Wochenbericht 31. Januar - 6. Februar 2020

Mit Regen und Schneesturm anhaltend kritische Lawinensituation

Nach einem sonnigen und milden Tag löste Regen bis 2400 m viele Nass- und Gleitschneelawinen aus. Darauf folgte fast nahtlos ein Sturm mit Schnee bis in tiefe Lagen. Beide Ereignisse sorgten im Westen und im Norden gebietsweise für grosse Lawinengefahr. Es gingen zahlreiche mittlere und grosse, vereinzelt auch sehr grosse nasse und trockene Lawinen ab. Weniger kritisch waren die Verhältnisse in Südbünden und im Tessin.

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Regen bis 2400 m sorgte in der vergangenen Woche für grosse Nassschneelawinen. Hier stiessen mehrere Lawinen bis auf den Talgrund des Lötschentals vor, rechts im Bild beim Tännerbach an einem Nordwesthang auf 1450 m (Wiler (Lötschen), VS; Foto: B. Rieder, 03.02.2020).
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Der wenige Regen in der Nacht auf Freitag, 31.01. hinterliess deutliche Abflussrillen auf der Schneedecke der Flumserberge. Dies war noch vor den starken Regenfällen vom Sonntag und Montag (1540 m, Flums, SG; Foto: R. Bärtsch).
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Bereits am Freitag 31.01. gingen vielerorts Nass- und Gleitschneelawinen ab. Das Bild wurde auf der Nordseite des Le Moléson aufgenommen (1600 m, Gruyéres, FR; Foto: B. Grandjean).
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Auch in höheren Lagen wurden am Freitag, 31.01. und Samstag, 01.02. einige spontane, aber trockene Lawinen beobachtet. Hier ist der Anriss einer Schneebrettlawine in einem Nordhang nahe des Baslersch Chopfs (2628m, Davos, GR) zu sehen (Foto: SLF/C. Hänni, 01.02.2020).
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An der gleichen Flanke weiter südwestlich löste sich eine weitere spontane Lawine auf rund 2450 m. Sie floss über mehrere flache Passagen und rund 500 Höhenmeter bis fast auf den Boden des Flüelatals (Davos, GR; Foto: SLF/M. Marty, 01.02.2020).
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Mit dem Regen vom Sonntag, 02.02. und Montag, 03.02. stiessen grosse Nassschneelawinen teils weit bis in die Täler vor. Das Ablagerungsvolumen war meist gering. Zu sehen ist eine Lawine, welche an der Ostflanke des Dent du Salentin auf 1900 m anriss und bis fast nach La Balmaz auf 460 m reichte (Evionnaz, VS; Foto: G. Cheseaux, 02.02.2020).
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Im Mattertal reichten die Nassschneelawinen bis auf die Galerie der Eisenbahn bei Rosswäng zwischen Täsch und Zermatt (VS; Foto: B. Jelk, 03.02.2020).
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Mit dem Sturmtief Petra sank die Schneefallgrenze am Dienstag 04.02. bis in tiefe Lagen. In den Bergen gab es kräftige Sturmböen. Diese mutigen Skitourengänger trauten sich im Safiental (1694 m, GR) trotzdem nach draussen. Ihr Kommentar zum Bild lautete: «Viele Risse, viel Triebschnee, kleine Rutsche, Rock ‘n’ Roll» (Foto: J. Schwarz, 04.02.2020).
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Nach Neuschnee und Sturm waren am 05.02. viele Sprengungen erfolgreich. Diese Lawine mit viel Staubentwicklung wurde im Triftbach bei Saas-Fee (VS) ausgelöst (Foto: P. Schneiter).
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Die Gratlawine beim Foggenhorn (2568 m) oberhalb der Belalp (Naters, VS) konnte mit einer einzigen Ladung ausgelöst werden (siehe Abb. 8 im Bericht). Der Anriss war rund 1500 m breit (Foto: P. Schwitter, 06.02.2020).
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Am Salezer Horn (2536 m) oberhalb von Davos (GR) war die Sprengung ebenfalls erfolgreich. Links im Bild sind frische Abfahrtsspuren zu erkennen (Foto: SLF/S. Margreth, 06.02.2020).
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Das Wetter der letzten Woche hinterliess markante Spuren auf der Schneeoberfläche: Der Regen führte zu einer gefrorenen, glänzenden Unterlage, dazwischen ist der abgelagerte Neuschnee in hellem Weiss zu erkennen. Im Bild ist die Alp Grienena auf 2136 m beim Piz Titschal (Obersaxen Mundaun, GR) zu sehen (Foto: P. Degonda, 05.02.2020).
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Auf der gleichen Tour im Bereich der Waldgrenze konnte auch schöner Pulverschnee genossen werden (Foto: P. Degonda, 05.02.2020).

Schnee, Wetter, Lawinen

Der Lawinenaktivitätsindex gibt einen guten Überblick über eine ereignisreiche Berichtsperiode (vgl. Abbildung 1).

Freitag, 31.01.: Mit markanter Erwärmung viele spontane Lawinen

In der Nacht auf Freitag fielen im Norden und in Nordbünden oberhalb von rund 2000 m einige Zentimeter Schnee. Nach einem bewölkten Start hellte es im Tessin und aus Westen auf. Aufgrund der bewölken Nacht, Regen, hoher Lufttemperatur und diffuser Strahlung durch die tiefliegenden, sich zögerlich auflösenden Wolken wurden die obersten Schneeschichten stark erwärmt. Diese Erwärmung führte zu vielen spontanen und durch Personen ausgelösten Lawinen. Der Schneedeckenaufbau war offenbar so schwach, dass die Erwärmung und der wenige Regen ausreichten, um die spontanen Lawinen zu verursachen. Die Auswirkungen dieser Erwärmung waren in der Prognose unterschätzt worden. Zwar ging der Lawinenwarndienst davon aus, dass Lawinen leicht ausgelöst werden konnten, spontane Lawinen wurden im Bulletin aber nicht erwähnt (vgl. Abbildung 2 und 3).

Samstag, 01.02.: Zunächst Sonne, dann Regen

In der klaren Nacht auf Samstag, 01.02. konnte die Schneeoberfläche verbreitet gut abkühlen. An der feuchten Schneeoberfläche entstand eine meist brüchige Kruste. Es stellte sich die Frage, wie weit die Erwärmung und Abkühlung die Schneedecke bereits stabilisieren konnten. Es war davon auszugehen, dass die Wärme oberhalb von rund 2000 bis 2200 m und in den inneralpinen Gebieten noch nicht bis in die prominenten Schwachschichten eingedrungen war und Lawinenauslösungen dort noch wahrscheinlich blieben. Mehrere durch Personen ausgelöste Lawinen bestätigten dies (vgl. Abbildung 4). Diese Lawinen hatten einiges gemeinsam: Sektor Nord, fast alle oberhalb von rund 2500 m, Kantone Wallis und Graubünden.

Tagsüber zog aus Westen Niederschlag auf. Die Schneefallgrenze lag erneut bei rund 2000 m. Mit dem Regen setzte im Norden auch starker Westwind ein.

Sonntag und Montag, 02.02. und 03.02.: Der grosse Regen

Bis Sonntagmorgen fielen erst wenige mm Regen. Die Schneefallgrenze sank in der Nacht auf Montag vorübergehend bis 1600 m. Tagsüber intensivierten sich die Niederschläge und die Schneefallgrenze stieg im Westen auf sehr hohe 2400 m, im Osten bis 2200 m. Bis Montagabend kamen beachtliche Niederschlagssummen zusammen (vgl. Abbildung 5). Zusammen mit dem Regen wurde auch Saharastaub in einem Bogen über den Atlantik in die Alpen gebracht.

Regen und Neuschnee waren in dieser Phase nicht die einzigen lawinenbildenden Faktoren. Der Niederschlag wurde begleitet von starkem bis stürmischem Wind aus westlichen Richtungen.

Der Regen löste einen markanten Nassschneelawinen-Zyklus aus (vgl. Abbildung 1). Die meisten Lawinen lösten sich zwischen Sonntagnachmittag und Montagmorgen. Zum einen waren da die Niederschläge sehr intensiv und die Schneefallgrenze am höchsten. Es gingen viele mittlere und grosse, vereinzelt auch sehr grosse Lawinen ab. Dabei stiessen einige Lawinen auch in die Nähe von Strassen vor, die Volumina der Ablagerungen waren aber nicht besonders gross (vgl. Abbildung 6 und 7).

 

Dienstag, 04.02. und Mittwoch, 05.02.: Schneesturm

In der Nacht auf Dienstag zog eine Kaltfront mit Sturm über die Schweiz. Die Schneefallgrenze sank rasch in tiefe Lagen. Am Mittwoch fiel im Osten noch Schnee, im Westen wurde es ziemlich sonnig. Der starke bis stürmische Nordwind hielt an. Am meisten Neuschnee fiel am Alpennordhang, im Wallis und in Graubünden (vgl. Abbildung 8).

Für Mittwoch, 05.02. wurde im Wallis, am nördlichen Alpenkamm und in Graubünden erneut gebietsweise grosse Lawinengefahr prognostiziert. Nebst spontanen wurden auch sehr viele mittlere und grosse, vereinzelt sehr grosse gesprengte Lawinen gemeldet, diesmal fast ausnahmslos trockene. Eine auf der Belalp (VS) gesprengte Lawine kann sogar als extrem grosse Lawine bezeichnet werden (vgl. Abbildung 9). Einzelne Lawinen wurden auch durch Personen ausgelöst.

Donnerstag, 06.02.: meist sonnig und milder

Mit viel Sonne, schwachem bis mässigem Wind aus Nordost und milderen Temperaturen war der Donnerstag ein idealer Tourentag (vgl. Abbildung 10). Die Lawinengefahr war noch erheblich (Stufe 3).

Im Osten, wo es am Vortag noch bewölkt war, wurden viele Sprengaktionen zur Sicherung von Pisten und Strassen durchgeführt. Dabei wurden einige meist mittlere bis grosse Lawinen ausgelöst (vgl. Abbildung 11).

Schneelage

Durch den starken Regen nahmen die Schneehöhen in tiefen und mittleren Lagen ab. Der Schneefall zum Ende dieser Berichtsperiode konnte diese Abnahme nicht wettmachen. Während die Schneehöhen oberhalb von rund 2000 m verbreitet durchschnittlich, im Wallis und im Tessin sogar leicht überdurchschnittlich waren, lag an den tiefer gelegenen manuellen Messfeldern verbreitet weniger Schnee als im langjährigen Mittel. Einzig im westlichen Wallis, im Goms, in der Region Davos und im nördlichen Engadin entsprachen die gemessenen Schneehöhen dem Durchschnitt.

Lawinenunfälle

Am Freitag, 31.01. wurden dem Lawinenwarndienst 6 Lawinenunfälle gemeldet in welchen 13 Personen erfasst und eine ganz verschüttet wurde. Zudem verursachte eine spontane Lawine in der Gemeinde Savièse (VS) einen Sachschaden an einer Brücke. Am Samstag, 01.02. wurden im Raum Davos in 4 Lawinen in Summe 4 Personen erfasst. Eine weitere Lawine mit 2 erfassten Personen ereignete sich am Mittwoch, 05.02. in Bourg-St-Pierre.

Trotz vieler Lawinen gab es diese Woche glücklicherweise keine schwer verletzten Personen oder Todesopfer zu beklagen und es wurden wenig Sachschäden verursacht.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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