Winterstart mit Schneefall, Sturm und grosser Lawinengefahr ¶
In nur einer Woche vom 30. Oktober bis am 5. November folgten drei intensive Niederschlagsereignisse Schlag auf Schlag aufeinander. Zusammen mit dem kräftigen Wind resultierte verbreitet «erhebliche», am Sonntag, 5.11. ganz im Westen sogar «grosse» Lawinengefahr (Stufe 4).
Schnee und Wetter ¶
Seit dem letzten AvaBlog vom 27. Oktober gab es keinen einzigen trockenen Tag. Mit starken bis stürmischen Südwestwinden jagten drei Grossschneefälle einen den anderen. Dabei lag die Schneefallgrenze jedes Mal tiefer.
30./31. Oktober: Starkschneefall im Hochgebirge des Südostens ¶
Am Montag und Dienstag, 30./31. Oktober schneite es im Berninagebiet innerhalb von 24 Stunden 70 bis 100 cm, aber nur im Hochgebirge. Darunter fiel vor allem intensiver Regen. Aber nicht nur die Bernina erhielt viel Niederschlag. Auch auf den höchsten Gipfeln vom Tessin über das Hinterrhein bis ins südliche Unterengadin fielen 40 bis 70 cm Schnee, in den übrigen Regionen immerhin noch 15 bis 40 cm. Am Schluss sank die Schneefallgrenze unter 2000 m, so dass die Schweizer Alpen bis unter die Waldgrenze angezuckert wurden.
2./3. November: Zweiter Starkschneefall, im Westen und im Südosten ¶
Bereits vom Donnerstag auf den Freitag, 2./3. November folgte der nächste ergiebige Niederschlag, dieses Mal oberhalb von rund 2300 m vollständig als Schnee. Mit 40 bis 70 cm am stärksten betroffen waren wiederum der Alpenhauptkamm vom Furkapass bis ins Münstertal und die Gebiete südlich davon, dieses Mal aber zusätzlich auch das westlichste und nördliche Unterwallis. Auch dieser Schnee wurde intensiv verfrachtet, denn der Wind blies zunächst stark bis stürmisch aus Süd, am Schluss dann mässig bis stark aus Nord.
4./5. November: Dritter Starkschneefall, im Westen ¶
Aller guten Dinge sind drei, und so liess der nächste grosse Schneefall nicht lange auf sich warten. Mit 1300 bis 1700 m lag die Schneefallgrenze am Wochenende vom 4./5. November deutlich tiefer. Im Westen und im Norden war es wiederum sehr windig: zuerst tobte ein Föhnsturm, dann folgte starker bis stürmischer Westwind.
Im Westen fielen verbreitet 30 bis 50 cm Schnee, weiter östlich weniger. Im westlichen und nördlichen Unterwallis waren es sogar 50 bis 70 cm Neuschnee, an der Grenze zu Frankreich noch mehr – aber wie viel mehr?
Die Meteomodelle prognostizierten hier kleinräumig sehr hohe Niederschlagswerte, die teilweise auch vom Niederschlagsradar bestätigt wurden. Spitzenreiter bei den Schneemessungen ist die automatische IMIS-Station L'Ecreuleuse (2252 m) mit einer 4-Tages Neuschneesumme von satten 172 cm. Die Schneehöhe erreichte mit 124 cm einen neuen Tagesrekord. Bisher lagen an einem 5. November maximal 83 cm, im Durchschnitt 21 cm Schnee. Dies bei einer Messreihe von mittlerweile 26 Jahren. Bei solchen Werten sollten wir beachten, dass sich die Neuschneemenge bei Sturm nicht immer repräsentativ ist, weil auch an den eher windgeschützten Messfeldern Schnee weg- oder eingeblasen werden kann. Aber auch wenn wir diesen Wert nicht als absolut zuverlässig annehmen – es war sehr viel Niederschlag, der hier im Westen zusammenkam.
Lawinen ¶
Im Unterwallis haben die automatischen Detektionssysteme in der letzten Schneefallperiode ein paar kleinere Lawinen detektiert. Beobachtermeldungen von trockenen Lawinen aus der Höhe gab es nur wenige, dabei waren aber zwei grosse Lawinen (Bildstrecke und Abbildung 3).
Frühes Einschneien des feuchten und noch warmen Bodens ist die perfekte Ausgangslage für Gleitschneelawinen. Noch waren es zu wenige und zu kleine, als dass im Lawinenbulletin davor gewarnt worden wäre. Aber das wird sich bald ändern.
Seit dem ersten Starkschneefall dieses AvaBlogs werden täglich Lawinenbulletins herausgegeben. Zuerst erschienen sie noch im stärker generalisierten Sommerformat, seit Donnerstag, 2. November komplett, inkl. Einschätzung der Gebiete mit geringer Gefahr (Stufe 1) und mit Wetterbeschreibung.
Für den Sonntag, 5. November wurde im westlichsten Unterwallis vor grosser Lawinengefahr (Stufe 4) gewarnt. Wie bei dieser Stufe üblich, wurde an diesem Tag auch ein Morgenbulletin herausgegeben.
Weil noch wenige Wintersportler in den Bergen unterwegs sind, hat der Lawinenwarndienst derzeit nur wenig Informationen aus dem Gelände. Über Rückmeldungen sind die Lawinenwarner*innen sehr dankbar!
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.