Neuschnee, Sturm und gebietsweise grosse Lawinengefahr – Ende der mehrwöchigen, recht günstigen Lawinensituation ¶
Schnee, Wetter, Lawinensituation ¶
Freitag, 24. bis Montag, 27. Januar: mehrheitlich günstige Lawinensituation ¶
Das recht ruhige Wetter der vergangenen vier Wochen setzte sich fort. Bei einem Mix aus Sonne und Wolken und nur zeitweise mässigem Wind änderte auch die Lawinensituation kaum:
- Vereinzelt konnten Personen Lawinen auslösen. Diese waren meist klein (Grösse 1), teils aber auch mittelgross (Grösse 2, Abbildung 1). Diese Gefahrenstellen waren selten und befanden sich vor allem dort, wo Triebschneeansammlungen aus der vergangenen Woche auf einer stark aufbauend umgewandelten Schicht lagen. Dies war vor allem an schattigen, sehr steilen und windgeschützten Hängen der Fall. Wo diese Schichtkombination nicht vorhanden war, war die Schneedecke meist stabil.
- Obwohl zahlreiche Gleitschneerisse offen waren, gingen nur sehr wenige Gleitschneelawinen ab.
Ein ähnlich günstiges Bild vermittelten auch die durchgeführten Schneedecken-Stabilitätstests: vielfach konnte auch mit grosser Belastung kein Bruch erzeugt werden. Falls Brüche in der Schneedecke erzeugt werden konnten, dann meist in oberflächennahen Schichten, bei mittleren Belastungsstufen und als Teilbruch (Abbildung 2).
Die Schneeoberfläche präsentierte sich vor den in der Nacht auf Dienstag einsetzenden Schneefällen variabel:
- Südseitig war sie teils tragfähig verharscht.
- An anderen Expositionen war sie verbreitet vom Wind geprägt, oftmals hart, oder auf kleinem Raum sehr unregelmässig.
- An Hängen, wo der Südwind nicht gewirkt hatte, war die Oberfläche dagegen stark aufbauend umgewandelt und locker (Abbildung 3). Zwar konnte man auch nach fast vier Wochen ohne nennenswerten Niederschlag an diesen Hängen teils noch frische Spuren im Schnee ziehen (Abbildung 4), für die kommenden Schneefälle war dies allerdings eine sehr ungünstige Unterlage.
Dienstag, 28. bis Donnerstag, 30. Januar: Neuschnee und Sturm führten zu gebietsweise grosser Lawinengefahr ¶
In der Nacht auf Dienstag setzte im Westen Schneefall ein. Damit endete eine – für einen Januar – aussergewöhnlich lange, fast vier Wochen andauernde niederschlagsarme und von einer günstigen Lawinensituation geprägte Zeit (siehe dazu auch Abschnitt weiter unten).
Am Dienstag und Mittwoch schneite es mit starkem bis stürmischem Westwind vielerorts bis in tiefe Lagen. Dabei fiel innert 48 Stunden oberhalb von 1400 m verbreitet 40 bis 70 cm Schnee, im Unterwallis, im Gotthardgebiet sowie am östlichen Alpennordhang teils bis zu 100 cm Schnee (Abbildung 5).
Mit dem starken bis stürmischen Westwind entstanden umfangreiche und sehr instabile Neu- und Triebschneeschichten. Die Lawinengefahr stieg bis Mittwoch in Teilen des westlichen Alpennordhangs und im Wallis auf Stufe 4 (gross) an. Zahlreiche spontane Lawinen wurden gemeldet. Diese gingen vereinzelt bis in Tallagen ab (Abbildung 6). Selbst in mittleren Lagen (zwischen 1000 und 2000 m) war die Schneedecke sehr störanfällig: lange Risse, Wummgeräusche, Fernauslösungen und spontane Lawinenauslösungen wurden von Tourengehern, SLF-Beobachtern und Sicherheitsverantwortlichen gemeldet (Abbildungen 7 bis 10).
Schneearmer Januar ¶
In den 30 Tagen zwischen dem 29.12. und 27.01. fiel nur gebietsweise etwas Schnee.
Eine Auswertung von 130 langjährigen Messstationen von SLF und MeteoSchweiz zeigt, dass im Mittel nur 8 cm Neuschnee pro Station gemessen wurden. Dabei handelt es sich um eine aussergewöhnlich lange Phase mit wenig Neuschnee:
- Letztmals fiel im Januar 2002, damals zwischen dem 1. und 27. des Monats (7 cm pro Station), noch weniger Schnee als in der gleichen Zeit in diesem Januar.
- Nur der Januar 1989 war noch schneeärmer. Damals wurde während 52 Tagen, zwischen dem 22. Dezember und dem 12. Februar, nur gerade 8 cm Neuschnee pro Station gemessen.
Noch aussergewöhnlicher sieht es bezüglich der mittleren Schneehöhe in tiefen Lagen aus (33 Stationen unterhalb von 1000 m, seit 1964): der Januar 2020 (bis 30.01.) war bis jetzt der schneeärmste.
Lawinenunfälle ¶
Dem Lawinenwarndienst wurden am 24. und 25.01. drei Lawinen gemeldet, bei welchen je eine Person mitgerissen wurde. Zwei dieser Lawinen ereigneten sich in der Region Davos (GR), eine im Unterwallis.
Am 29.01. führte im Variantengebiet im Skigebiet Engelberg (OW) ein Lawinenabgang zu einer Sicherheitssuche. Es wurde allerdings niemand von der Lawine erfasst.
Am 30.01. wurden zahlreiche Lawinen durch Personen ausgelöst. Bis Redaktionsschluss wurden drei Lawinen mit je einer erfassten Person gemeldet (Verbier/VS, Schwarzsee/FR, Davos/GR). Bei diesen drei Lawinenauslösungen wurde niemand verletzt.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.