AvaBlog 04. - 10. Oktober 2024

Zwei Grossschneefälle, aber nur im Hochgebirge

Nach einem kleineren Schneefall bis unter die Waldgrenze folgten sich kurz nacheinander zwei warme, feuchte Südstaulagen. Während im Hochgebirge, insbesondere im Berninagebiet, viel Schnee fiel, schmolz weiter unten der Schnee vollständig weg.

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Während der Schnee unterhalb von 3000 m weggeregnet wurde, waren die Verhältnisse im Hochgebirge winterlich. Grosse, spontane Schneebrettlawine am Alphubel (Saas-Fee, VS). (Foto: D. Supersaxo, 9.10.2024)
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Mutterseelenallein im Konkordiagebiet. Skitour über das bereits winterlich eingeschneite Ewigschneefeld in Richtung Walcherhorn (3692 m, Fieschertal, VS). (Foto: M. Fontboté, 5.10.2024)
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Im Spurkeil hat sich ein Riss gebildet. Dies ist ein untrügliches Zeichen, dass die Schneedecke geschichtet war und sich unter einer gebundenen Schicht eine potenzielle Schwachschicht befand (Ewigschneefeld, Fieschertal, VS). (Foto: M. Fontboté, 5.10.2024)
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Kaum lag Schnee auf dem warmen Boden, ging es schon wieder los mit den ersten Gleitschneerutschen. Hier am Dürrbodaberg (Davos, GR) an einem Südhang auf 2500 m. (Foto: SLF / D. Liechti, 7.10.2024)
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Schneeräumung an der Bergstation des Piz Corvatsch (3298 m, Samedan, GR). (Foto: Webcam, 10.10.2024)

4. Oktober: Schnee bis unter die Waldgrenze

Nachdem bereits am Monatswechsel in hohen Lagen Schnee gefallen war (AvaBlog vom 2. Oktober), brachte eine Bisenströmung am Freitag, 4.10. Schnee bis unter die Waldgrenze (Abbildungen 1 und 2). Am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie in Teilen Graubündens wurden 20 bis 40 cm Neuschnee erwartet, lokal auch mehr. Es wurde ein Lawinenbulletin herausgegeben, doch Frau Holle hat mit verbreitet nur 20 bis 30 cm dann etwas knausrig geliefert, so dass die Kriterien für ein Sommerbulletin im Nachhinein nicht erfüllt waren.

Trotz der nur kleinen Schneemenge gingen auf dem noch warmen Boden in mittleren und grossen Höhenlagen viele kleine Gleitschneelawinen ab (Abbildung 3 und Bildstrecke).

8. bis 10. Oktober: Zwei ergiebige Schneefälle – aber nur im Hochgebirge

Episode 1

Nach einem teils sonnigen Wochenende brachte eine Südstaulage am Dienstag, 8.10. dem Süden viel Niederschlag. Die Schneefallgrenze lag lange Zeit im Bereich von 3000 m und sank erst am Ende bei geringerer Niederschlagsintensität auf etwa 2400 m. Während in mittleren Lagen der Schnee vom Ende der vergangenen Woche schmolz, fielen oberhalb von 3500 m folgende Schneemengen (Abbildung 4a):

  • Berninagebiet 70 bis 100 cm
  • übriger Alpenhauptkamm vom Matterhorn bis zum Ofenpass und südliches Mittelbünden: 40 bis 60 cm
  • sonst verbreitet 10 bis 30 cm

Im mittleren und südlichen Tessin fiel ebenfalls viel Niederschlag, aber als Regen bis in die Gipfellagen.

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Abb. 4a: 1-Tages Neuschneesumme am Dienstag, 8.10., berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz)
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Abb. 4b: 1-Tages Neuschneesumme am Donnerstag, 10.10. um 11:00 Uhr, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz)

Mit starkem Südwind entstanden im Hochgebirge grosse Triebschneeansammlungen. Neu- und Triebschnee überlagerten eine in dieser Höhe bereits geschichtete, zusammenhängende Schneedecke. Deshalb wurde die Gefahr im Lawinenbulletin für das Berninagebiet oberhalb von rund 3200 m im oberen Bereich der Stufe erheblich (3+) eingeschätzt.

Episode 2

Nach einer kurzen Pause folgte von Mittwoch, 9. auf Donnerstag, 10.10. der nächste Südstau, sozusagen der kleine Bruder des vorangegangenen Ereignisses: Die Schneefallgrenze lag mit 2800 m ähnlich hoch, jedoch blies der Südwind zu Beginn stürmisch. Am meisten Schnee fiel wiederum im Berninagebiet, dieses Mal aber «nur» 40 bis 50 cm (Abbildung 4b). Dieser Wert lag deutlich unter den Modellvorhersagen, weshalb auch die im Lawinenbulletin angegebene Gefahrenstufe 3+ wohl etwas zu hoch war. Meldungen aus dem Gelände lagen bis zum Redaktionsschluss aber keine vor.

Lawinenunfälle wurden in der ganzen Berichtsperiode keine gemeldet.

Nach diesen Schneefällen lagen oberhalb von 3000 m schon beträchtliche Schneemengen, während es nur wenig darunter komplett aper war (Abbildung 5).

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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