Weiterhin blauer Himmel, aber mässiger bis starker Wind - und schon kippte die günstige Lawinensituation ¶
Strahlend blauer Himmel, vielerorts wundervoller Pulverschnee, und eine meist stabile Schneedecke ohne ausgeprägte Schwachschichten – ein perfektes Touren-Wochenende konnte für den 13. und 14. Januar erwartet werden. Am Samstag (13.1.) waren dann auch sehr viele Leute unterwegs; sehr steile Abfahrten wurden gemacht. Die Rückmeldungen zur Lawinensituation waren fast ausnahmslos günstig; Lawinen wurden fast keine ausgelöst. Nur ganz vereinzelt hatte in der Höhe der Westwind etwas Schnee verfrachtet. Auch der Sonntag brachte vielerorts strahlendschönes Wetter, allerdings auch 25 durch Personen ausgelöste Lawinen wurden gemeldet. Glücklicherweise gingen alle glimpflich aus. Betrachtet man die Anzahl gemeldeter Personenlawinen, dann war dies der bisher lawinenaktivste Tag des bisherigen Winters. - Was war geschehen?
Was vorher geschah ¶
Die drei Wochen seit dem letzten AvaBlog waren geprägt von einer recht günstigen Lawinensituation zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Tourenverhältnisse waren aber teils herausfordernd: zwar lag in den meisten Gebieten viel Schnee, aber der Regen, welcher in der Nacht auf den 25. Dezember teils bis weit über 2600 m hinauf gefallen war, hatte verbreitet eine sehr harte, teils auch vereiste Oberfläche hinterlassen (Abbildungen 1 und 2). Zwischen Neujahr und dem 9. Januar fiel dann immer wieder etwas Schnee, gesamthaft war es verbreitet ein halber Meter, gebietsweise sogar fast ein Meter (Abbildung 3).
In den Tagen vor dem Wochenende des 13. und 14. Januar war es sonnig und kalt. Viele Touren wurden begangen. Lawinen wurden immer seltener ausgelöst und waren meist auch nur klein. Die Lawinensituation war mehrheitlich günstig (Abb. 4). Die oftmals lockere Schneeoberfläche wandelte sich in diesen Tagen aber rasch aufbauend um. Zudem bildete sich vielerorts Oberflächenreif (Abb. 5). An exponierten Lagen, vor allem im Hochgebirge, wurde etwas Schnee verfrachtet (Abb. 6).
Lawinenbulletin für Sonntag, 14.01. ¶
Für Sonntag gingen wir (Lawinenwarner) davon aus, dass sich mit Westwind besonders in hohen Lagen etwas Triebschnee bilden konnte, welcher auf eine ungünstige Oberfläche abgelagert werden würde. Erwartet wurden solch kleinere Triebschneeansammlungen besonders im Hochgebirge und, mit dem stärker werdenden Westwind, am Nachmittag dann auch am Alpennordhang. In Kombination mit den sehr günstigen Rückmeldungen aus dem Gelände vom Vortag, wurde die Gefahr von trockenen Lawinen mit Gefahrenstufe 1 (gering) eingeschätzt (Abb. 7, links).
Bei der Kontrolle der Wettersituation durch die beiden Lawinenwarner im Dienst am nächsten Morgen zeigte sich, dass in der Nacht bereits mässiger, teils auch starker West- bis Nordwestwind geblasen hatte. Es musste vermutet werden, dass sich in der Nacht bereits kleinere Triebschneeansammlungen gebildet hatten. Allerdings wurde davon ausgegangen, dass diese noch recht vereinzelt und kleinflächig waren. Im unplanmässigen Update des Lawinenbulletins von Sonntag, 8 Uhr, wurde die Lawinengefahr daher angehoben, aber nur auf ein schwaches Mässig (2-) (Abbildung 7, rechts oben). Die Gefahr von Gleitschneelawinen wurde weiterhin mit Stufe 2 (mässig) eingeschätzt (Abbildung 7, untere Reihe).
Zahlreiche Lawinenauslösungen am Sonntag ¶
Am Sonntag wurden 25 von Personen ausgelöste Lawinen gemeldet, bei 5 Lawinenabgängen wurden Personen mitgerissen (Abb. 8). Dies war somit der Tag mit den bisher meisten Personenlawinen dieses Winters. Viele dieser Lawinen waren klein, einige erreichten aber auch mittlere Grösse (Abb. 9). Ausgelöst wurde jeweils der frische Triebschnee, welcher stellenweise in Rinnen, sowie in Kamm- und Passlagen auf der aufbauend umgewandelten, und somit ungünstigen Oberfläche abgelagert wurde. Aber wie so oft, wenn ein Ereignis primär vom Einfluss des Windes geprägt ist, waren die Verhältnisse kleinräumig teils sehr verschieden. So blieb es vielerorts weiterhin günstig. Aber wehe es gab Triebschnee, dann konnten Lawinen sehr leicht ausgelöst werden, zum Teil gab es auch Fernauslösungen. Zurückblickend gesehen wurde die vorhergesagte Lawinengefahr in einigen Regionen unterschätzt.
Bisher war der Winter gekennzeichnet durch eine Schneedecke mit nur wenig ausgeprägten Schwachschichten. Es ist zu vermuten, dass sich dies mit dem in der zweiten Wochenhälfte erwarteten Neuschnee erstmal ändert. Denn dann wird die ungünstige Altschneeoberfläche verbreitet eingeschneit und bildet so eine Schwachschicht für Lawinen.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.