Das erste ausgeprägte Altschneeproblem des Winters? ¶
Das erste Mal diesen Winter wurde in dieser Berichtsperiode eine ungünstige Altschneeoberfläche verbreitet eingeschneit. Zusammen mit grossen Neuschneemengen im Westen führte dies gebietsweise zu grosser Lawinengefahr (Stufe 4).
Wetter ¶
In der Nacht von Dienstag, 16. Januar auf Mittwoch, 17. Januar setzte aus Westen Niederschlag ein. Tagsüber gab es am Mittwoch eine Niederschlagspause, bevor am Nachmittag erneut Niederschlag einsetzte, der im Westen und Norden bis am Freitagmorgen, 19. Januar anhielt.
Am Mittwoch stieg die Schneefallgrenze schnell auf rund 2200 m, teilweise auch noch höher. Am Donnerstag sank sie zwar etwas, blieb aber mit 1600 bis 1800 m noch recht hoch. In der Nacht auf Freitag ging die Schneefallgrenze mit dem Eintreffen einer Kaltfront dann in einen regelrechten Sturzflug und sank innerhalb von wenigen Stunden bis in die Niederungen (s. Abbildung 1).
Der Niederschlag war vor allem im Westen intensiv. Die gesamte Neuschneemenge, summiert über 3 Tagen bis am Freitagmorgen, ist in Abbildung 2 dargestellt.
Mit Abstand am meisten Neuschnee fiel mit rund 1 m im westlichsten Unterwallis entlang der Grenze zu Frankreich. Im übrigen Unterwallis sowie am Nördlichen Alpenkamm von Les Diablerets bis zum Titlis fiel insgesamt 40 bis 80 cm Neuschnee, in den übrigen Gebieten weniger. Nur wenig Neuschnee gab es in grossen Teilen Graubündens und im Tessin. Aufgrund der hohen Schneefallgrenze wurde die gesamte Schneemenge erst oberhalb von rund 2500 m erreicht. In der Nacht auf Freitag fielen aber im Westen und Norden noch verbreitet 10 bis 20 cm bis Neuschnee bis in tiefe Lagen. Auch im Mittelland wurden am Freitagmorgen 5 bis 15 cm Schnee gemessen.
Schneedecke ¶
Bis anhin schneite es in diesem Winter oft und viel. Die Schneehöhen waren in hohen Lagen auch Mitte Januar vielerorts überdurchschnittlich (s. Abbildung 3). Da längere Schönwetterperioden ausblieben, konnten sich kaum langlebige Schwachschichten bilden. In der Folge war die Schneedecke oft recht stabil und kompakt. Im Januar schneite es seltener und es gab auch längere Phasen mit stabilem und kühlem Winterwetter. Während dieser Zeit konnte sich die Schneeoberfläche, und in den schneeärmeren Regionen im Engadin und im Tessin teilweise auch grosse Teile der Schneedecke, aufbauend umwandeln. Mit dem eher dichten Neuschnee, der während dieser Niederschlagsperiode darauf fiel, wurde die alte Schneeoberfläche zu einer perfekten Schwachschicht. Unterhalb von 2000 m wurde sie mit dem Regen wahrscheinlich weitgehend durchfeuchtet und damit zerstört. In Höhenlagen darüber blieb sie vermutlich vielerorts bestehen, vor allem an eher windgeschützten Hanglagen.
Lawinen und Lawinengefahr ¶
Mit dem Neuschnee und starkem Westwind stieg die Gefahr ab Mittwoch deutlich an. Für Donnerstag und Freitag wurde im Westen gebietsweise vor grosser Lawinengefahr (Stufe 4) gewarnt. Am Donnerstag zunächst nur entlang der Grenze zu Frankreich. Da im Tagesverlauf jedoch einige SLF-Beobachter aus dem nördlichen Wallis die Gefahr ebenfalls als gross einstuften und auch einige grosse bis sehr grosse Lawinenabgänge beobachtet wurden, wurde das Gebiet mit grosser Lawinengefahr (Stufe 4) für Freitag im Westen noch etwas ausgeweitet (für die Gefahrenentwicklung: s. Bildstrecke am Ende vom Blog). Mit dem Regen ging die Gefahr nicht nur von trockenen Lawinen aus, sondern es wurde auch vor mittleren bis grossen nassen Lawinen gewarnt.
Wegen den schlechten Sichtverhältnissen wurden bis am Freitagmorgen vor allem die Lawinen beobachtet, die in typischen Lawinenzügen weit vordringen konnten. Diese gingen entweder als nasse Lawinen in Höhenlagen um 2000 m oder darunter ab, oder sie lösten sich weiter oben in der trockenen Schneedecke und rissen dann in der Sturzbahn den nassen Schnee mit (s. Bildgalerie).
Unterhalb von 2000 m gingen mit dem Regen auch zahlreiche mittlere Nass-und Gleitschneelawinen ab (s. Abbildung 4).
Mit der markanten Abkühlung am Freitag nahm die Aktivität von nassen Lawinen rasch ab, die Aktivität von Gleitschneelawinen nimmt in der Regel etwas langsamer ab.
Die Lawinensituation war nicht nur in den Hauptniederschlagsgebieten mit grosser Lawinengefahr (Stufe 4) angespannt. Auch mit weniger Neuschnee konnten Lawinen teilweise leicht ausgelöst werden. So wurde zum Beispiel am Ochsenhorn im Variantengelände vom Gebiet Titlis (Engelberg, OW) am Donnerstagnachmittag eine mittlere Lawine (Abbildung 5) fernausgelöst. Zudem wurden dort einige mittlere bis grosse spontane Lawinenabgänge beobachtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte es dort in der Region erst 20 bis 30 cm geschneit.
Ausblick ¶
Ob und wie lange die Schwachschicht am Übergang zum Altschnee für Skifahrer störanfällig bleibt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. In den Hauptniederschlagsgebieten im Westen war die Schwachschicht meist mächtig überdeckt, dass sie nach Setzung und Verfestigung des Neuschnees weniger leicht auslösbar sein wird. In den Gebieten, in denen weniger Neuschnee gefallen ist, wird uns diese Kombination aus Schneebrett und Schwachschicht voraussichtlich noch eine Weile beschäftigen. Ob und wie störanfällig die Schneedecke in den nächsten Tagensein wird, kann täglich im Lawinenbulletin in der Beschreibung der Schneedecke verfolgt werden (Abbildung 7).
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.