Viel Schnee im Süden ¶
Im Süden fiel in der Höhe eine Woche lang Schnee, mit nur kurzen Unterbrechungen. Die Lawinengefahr stieg mit den grossen Neuschneemengen markant an, zeitweise auf die Stufe 4 (gross) mit spontanen trockenen und nassen Lawinen. Mit den übergreifenden Niederschlägen am Alpenhauptkamm und in Graubünden stieg auch dort die Lawinengefahr ab der zweiten Wochenhälfte deutlich an. Es ereigneten sich einige Lawinenunfälle mit Personen.










Wetter ¶
Diese Berichtswoche war von einer markanten Südstaulage mit ergiebigen Niederschlägen geprägt (Abbildung 1). In den Bergen der Alpensüdseite fiel täglich Schnee, ausser am Dienstag, 11. März, als es eine kurze Verschnaufpause ohne nennenswerte Niederschläge gab. Zudem drückten die Niederschläge immer wieder über den Alpenhauptkamm in die nördlich angrenzenden Gebiete, aber auch im Westen am Grossen St. Bernhard und im Osten vom Bergell bis ins Berninagebiet schneite es immer wieder intensiv.
Sogar Blitz und Donner waren dabei: mit der ersten konvektiven Phase des Jahres 2025 fielen in der Nacht von Donnerstag, 13. März auf Freitag, 14. März die intensivsten Niederschläge, vor allem in den Bergen des Tessins und gebietsweise wurde es auch in Graubünden nochmal richtig weiss.
Die Schneefallgrenze lag im Süden zwischen 1200 m und 1700 m, in der Nacht auf Freitag kurzzeitig auf rund 2000 m. Im Norden und im Jura sank die Schneefallgrenze von rund 1500 m ab Donnerstag bis in tiefe Lagen (Abbildung 2). In den Hauptniederschlagsgebieten fiel der Schnee meist mit schwachem bis mässigem Wind aus südlichen Richtungen.
Innerhalb von acht Tagen fielen von Sonntagnachmittag, 9. März bis Montagmorgen, 17. März oberhalb von rund 1800 m (Abbildung 1):
- Nördliches und mittleres Tessin, Simplongebiet: 100 bis 150 cm
- Grosser St. Bernhard, übriger Alpenhauptkamm von Saas bis ins Berninagebiet und südlich davon: 60 bis 100 cm
- Direkt nördlich an den Alpenhauptkamm angrenzende Gebiete, Mittelbünden, Oberengadin: 40 bis 60 cm
- Alpennordhang östlich der Reuss, übriges Graubünden: 20 bis 40 cm
- sonst weniger

Schneedecke ¶
Von Februar bis Anfang März herrschten in den Schweizer Bergen verbreitet günstige Lawinenverhältnisse. Im Norden war die Schneedecke meist gut verfestigt. Im südlichen Wallis, im Tessin und in Graubünden beruhigte sich das Altschneeproblem zusehends, obwohl hier der Schneedeckenaufbau mit kantig aufgebauten, weichen Schichten tief in der Schneedecke immer noch ungünstig war und Lawinen sehr vereinzelt auch in tiefen
Schichten der Schneedecke anreissen konnten. Zudem waren zu Beginn der Südstaulage die Kontraste zwischen der Schneedecke an Süd- und Nordhängen gross. An den Südhängen machte sich der Frühling deutlich bemerkbar. Hier war die Schneedecke bis in die Höhe feucht. An Nordhängen herrschte dagegen noch Winter mit kantig aufgebautem, lockerem Schnee an der Oberfläche.
Mit der Südstaulage und dem vielen Neuschnee kam wieder Schwung in die Schneedecke. Im Süden etablierte sich die ganze Woche ein Neuschneeproblem: der viele Neuschnee war besonders an Nordhängen auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche aus kantig aufgebauten, weichen Schichten gefallen. An Südhängen dagegen war die Verbindung vom Neu- zum Altschnee günstiger.
Mit den warmen Temperaturen im Süden setzte und verfestigte sich der viele Neuschnee kontinuierlich. Die Neu- und Triebschneeschichten im oberen Teil der Schneedecke waren aber dennoch teils störanfällig.
In den nördlichen Gebieten war frischer Triebschnee besonders an Schattenhängen störanfällig, da er auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche abgelagert wurde.
Im Wallis, im Tessin und in Graubünden waren tiefe Schneeschichten nach wie vor kantig aufgebaut, locker und störanfällig (Abbildung 3). Vor allem an Schattenhängen rissen Lawinen besonders in Graubünden in diese tiefen Schichten der Schneedecke durch (Abbildung 4).
Durch die längere Schlechtwetterperiode konnte es zudem in Vergessenheit geraten, dass schon Frühling war und die Sonne viel Kraft hatte. Mit viel diffuser Strahlung während den bewölkten Tagen und mit der Sonneneinstrahlung während kurzer Aufhellungen wurden in den neuschneereichen Gebieten vor allem an Sonnenhängen Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen beobachtet (vgl. Bildstrecke).
Lawinengefahr und Lawinenaktivität ¶
Mit dem Beginn der Schneefälle im Süden wurde für Montag, 10. März die Lawinengefahr am Alpenhauptkamm vom Saastal bis zum Berninapass und südlich davon mit Stufe 3 (erheblich) eingeschätzt. Sprengerfolge und vereinzelte spontane Lawinen bestätigten diese Einschätzung. Im Norden herrschten noch mehrheitlich günstige Lawinenverhältnisse mit Stufe 1 (gering) und Stufe 2 (mässig) (siehe Gefahrenkarten am Ende des AvaBlogs).
Nach einer kurzen Verschnauf- und Niederschlagspause am Dienstag, 11. März stieg mit dem erneuten Einsetzten der Schneefälle die Lawinengefahr am Oberwalliser Alpenhauptkamm, im Tessin und in den südlichen Teilen Graubündens wieder an. Hier herrschte mehrheitlich erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3). Vermehrte Meldungen von Personenlawinen, aber auch von spontanen Lawinen bestätigten dies.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (13./14. März) wurde in Teilen des Tessins und im Moesano mit unerwartet intensivem Niederschlag und bis zu 50 cm Neuschnee sogar die Gefahrenstufe gross (Stufe 4) erreicht. Lawineninformationen aus dem nördlichen und mittleren Tessin waren aufgrund der durchwegs schlechten Sicht leider rar, aber die wenigen Meldungen und automatisch detektierten Lawinen waren ein Hinweis auf eine erhöhte Lawinenaktivität. Ausserdem zeigten die vielen spontanen und gesprengten Lawinen vom Bergell bis zur Bernina, dass die Prognose 3 (erheblich) hier nicht übertrieben war.
Obwohl auch am Samstag, 15. März im Tessin noch etwa 20 cm Schnee fielen, wurde dort die Gefahrenstufe von gross (Stufe 4) auf erheblich (Stufe 3) heruntergestuft. Spontane, sehr grosse Lawinen wurden zwar nicht mehr erwartet, für Wintersport abseits gesicherter Pisten wurde die Situation aber als gefährlich eingeschätzt.
Rückblickend wurde im Münstertal am Samstag und Sonntag (15./16. März) die Gefahrenstufe 4 (gross) verpasst. Mit insgesamt rund 40 cm Neuschnee wurden hier viele spontane Lawinen beobachtet, die meist bis auf den Boden durchrissen und somit den sehr schlechten Schneedeckenaufbau in diesem Gebiet bestätigten.
Im westlichsten Unterwallis und in Teilen Graubündens fiel ebenfalls verbreitet etwa ein halber Meter Schnee. Auch wenn die Altschneedecke im Westen günstiger als im Osten war, wurden an beiden Orten viele Personenlawinen gemeldet. Im Westen war vor allem frischer Triebschnee störanfällig. Im Osten wurde auch von Brüchen im Altschnee berichtet.
Bis am Montag, 17. März sank die Lawinengefahr entlang des Alpenhauptkamms und südlich davon sowie in Teilen Graubündens nur langsam. Auch wenn bis zum Redaktionsschluss wahrscheinlich noch längst nicht alle Lawinen gemeldet wurden, zeigte sich, dass die Lawinenaktivität hoch war. Dies galt ganz besonders für die Gebiete mit einer schwachen Altschneedecke im südlichen Graubünden.
Die Aktivität von Gleitschneelawinen nahm in dieser Berichtswoche zunächst ab. Im Verlauf der Woche wurden nasse Lawinen in mittleren Lagen und mit der Einstrahlung auch viele Lockerschneelawinen aus dem Neuschnee gemeldet.
Lawinenunfälle ¶
In dieser Berichtswoche wurden 35 durch Personen ausgelöste Lawinen gemeldet (Abbildung 5), vor allem in den Gebieten am Alpenhauptkamm. Dabei wurden sieben Personen teilverschüttet (Abbildung 6). Am Sonntag, 16. März wurde im Gebiet Hinterrhein (GR), im Aufstieg Richtung Zapporthütte eine Person bei einem Lawinenabgang ganz verschüttet und dabei verletzt.

