurden keine Personenlawinen mehr gemeldet.
Lawinenprobleme und Lawinengefahr ¶
Die Lawinengrössen verdeutlichen die unterschiedlichen Situationen der beiden Wochenenden. Da am Wochenende 11./12. Januar die Triebschneeansammlungen durch den vorangegangenen Schneefall (Abbildung 1) deutlich grossflächiger und mächtiger waren, und die Lawinen in den inneralpinen Gebieten auch tiefer im Altschnee anrissen, wurden die Lawinen oft grösser. Am Samstag, 18. Januar wurde hingegen nur der oberflächennahe, lockere Altschnee verfrachtet und es entstanden dabei eher dünne, plattige Triebschneeansammlungen. Dies vor allem in den Föhngebieten am Alpennordhang sowie allgemein in Kamm- und Passlagen (vgl. Bildstrecke). Typisch für Triebschneeansammlungen, die durch Altschneeverfrachtung mit Föhn entstehen, ist, dass sie sich rasch verfestigen (durch Sintern, d.h. durch das Zusammenwachsen der Schneekristalle). Damit ist das «Triebschneebrett» oft am nächsten Tag schon zu hart für die Bruchausbreitung und damit für eine Lawinenauslösung.
Rückblickend war die prognostizierte Lawinengefahr am Samstag, 18. Januar gebietsweise unterschätzt. Sie wurde im Nachhinein in den Föhngebieten des zentralen Alpennordhangs und der Glarner Alpen sowie im Val Ferret (VS) mit erheblich (Stufe 3) oberhalb 1800 m und gegen die Voralpen hin mit mässig (Stufe 2) oberhalb 1600 m beurteilt.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.