AvaBlog 26. - 28. April 2024

Schneehöhen wie zuletzt vor 25 Jahren

In der letzten Aprilwoche fiel in einer Südstaulage vor allem am Oberwalliser Alpenhauptkamm und im Tessin Schnee bis in mittlere Lagen. Der Föhnsturm verfrachtete im Norden den noch lockeren Schnee der vorangegangenen Schneefallperiode. Es ereigneten sich einige Lawinenauslösungen mit Personen, die alle glimpflich verliefen. Ende April lag in hohen Lagen deutlich mehr Schnee als normal um diese Jahreszeit, was u.a. mit Ende April 1999 vergleichbar ist.

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Der Piz Traunter Ovas (St. Moritz/GR, 3152 m) präsentiert sich noch in einem mächtigen weißen Kleid und spiegelt damit die für Ende April deutlich überdurchschnittlichen Schneehöhen in hohen Lagen wider (Bever, GR; Foto: J. Lucas, 28.04.2024).
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Stürmische Stimmung am Balmhorn (3690 m) - Föhnsturm und die damit verbundenen Schneeverfrachtungen waren am Wochenende im Norden weit verbreitet (Leukerbad, VS; Foto: A. Tellenbach, 27.04.2024).
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Die Standortwahl ist meist entscheidend für gutes Wetter - die Föhnmauer kurz hinter Grindelwald, BE (Foto: Webcam/Grindelwald, 27.04.2024).
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Unten saftig grün, oben schneeweiss: Schneefahnen am Vrenelisgrätli (2905 m) (Glarus, GL; Foto: R. Grischott, 27.04.2024).
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Noch einmal Glück gehabt: Personenauslösung einer mittleren Schneebrettlawine im Skigebiet Engelberg Titlis verläuft glimpflich. Tückische Triebschneeansammlung hinter einer Geländekante am Nordhang auf 2166 m des Jochstocks (Wolfenschiessen, NW; Foto: L. Hitzler, 27.04.2024).
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Kleine Schneebrettlawine an einem Südosthang am Zmuttgletscher bei Zermatt (VS) durch Personen ausgelöst, ohne weitere Folgen (Foto: M. Bacardit Penarroya, 26.04.2024).
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Die einen gehen in den Frühling, die andere finden nochmals Pulver: Nordflanke des Sentischhora (2827 m) (Davos, GR; Foto: SLF/J. Svoboda, 26.04.2024).
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Wasserfall oder Lawine? Mehrere Lawinen sind an den Südhängen des Oberbauenstocks (2117 m) bis ins Grüne vorgedrungen (Isenthal, UR; Foto: M. Bechny, 27.04.2024).
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Ein freundliches «Halo» mit schlechtem Wetter im Hintergrund (Davos, GR; Foto: SLF/J. Trachsel, 26. 04.2024).
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Wie schon den ganzen Winter über bleibt das Gleitschneeproblem ein Thema. Abgang einer Gleitschneelawine am Schnierenhireli auf rund 2000m (Oberried am Brienzersee, BE; Foto: L. Aeschlimann, 28.04.2024).

Neuschnee im Süden bis in mittlere Lagen

In der Nacht auf Freitag, 26. April setzte im Süden Niederschlag ein, der sich in der Nacht auf Sonntag, 29. April intensivierte. Bis am Sonntagabend fielen oberhalb von rund 2000 m im südlichen Simplongebiet und nordwestlichen Tessin 40 bis 60 cm, lokal bis 80 cm Schnee. Die Schneefallgrenze stieg allmählich von 1200 m auf 1800 m (Abbildungen 1 und 2).
Der Schnee fiel im Süden an Nordhängen oberhalb von rund 1500 m auf eine geschlossene Schneedecke, an Südhängen oberhalb von rund 1900 m. Am Alpensüdhang wurde Neuschnee in der Höhe mit mässigem bis starkem, am Alpenhauptkamm mit starkem bis stürmischem Südwind verfrachtet.

Triebschnee im Norden

Mit starkem bis stürmischen Südwind wurde im Norden in der Höhe und in den Föhngebieten am Alpennordhang der noch lockere, oberflächennahe Schnee der Vorwoche besonders an Nordhängen verfrachtet. Die frischen Triebschneeansammlungen lagen vor allem in Rinnen und Mulden und hinter Geländekanten, dies auch kammfern. Sie waren oft gut erkennbar aber stellenweise leicht auslösbar (Abbildung 3).

Einschätzung der Lawinengefahr, Lawinenaktivität

Im Süden stieg die Lawinengefahr an und war am Samstag, 27. April gebietsweise und am Sonntag, 28. April am Alpenhauptkamm und südlich davon verbreitet erheblich (Stufe 3). Die Hauptgefahr ging vom Neuschnee aus. Im Nachhinein gesehen wurde die Stufe 3 (erheblich) im Süden erst in der Nacht auf Sonntag erreicht. Spontane trockene Lawinen wurden im Süden bis zum Redaktionsschluss keine gemeldet, allerdings war die Sicht bis am Montag noch eingeschränkt. Vom Simplonpass wurde am Sonntag, 28. April eine Lawine gemeldet, die an einem Nordhang auf 2200 m durch Personen ausgelöst wurde (Abbildung 4). Im Norden nahm die Lawinengefahr nach den Grossschneefällen der Vorwoche zunächst ab. Sie blieb mit dem frischen Triebschnee am Wochenende verbreitet auf Stufe 2 (mässig).
Die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen wurde verbreitet mit mässig (Stufe 2) eingeschätzt. Vor allem am Alpennordhang lösten sich einige Nass- und Gleitschneelawinen. Sie gingen vor allem in den Gebieten mit viel Neuschnee der Vorwoche und besonders in mittleren Lagen ab (vgl. Bildstrecke). Einzelne Gleitschneelawinen wurden gross, die Aktivität war aber insgesamt deutlich geringer als in der ersten Aprilhälfte (vgl. AvaBlog vom 15. April).  

Lawinenunfälle

Es wurden zehn Lawinenauslösungen durch Personen gemeldet, wobei niemand ganz verschüttet oder verletzt wurde (Abbildung 4). Allerdings kam es teilweise zu teilverschütteten Personen und Materialverlust.
Um diese Jahreszeit erhält der Lawinenwarndienst relativ wenige Rückmeldungen aus dem Gelände und zur Lawinenaktivität. Wir sind daher umso dankbarer für jede einzelne Meldung, die wir in den vergangenen Tagen erhalten haben.

Schneelage Ende April

Rückblickend auf die vorangegangene kühle Periode zu Beginn der zweiten Aprilhälfte mit anhaltenden Schneefällen im Norden, hat diese vor allem am zentralen und östlichen Alpennordhang in mittleren Höhen für ungewöhnliche Schneehöhen für diese Jahreszeit gesorgt. So wurden beispielsweise an der Station Unterwasser-Iltios (SG, 1320 m) im Toggenburg noch am 25. April eine Schneehöhe von knapp 70 cm gemessen.  Ähnlich viel Schnee Ende April wurde in diesen Regionen letztmals im Winter 1999/2000 gemessen. Der Grund für diese für die Jahreszeit doch beträchtlichen Schneehöhen in mittleren Lagen lag alleine an den 10 aufeinanderfolgenden Tagen mit Schneefall, die in Unterwasser-Iltios schlussendliche eine Neuschneesumme 130 cm ergaben (vgl. AvaBlog vom 22. April). Wie aussergewöhnlich diese späten Schneefälle sind, zeigt die Tatsache, dass über alle Stationen oberhalb 1000 m betrachtet, in der zweiten Aprilhälfte noch nie so viele Neuschneetage (Median = 7 Tage) beobachtet wurden.

Die Schneefälle dieser Berichtsperiode im Süden liessen die Schneehöhen in hohen Lagen im Simplongebiet und im nördlichen Tessin um rund 35 cm anwachsen. Im Norden änderte sich in hohen Lagen trotz Föhn nicht viel. Damit liegen aktuell auf 2500 m an den Stationen verbreitet rund 2 bis 3 m Schnee. Am meisten Schnee verzeichnen die Stationen in den Berner Alpen, sowie im Simplongebiet und im nördlichen Tessin. Relativ zum langjährigen Mittel sind das in den letztgenannten Gebieten 140 bis 150 % und in den Berner Alpen 135 %. Auf der Alpennordseite sind Ende April ähnlich mächtige Schneehöhen letztmals 2009 und 2001 vorgekommen. Auf der Alpensüdseite lag 2009 und 2001 Ende April rund 50 cm mehr Schnee.

Entsprechend ist es nicht überraschend, dass die Schneehöhen aktuell an knapp der Hälfte aller 80 langjährigen IMIS-Stationen aktuell auf Rang 2, 3 oder 4 liegen, wobei im Süden meistens 2001 und im Norden 1999 auf Rang 1 steht (Abbildung 5).

Abb. 5: Vergleich der modellierten Schneehöhen für 1 km Gitterdaten auf 2500 m nördlich des Alpenhauptkammes (NAHK - links) und südlich des Alpenhautkammes (SAHK - rechts) in allen Wintern seit 1961/62 (grau Linien). Hervorgehoben sind der aktuelle Winter (blau), der Winter 1998/99 (grün) und die ebenfalls besonders schneereichen Winter 1974/75 (pink), 2008/09 (braun) und 2000/01 (gelb). Der durchschnittliche Schneehöhenverlauf der aktuellen 30 Jahres-Periode 1990/91 bis 2019/20 ist in schwarz dargestellt.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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