Frau Holle auf Kurzbesuch: Viel Neuschnee im Norden ¶
Viel Neuschnee bis in tiefe Lagen brachte am Alpennordhang kurzzeitig winterliche Verhältnisse im Flachland und liess die Lawinengefahr markant ansteigen. Vor der aktuellen Berichtsperiode hatte sich das Altschneeproblem schneller entschärft als erwartet.












Entwicklung des Altschneeproblems im Wallis, Tessin und Graubünden in den letzten 2 Wochen ¶
Im letzten Avablog wurde das akute Altschneeproblem von Ende Januar beschrieben. Während dem Schneefall sind besonders am 28. Januar sehr viele grosse und vereinzelt auch sehr grosse Lawinen spontan abgegangen. Der Lawinenwarndienst ging damals davon aus, dass das Altschneeproblem sich nur sehr langsam beruhigen würde. Überraschenderweise nahm die Anzahl der Lawinen, die von Personen im Altschnee ausgelöst wurden, aber relativ rasch ab (Abbildung 1).
Die abnehmenden Lawinenmeldungen (Abbildung 2) liessen darauf schliessen, dass einerseits die Anzahl Gefahrenstellen, an denen Lawinen im Altschnee ausgelöst werden konnten rasch abgenommen hat. Andererseits waren die Anrisse der Lawinen meist auch nicht mehr so grossflächig wie noch während, oder kurz nach dem Niederschlag. Eine solche Abnahme der Anzahl Gefahrenstellen kann entweder durch eine Änderung der Eigenschaften der Schwachschicht oder des darüberliegenden «Schneebretts» liegen. Vermutlich lag in diesem Fall eine Veränderung der Eigenschaften des Schneebretts dem Rückgang zu Grunde.


Der gebundene Neuschnee von Ende Januar, der eine verbreitet sehr ungünstige, kantig aufgebaute Altschneedecke überlagerte, wurde nach dem Ende des Schneefalls während den darauffolgenden kalten, klaren Nächten vermutlich ebenfalls rasch aufbauend umgewandelt. Dadurch wurde aus der gebundenen Neuschneeschicht eine ebenfalls relativ lockere Schicht aus kantigen Kristallen. Damit war die instabile Kombination Schwachschicht-Schneebrett nicht mehr so verbreitet vorhanden. Brüche in der Schneedecke konnten dadurch einerseits nicht mehr so einfach initiiert werden und sich andererseits auch nicht mehr so gut ausbreiten, wie kurz nach dem Schneefall. Wieso diese aufbauende Umwandlung schneller vonstatten ging als erwartet ist nicht abschliessend geklärt.
Mit der aufbauenden Umwandlung des «Schneebretts» nahm die Anzahl Gefahrenstellen deutlich ab. Vereinzelt war die Kombination «Schwachschicht-Schneebrett» aber auch 2 Wochen nach dem Ende des Niederschlags noch sehr instabil vorhanden. So wurde z.B. am Dienstag, 11. Februar im Münstertal eine grosse Lawine von Personen fernausgelöst. Dieser Abgang löste noch 2 weitere Schneebrettlawinen in benachbarten Hängen aus (Abbildung 3). Ein Schneeprofil, welches am gleichen Tag ein paar Kilometer weit entfernt aufgenommen wurde (Abbildung 4.2), zeigt stark aufgebaute, weiche, bodennahe Schichten aus grossen Becherkristallen (Schwachschicht) und bereits etwas aufgebaute, ebenfalls relativ weiche darüberliegende Schichten (Schneebrett). Die variablen Resultate der Stabilitätstests zeigen, dass die Kombination «Schwachschicht-Schneebrett» in diesem Fall nicht ideal für eine Bruchbildung war.
Der Lawinenabgang am Piz Minschuns beweist, dass die Anzahl der Gefahrenstellen zwar deutlich abgenommen hat, Lawinenauslösungen von erschreckendem Ausmass im Altschnee aber vereinzelt weiterhin möglich waren. Risikomindernde Massnahmen, wie Einzelabfahrten in steilen Hängen werden deshalb auch bei latenten Altschneeproblemen dringend empfohlen.



Neuschnee im Westen und Norden, starker Nordwind im Süden ¶
Vom Dienstag, 11. Februar bis am Donnerstagmorgen 13. Februar war das Wetter oft bewölkt und vor allem im westlichsten und nördlichen Unterwallis fiel mit wenig Wind etwa 20 cm Neuschnee. Am Donnerstagnachmittag intensivierte sich der Niederschlag und breitete sich auf den gesamten Alpennordhang aus. Bis am Freitag, 14. Februar fielen im westlichsten Unterwallis und am Alpennordhang verbreitet 30 bis 40 cm, vom Haslital bis in die Glarner Alpenteils bis 50 cm Schnee. Auch im südlichen Wallis, im Gotthardgebiet und in Nordbünden fielen teilweise 10 bis 20 cm Schnee (Abbildung 5). Die Schneefallgrenze sank in der Nacht auf Freitag von rund 1500 m rasch in tiefe Lagen. Wegen der grossen Neuschneemengen wurde am Alpennordhang verbreitet vor erheblicher Lawinengefahr gewarnt. Der Neu- und Triebschnee war teilweise leicht auslösbar.
Am Freitagmorgen drehte der zuvor mässige Westwind auf Nord und blies vor allem am Alpenhauptkamm und südlich davon stark. Der starke Wind verfrachtete im Wallis, im Tessin und in Graubünden lockeren Altschnee und wo vorhanden zusätzlich auch noch den Neuschnee. Der Triebschnee war auf der schwachen Altschneedecke vermutlich leicht auslösbar. Es wurde erwartet, dass solche Lawinen in den schwachen Altschnee durchreissen können. Bis zum Redaktionsschluss gab es diesbezüglich allerdings noch keine Rückmeldungen aus dem Gelände.
Lawinenunfälle ¶
Für die Berichtsperiode vom 11. bis zum 14. Februar waren dem Lawinenwarndienst bis zum Redaktionsschluss keine Lawinenunfälle mit verschütteten Personen bekannt.
Am 30.01. ereignete sich in der Region Davos ein Lawinenunfall bei der zwei Personen ganz verschüttet wurden und in der Folge verstarben.