Wochenbericht 12. - 31. Mai 2021

Winterlicher Frühling

Auch die zweite Maihälfte war geprägt von wiederholten Schneefällen bis in den Bereich der Waldgrenze und winterlichen Verhältnissen im Hochgebirge. Ende Mai waren die Schneehöhen in hohen Lagen vor allem im Norden deutlich überdurchschnittlich. Mit den wiederholten Schneefällen besonders im Hochgebirge waren Lawinen teils leicht auslösbar. Entsprechend gab es auch verschiedene Lawinenauslösungen, wobei bei einem Unfall am Tödi (GR) zwei Personen ums Leben kamen.

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In der Nordflanke des Piz Turba (Avers, GR) waren verschiedene Anrisse (vermutlich vom 11. Mai) sichtbar. Auf rund 2800 m waren diese eher oberflächlich, weiter unten auf 2400 m sind die Lawinen tiefer in die Schneedecke gerissen und wiesen Anrisse bis 1.5 m auf (Foto: H. Weiskopf, 14.05.2021).
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Winterliche Verhältnisse herrschten auch noch an den Alpenpässen, wie hier am Flüelapass (GR), wo immer wieder Lawinen abgingen. Nordosthänge, 2500 m (Foto: M. Ernst, 14.05.2021).
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Bei vielen Lawinenabgängen zeigten sich auch die ausgeprägten Schwachschichten der Winters. Nur so sind solch flächige Anrisse möglich. Gemsplanggenstöckli (Silenen, UR) mit dem Oberalpstock im Hintergrund rechts. Anriss: Nordwest, 2500 m. Die Lawine ging bis in den Talgrund des Maderanertals, vermutlich in der Nacht von 11. auf den 12. Mai (Foto: T. Märki, 14.05.2021).
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Perfekte Skitourenbedingungen im Hochgebirge. Monte Rosa, VS (Foto: A. Schuler, 19.05.2021).
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Die Vegetation hatte diesen Frühling einen harten Stand. Immer wieder gab es Schnee anstatt Wärme. Toggenburg (SG, Foto: P. Diener, 22.05.2021).
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Und wieder: schönste Bedingungen für Skihochtouren. Trientgebiet (VS, Foto: J.-L. Lugon, 28.05.2021).
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Weitere Lawinenabgänge am Flüelapass, GR (Foto: J. Rocco, 30.05.2021).
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Früh abfahren lohnt sich! Durch die tageszeitliche Erwärmung lösten sich an so manchen Hängen nasse Lockerschneelawinen, wie hier unter den "Schwarz Chöpf" auf rund 2100 m (Glarus Süd GL) (Foto: A. Schmidt, 30.05.2021).

Wetter

Sonnige Tage waren in der zweiten Maihälfte rar. In der Höhe gehörte Neuschnee zur Normalität. So wurde zum Beispiel in der Region Davos jeden zweiten Tag im Mai Neuschnee gemessen, das ist aussergewöhnlich. Die Nullgradgrenze lag meist im Bereich von 1500 bis 2500 m, erst zum Monatsende wurde es wärmer (Abb. 1). Im Wallis, am Alpennordhang sowie in Nordbünden fielen vom 12. bis 28. Mai verbreitet 80 bis 150 cm Schnee (Abb. 2).

Vom 12. bis 26. Mai fiel fast täglich Schnee, am meisten vom 15. bis 23. Mai (Abb. 3).

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Abb. 3-1: Neuschneemengen 15. bis 18. Mai, oberhalb von rund 2400 m. Am meisten Schnee fiel im Wallis mit bis zu 70 cm.
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Abb. 3-2: Neuschneemengen 18. bis 21. Mai, oberhalb von rund 2000 m. Im Unterwallis, am Alpennordhang und in Nordbünden fielen verbreitet 20 bis 40 cm, in den Urner und Glarner Alpen bis 60 cm Schnee.
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Abb. 3-3: Neuschneemengen 21. bis 23. Mai, oberhalb von rund 2400 m. Es fielen verbreitet 15 bis 30 cm Schnee.

Längere Sonnenphasen gab es erst zum Monatsende. So schien vom 26. bis 31. Mai oft die Sonne und die Nullgradgrenze stieg erstmals seit mehr als zwei Wochen wieder auf über 3000 m.

Schneedecke, Lawinengefahr und Lawinenaktivität

Bis zum 25. Mai wurden täglich Lawinenbulletins mit einer Gefahrenkarte erstellt, was ausserordentlich lang war. Somit wurden im Winter 2020/21 174 Lawinenbulletins mit einer Gefahrenkarte herausgegeben. Die Lawinengefahr wurde besonders im Westen, am nördlichen Alpenkamm und am Alpenhauptkamm oft mit erheblich (Stufe 3) eingeschätzt (Abb. 4).

Abb. 4: Verlauf der Lawinengefahr vom 12. bis 25. Mai 2021

 

Trockene Lawinen wurden oft in den oberflächennahen Schichten ausgelöst (Abb. 5), rissen teils aber auch tiefer in der Schneedecke an (Abb. 6).

Wie viel Schnee in der Höhe noch lag, zeigt eindrücklich ein Video von einer Staublawine am Mönch (Abb. 7).

Abb. 7: Diese Lawine am Mönch (BE) wurde vermutlich durch einen Eisabbruch verursacht. Es ist schön zu sehen, dass sie in der Sturzbahn viel Schnee mitriss und sich somit zu einer veritablen Staublawine entwickelte (Video: A. Balmer, 20.05.2021).

Obwohl die Durchfeuchtung der Schneedecke aufgrund der eher tiefen Temperaturen nur zögerlich in grössere Höhenlagen voranschritt, wurden in der zweiten Maihälfte auch nasse Lawinen beobachtet. Folgende nasse Lawinen wurden dem SLF vom 12. bis 28. Mai gemeldet:

  • 42 mittlere Lawinen
  • 21 grosse Lawinen
  • 4 sehr grosse Lawinen

Grössere Abgänge waren eher die Ausnahme, eindrücklich waren sie zum Teil trotzdem (Abb. 8).

Nasse Lawinen wurden zunehmend auch an hochliegenden Nordhängen beobachtet, meist waren dies aber oberflächliche Lawinen. Nasse Lawinen, welche tief in der Schneedecke anbrachen, waren vorerst noch eher selten.

Schneehöhe Ende Mai

Der kälteste Frühling seit 30 Jahren (Quelle: MeteoSchweiz) führte dazu, dass per Ende Mai in der Höhe noch sehr viel Schnee lag. Die Schneehöhen waren nördlich des Alpenhauptkammes oberhalb von 2000 m verbreitet stark überdurchschnittlich (an den IMIS-Stationen). Einzelne Stationen verzeichneten sogar Rekordwerte, so lagen beispielsweise bei der Station Ruinettes, Verbier (VS) auf 2200 m am 28. Mai noch 147 cm Schnee; so viel wie noch nie in der 20-jährigen Messreihe. Auch die Satellitenbilder zeigten ein eindeutiges Bild: im Wallis lag im Vergleich zum Mai 2020 dieses Jahr mehr, in der Region Davos sogar deutlich mehr Schnee (Abb. 9 und 10).

Abb. 9: Vergleich der Satellitenbilder vom 9.5.2021 (rechts) mit dem 9.5.2020 (links) für das Wallis (Quelle: Modified Copernicus Sentinel data 2021 / Sentinel Hub)
Abb. 10: Vergleich der Satellitenbilder vom 26.5.2021 (rechts) mit dem 26.5.2020 (links) für die Region Davos (Quelle: Modified Copernicus Sentinel data 2021 / Sentinel Hub).

Unfälle

Es wurden sechs Lawinenunfälle registriert, wobei insgesamt elf Personen erfasst wurden. Am 14. Mai kamen in der Tödi-Westwand zwei Personen ums Leben.

Bei einer sehr grossen Lawine an den Fünffingerstöcken (Innertkirchen, BE) gab es eine grosse Suchaktion. Glücklicherweise wurde niemand verschüttet (Abb. 11).

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Abb. 11-1: Diese Lawine ging am Samstag, 29. Mai an den Fünffingerstöcken ab. Sie war rund 450 m lang, 100 m breit und am Anriss bis 1.5 m mächtig.
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Abb. 11-2: Viele Tourenfahrer waren unterwegs und so wurde eine Suche mit LVS und Lawinenhunden durchgeführt. Glücklicherweise wurde niemand verschüttet (Foto: P. Mosca, 29.05.2021)
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Abb. 11-3: Am Sonntag war bei besserem Wetter das eindrückliche Ausmass der Lawine gut sichtbar (Foto: P. Althaus, 30.05.2021).

 

 

 

 

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