Endlich wieder Winter ¶
Nachdem die vergangenen Wochen von aussergewöhnlich milden Temperaturen, einer ungewöhnlich dünnen Schneedecke und wenig Neuschnee geprägt waren, fiel im Westen und Norden endlich mal wieder viel Neuschnee. Auch in tiefen Lagen wurde es vorübergehend weiss. Mit dem vielen Neuschnee stieg die Lawinengefahr gebietsweise auf die Gefahrenstufe 4, gross an.
In der Altjahreswoche wurde im Avablog die Schneearmut beschrieben. Diese verschärfte sich in der ersten Januarwoche weiter. Es fielen nur lokal wenige Zentimeter Neuschnee in dieser Zeit und die Temperaturen waren aussergewöhnlich mild. Am Alpennordhang wurde gebietsweise das wärmste Silvester seit Messbeginn registriert (MeteoSchweiz). Vielerorts war Wandern die sinnvollere sportliche Beschäftigung als Schneesport.
Endlich Schnee – 8. - 10. Januar ¶
Am Sonntag, 8. Januar endete die lange Durststrecke. Ein Grossschneefall stand vor der Tür. Am Sonntag fiel mit Südwestwind zunächst vor allem im Westen und im Süden Schnee. Am Montag drehte der Wind auf Nordwest. Damit verlagerte sich das Hauptniederschlagsgebiet auf den gesamten Alpenhauptkamm und nach Nordbünden. Aber auch im übrigen Wallis fiel noch einmal Schnee. In Summe fielen von Sonntagmorgen, 8. Januar bis Dienstagmittag, 10. Januar die in Abb. 1 dargestellten Neuschneemengen. Am meisten Neuschnee gab es im westlichen Unterwallis und im nördlichen Wallis, wo 70 bis 100 cm zusammenkamen. Sonst fielen im Wallis und am Alpennordhang verbreitet 40 bis 60 cm Schnee. Auch im Jura wurde es mit bis zu 40 cm Neuschnee auf den höchsten Gipfeln endlich wieder weiss. Die Schneefallgrenze lag zunächst zwischen 1000 und 1500 m und sank dann am Montag bis in tiefe Lagen (Abb. 2).
Während dem Schneefall blies oft starker, teils sogar stürmischer Wind aus Südwest bis Nordwest. So wurde der Neuschnee stark verfrachtet. Trotz viel Neuschnee waren am Ende des Niederschlags vielerorts Kämme und Kuppen abgeblasen und der Schnee lag vor allem in den Mulden (Abb. 3 und Abb. 4).
Schneedecke und Lawinenaktivität ¶
Vor dem Niederschlag war die Schneedecke aussergewöhnlich dünn. Unterhalb von 1700 m lag verbreitet kein Schnee, darüber nur wenig. An zahlreichen langjährigen Stationen wurde so wenig Schnee gemessen, wie noch nie zu dieser Jahreszeit. Vor allem in den inneralpinen Gebieten und oberhalb von 2400 m war die Schneedecke aufbauend umgewandelt und locker, und demzufolge eine schlechte Unterlage für den Neuschnee.
Damit waren die Kriterien gegeben für einen raschen Anstieg der Lawinengefahr: Viel Neuschnee begleitet von starkem Wind, auf eine schwache Altschneedecke. Im Wallis wurde für Montag und Dienstag gebietsweise grosse Lawinengefahr, Stufe 4, prognostiziert. Es wurde davor gewarnt, dass Lawinen innerhalb vom schwachen Altschnee anbrechen und die ganze Schneedecke mitreissen würden. Bis zu Redaktionsschluss wurden jedoch kaum Lawinen gemeldet, die innerhalb vom schwachen Altschnee anbrachen. Deutlich häufiger brachen die Lawinen am Übergang vom Neu- und Triebschnee zum Altschnee (Abb. 5). Ob das Altschneeproblem in den niederschlagreichen Gebieten des Wallis nun endgültig Geschichte ist und Lawinen nicht mehr im bodennahen Altschnee ausgelöst werden können, werden die kommenden Tage zeigen. In den Gebieten mit weniger Niederschlag, z.B. im zentralen Wallis und in Graubünden wird das Problem voraussichtlich weiter bestehen bleiben. Am Alpennordhang war die Schneedecke und die Oberfläche günstiger, da deutlich von Wärme, Regen und Wind geprägt.
Da in den Sturzbahnen vor dem Niederschlag kaum Schnee lag, stiessen Lawinen auch in den niederschlagsreichsten Gebieten im Westen kaum bis in mittlere Lagen vor.
Auch in den Regionen mit weniger Neuschnee, konnten Lawinen zum Teil beachtliche Anrissmächtigkeiten erreichen. Am Berninapass, wo insgesamt etwa 30 cm Neuschnee gefallen waren, wurde z.B. eine Lawine mit einer Anrissmächtigkeit von bis zu 2 m von Personen ausgelöst (Abb. 6). Es handelte sich hierbei um eine mächtige Triebschneeansammlung hinter einem Kamm, welche vermutlich am Übergang zum Altschnee brach.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.