In der Höhe nochmal viel Neuschnee und ausserordentliche Schneehöhen ¶
Der wechselhafte und nasse Mai legte zum Schluss nochmal zu. Anhaltende Niederschläge führten auf der Alpennordseite zu einer ausgeprägten Hochwassersituation und in den Bergen in der Höhe zu einem weiteren Schneehöhenzuwachs und erhöhter Lawinengefahr. Die Schneehöhen an den Messstationen in hohen Lagen waren Anfang Juni immer noch deutlich überdurchschnittlich.
Viel Neuschnee oberhalb von 2500 m im Norden und Osten ¶
Vom Dienstag, 14. Mai bis am Dienstag, 4. Juni fielen, mit einer kurzen Pause am Sonntag, 2. Juni immer wieder Niederschläge, die im Norden und Osten ergiebig waren. Die Schneefallgrenze sank dabei von 2500 bis 2800 m bis in mittlere Lagen und stieg ab dem 1. Juni wieder stetig an (Abbildung 1). Die Nullgradgrenze lag am Dienstag wieder deutlich über 3000 m. Während der Niederschläge blies zeitweise starker Wind aus nördlichen Richtungen.
Die Tage vom 29. Mai bis zum 1. Juni waren die Niederschläge intensiv und am Nördlichen Alpenkamm von den östlichen Berner Alpen bis nach Liechtenstein sowie in Graubünden fielen oberhalb von rund 2500 m 40 bis 60 cm, vor allem in Graubünden lokal bis 70 cm Schnee. Nach einer Niederschlagspause am Sonntag, 2. Juni war es bis am 4. Juni im Norden wechselnd bis stark bewölkt und zeitweise fiel weiterer Niederschlag bei steigender Schneefallgrenze. Im Hochgebirge, d.h. oberhalb von rund 3000 m fielen verbreitet 10 bis 20 cm, in Graubünden bis 30 cm Schnee. Die täglichen Neuschneemengen sind in der Bildstrecke in Abbildung 2 dargestellt.
Schneedecke, Schneehöhen Anfang Juni ¶
Die Altschneedecke war bis auf rund 3000 m an allen Expositionen durchfeuchtet. Die Hauptgefahr ging in dieser Woche vom Neu- und Triebschnee aus, wobei sich der Neuschnee rasch setzte und stabilisierte bzw. unterhalb von 3000 m wieder rasch durchfeuchtete.
Mit den Niederschlägen dieser Berichtsperiode stiegen die Schneehöhen gebietsweise nochmal deutlich an, sodass sie Anfang Juni auf 2500 m schweizweit gesehen bei gut 200 % vom langjährigen Mittel (1991-2020) liegen. Man muss bis 1984 (d.h. vor 40 Jahren) zurückblicken, um auf dieser Höhenstufe Anfang Juni noch grössere Schneemengen zu finden (Abbildung 3, links). Im Engadin liegt wie normal zwar absolut gesehen eindeutig weniger Schnee als im Rest der Schweizer Alpen. Relativ gesehen sind Schneehöhen auf 2500 m aktuell aber im Engadin noch ausserordentlicher. Dort werden aktuell nämlich 260 % des langjährigen Mittels registriert. Dies war dort anfangs Juni letztmals 2019 der Fall (Abbildung 3, rechts). Dasselbe gilt auch für die 90-jährige Messreihe auf dem Weissfluhjoch, wo (mit Ausnahme von 2019) seit 40 Jahren Anfang Juni nicht mehr so viel Schnee (aktuell 220 cm) gemessen wurde.
Lawinenbulletins und Lawinenaktivität ¶
Am 30. und am 31. Mai wurde jeweils ein situationsbezogenes Lawinenbulletin publiziert. Am Nördlichen Alpenkamm und in Graubünden wurde vor trockenen und nassen Lawinen gewarnt, mit erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3) oberhalb von rund 2500 m. Vor allem am Samstag, 1. Juni wurden einige Lawinenabgänge gemeldet (vgl. Bildstrecke). Die Meldedichte war aber - der Jahreszeit und schlechter Sicht entsprechend – sehr klein.
Auch wenn im Sommer kein Lawinenbulletin publiziert ist, sollte die Lawinengefahr beachtet werden. Dies besonders bei Neuschnee und aufgrund der derzeit überdurchschnittlichen Schneelage oberhalb von 2500 m. Bei grösseren Schneefällen publiziert das SLF auch im Sommer und Herbst «vereinfachte», situationsbezogene Lawinenbulletins. Dabei werden die Gebiete mit Gefahrenstufen eingeschätzt, die hauptsächlich vom Niederschlag betroffen sind. Somit werden im Sommer nicht unbedingt alle Gebiete eingeschätzt. Zudem wird auch keine Einschätzung für die Stufe 1 (geringe Lawinengefahr) publiziert.
In den Einstellungen der App WhiteRisk kann die Pushmitteilung «Sommerbulletin» aktiviert werden, um auf die Ausgabe eines situationsbezogenen Lawinenbulletins aufmerksam zu werden.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.