Perfekte Schneeverhältnisse im Norden, Beruhigung des Altschneeproblems in den inneralpinen Gebieten, Schneearmut im Süden ¶
Nach etwas Neuschnee zu Beginn der Berichtsperiode, war der Himmel meist stahlblau. Für Ski- und Schneeschuhtouren waren die Schneeverhältnisse vielerorts traumhaft und die Lawinengefahr nahm im Lauf der Woche ab. Es gab nur noch vereinzelt Lawinenauslösungen im schwachen Altschnee. Nachdem schon den ganzen Winter sehr wenig Schnee am Alpensüdhang lag, waren Ende Februar Negativrekorde bei der Schneehöhe zu verzeichnen.
Wetter: Neuschnee, dann viel Sonne ¶
In der Nacht auf Freitag, 25. Februar sowie in der Nacht auf Samstag, 26. Februar fiel jeweils vor allem am zentralen und östlichen Alpennordhang sowie in Nordbünden Schnee (Abbildung 1). Am meisten Schnee fiel mit 20 bis 40 cm am Alpennordhang östlich der Reuss. Der Niederschlag hatte lokal einen grossen Graupelanteil (Abbildung 2). Die Temperatur, und damit auch die Schneefallgrenze, sank in der Nacht auf Freitag rasch ab und so schneite es bis in tiefe Lagen. In den Folgetagen stieg die Temperatur dann langsam wieder an (Abbildung 3). Am Samstag blies zudem in den Voralpen eine starke Bise und in der Höhe zeitweise starker Nordwind.
Abbildung 2: Am Mieserenstock (2203 m, Unteriberg, SZ) fiel der Schnee zum Teil als Graupel. Graupel entsteht, wenn Schneekristalle mit Wassertröpfchen in einer Wolke zusammentreffen und miteinander zu kleinen Schneebällen verklumpen. (Video: L. Castiglioni, 26.02.2022)
Ab Samstagmittag war es meist sonnig. Der Nordwind blies bis am Dienstag weiterhin phasenweise mässig bis stark, danach flaute er ab.
Lawinengefahr ¶
Triebschneeproblem ¶
Mit dem Neuschnee stieg die Lawinengefahr vor allem in den Hauptniederschlagsgebieten am Freitag, 25. Februar und Samstag, 26. Februar jeweils etwas an. In der Nacht auf Samstag fiel mehr Schnee als erwartet und dazu blies mässiger bis starker Nordostwind. Deshalb wurde am Samstagmorgen die im Bulletin ausgegebene Gefahrenstufe von Stufe 2, «mässig», auf Stufe 3, «erheblich» erhöht. Dank der tiefen Temperaturen blieb der Neuschnee vielerorts wunderschön locker. So landeten in der Inbox des Lawinenwarndienstes am Wochenende mehr Bilder schöner Pulverabfahrten als von frischen Lawinen.
Gegen Westen fiel weniger Neuschnee. Die starke Bise verfrachtete aber in den westlichen Voralpen trotzdem einiges an Schnee und es bildeten sich dünne, aber vorübergehend recht störanfällige Triebschneeansammlungen.
Das Triebschneeproblem beruhigte sich insgesamt rasch und so wurde am Montag, 28. Februar am Alpennordhang bereits nur noch vor mässiger Gefahr (Stufe 2) von Triebschnee gewarnt.
Altschneeproblem ¶
Der Niederschlag der Vorwoche hatte das Altschneeproblem in den inneralpinen Gebieten des Wallis und Graubündens kurzzeitig wieder etwas akzentuiert. In dieser Berichtsperiode nahmen die Lawinenauslösungen im Altschnee aber deutlich ab. Es gab nur noch sehr wenige Auslösungen, obwohl bei dem schönen Wetter am Wochenende viele, zum Teil auch extrem steile und selten begangene, Touren gemacht wurden. In den betroffenen Gebieten wurde bis am Sonntag, 27.02. vor erheblicher Lawinengefahr gewarnt. Im Nachhinein war die Gefahrenstufe 3 am Sonntag jedoch eher zu hoch eingestuft.
Den Rückgang der Gefahrenstufe richtig einzuschätzen ist beim Altschneeproblem jeweils besonders schwierig. Der Schneedeckenaufbau war weiterhin schwach, aber die Stellen an denen Lawinen ausgelöst werden konnten, wurden immer seltener. Trotzdem gingen am Wochenende noch einzelne Lawinen ab, die man typischerweise eher mit der Gefahrenstufe 3 verbindet. So ging zum Beispiel am Sonntag, 27. Februar eine Lawine im Val d’Entremont (Abbildung 5) spontan oder durch Fernauslösung ab. Am Samstag, 26. Februar wurde zudem eine Lawine im Bündner Oberland über 250 m fernausgelöst (Abbildung 6). Die Gefahrenstellen lagen in dieser Berichtsperiode vor allem noch im sehr steilen, selten befahrenen Gelände. Seit Beginn der Woche wurden keine Lawinenauslösungen im tiefen Altschnee mehr gemeldet.
Neben dem tiefen Altschnee, gab es zum Teil auch im oberflächennahen Bereich der Schneedecke schwache Schichten in denen Lawinen ausgelöst werden konnten. So wurde am Samstag, 26. Februar in der Südflanke des Grisighorn in extrem steilem Gelände eine Lawine in einer solchen Schicht ausgelöst (Abbildung 7). Der Skifahrer konnte zum Glück stehenbleiben, so dass niemand zu Schaden kam. Vor allem im nördlichen Wallis wurden am Wochenende einzelne Lawinen in solch oberflächennahen Schichten ausgelöst.
Unfälle ¶
In dieser Berichtsperiode ereigneten sich keine Lawinenunfälle. Es wurden 17 Lawinen durch Personen ausgelöst. Dabei wurde aber niemand mitgerissen oder verschüttet.
Extreme Schneearmut im Süden ¶
Im Süden gab es erneut keinen nennenswerten Niederschlag. Die Schneearmut Ende Februar brach langjährige Rekorde. Dies kam nicht von ungefähr, wurde doch auf der Alpensüdseite gemäss MeteoSchweiz «lokal der zweitmildeste, der sonnigste und der zweittrockenste Winter seit Messbeginn verzeichnet».
An diversen Messfeldern am Alpensüdhang wurde am 28.02. so wenig Schnee gemessen wie noch nie seit Messbeginn, an einem Messfeld gab es nur in einem Winter weniger Schnee (Tabelle 1).
Tabelle 1: Schneehöhe an verschiedenen Messfeldern am Alpensüdhang und deren Einordnung in die langjährigen Statistiken.
Messfeld | Messdauer [Jahre] | Rang | Schneehöhe am 28.02. [cm] |
Simplon Hospiz | 67 | 67 | 40 |
Bosco Gurin | 73 | 73 | 0 |
Robiei | 52 | 52 | 25 |
Ritom | 67 | 67 | 16 |
Campo Blenio | 70 | 70 | 6 |
San Bernadino | 71 | 70 | 13 |
Gefahr vor Spaltenstürzen ¶
Der schwache Altschnee führt nicht nur zu Lawinenauslösungen, sondern kann auch Spaltenstürze fördern. In Gebieten, wo die Schneedecke eher dünn und die Altschneedecke locker und griesig war, waren die Schneebrücken über Gletscherspalten zum Teil noch nicht zuverlässig tragend. Speziell im südlichen Wallis gab es deswegen in dieser Berichtsperiode einige Spaltenstürze. Auf Gletschern ist also aktuell besondere Vorsicht nötig.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.