Wochenbericht 14. - 20. Februar 2020

Wiederholt etwas Neuschnee im Norden – Altschneeproblem v.a. in Teilen Graubündens

Diese Wochenberichtsperiode war geprägt von wechselhaftem Wetter mit wiederholten Schneefällen im Norden und einem ausserordentlich milden Wochenende. Für die Lawinensituation waren die Lawinenprobleme «Neuschnee», «Triebschnee» und «Altschnee» relevant.

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Der Wind prägte die Schneeoberfläche auch diese Woche stark. Zum Glück blieb das Steinmännchen auf dem Meidpass (2789 m, Oberems, VS) standfest. Im Hintergrund ragen die Gipfel auf der Ostseite des Turtmanntals (Schwarzhorn bis Schöllihorn) und der stolze Dom in die Höhe (Foto: D. Wicki, 14.02.2020).
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Die Teilnehmer des Alpinski-Rennens liefen im Aufstieg zum Col d’Emaney (2462 m, Evionnaz, VS) über mehrere Lawinenkegel. Die Lawinen wurden am Vortag an diesem Nordosthang gesprengt, um die Sicherheit der Läufer zu gewährleisten. Am Anriss rechts im Bild ist zu sehen, wie nicht nur oberflächennahe Neu- und Triebschneeschichten, sondern auch tieferliegende Schneeschichten mitgerissen wurden (Foto: T. Frank, 15.02.2020).
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Auf der Lauchernalp (2100 m, Wiler (Lötschen), VS) herrschte am Freitag, 14.02. Hochbetrieb. Innert Kürze war der frische Schnee komplett mit Spuren durchzogen. Dabei lösten Wintersportler mehrere oberflächliche, eher kleine Lawinen aus. Glücklicherweise wurde niemand erfasst (Foto: V. Dittli).
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Auch im Osten der Schweiz freuten sich viele über den Neuschnee. Diese Schneebrettlawine wurde nördlich vom Marchhüreli (2577 m, Davos, GR) von einer Person ausgelöst. Es kam niemand zu Schaden. Gut sichtbar ist, dass ein Teil der darunterliegenden Altschneeschicht mitgerissen wurde, allerdings nicht auf der ganzen Länge der Sturzbahn (Foto: SOS Jakobshorn, 16.02.2020).
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Sprengungen waren am Freitag, 14.02. vielerorts erfolgreich, wie zum Beispiel hier im Skigebiet Crans-Montana (VS) an einem Osthang auf rund 2200 m (Foto: V. Bettler).
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Am Samstag, 15.02. lösten sich mit der Erwärmung teils spontane Lawinen aus steilen felsigen Hängen. Zu sehen ist die Südflanke des Wiggis (2281 m, Glarus, GL) im letzten Abendlicht (Foto: M. Scherrer).
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Im Unterwallis fielen bis Freitag 14.02. rund 20 cm Neuschnee auf 2000 m. Der Schneepflug im Bild räumt gerade die Zufahrt zum Lac d’Emosson (1920 m, Finhaut, VS) (Foto: G. Cheseaux).
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Das schöne Wetter lockte am Samstag, 15.02. viele Tourengänger in die Höhe. Am Gipfel des Chörbschhorns (2650 m, Davos, GR) waren gemäss der Meldung «mehr Leute als Schnee» anzutreffen (Foto: C. Sommer).
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Obwohl es am Dienstag, 18.02. nach einem sehr milden Wochenende wieder deutlich kühler war, gingen im Alpeltitälli bei St. Antönien (Luzein, GR) Gleitschneelawinen an den Südwesthängen ab. Allerdings wurden in dieser Wochenberichtsperiode Gleitschneelawinen nur selten beobachtet (Foto: SLF/C. Hänni).
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Powderspass auf dem Lämmerengletscher (Leukerbad, VS) auf rund 2800 m (Foto: G. Voide, 18.02.2020).
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Am Mittwoch, 19.02. fiel am Alpennordhang und im nördlichen Wallis verbreitet Schnee bis auf 600 m. Diese Tourenskifahrer genossen den Pulverschnee nahe Les Mayens de My auf rund 1700 m (Conthey, VS; Foto: G. Voide).
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Im Süden liegt im Vergleich zum Norden in höheren Lagen dank der Starkschneefällen von Anfang Winter verbreitet viel Schnee, wie hier auf der Alpe Bósa (2020 m, Valle di Campo, IT; Foto: A. Schuler, 19.02.2020).
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Am Mittwoch, 19.02. gab es mit schauerartigen Niederschlägen teils auch Graupel zu beobachten, wie hier bei Wildhaus (SG). Der Kommentar zum Bild lautete: «Wind und Styropor dass eim graupelt» (Foto: P. Diener).
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Die Sicherheitsverantwortlichen der Belalp nutzten das gute Wetter vom Donnerstag, 20.02. für einen Kontrollgang bei den Sprenganlagen im Anrissgebiet der «Gratlawine» (siehe auch Wochenbericht vom 31.01.-06.02.2020). Im Bild ist ein Zündrohr des Systems Gazex® auf 2680 m unterhalb des Hofathorn (Naters, VS) zu sehen (Foto: P. Schwitter, 20.02.2020).
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Kurz vor Redaktionsschluss wurde diese Schneebrettlawine an einem Nordhang des Hundstocks (Sisikon, UR) gemeldet. Sie wurde von einer Person im Aufstieg fernausgelöst (Foto: P. Fähndrich, 20.02.2020).

Wetterentwicklung, Schneedecke und Lawinensituation

Freitag, 14.02.: Neuschnee vor allem im Norden, tagsüber zunehmend sonnig

In der Nacht auf Freitag schneite es verbreitet mit Schwergewicht am Alpennordhang (vgl. Abbildung 1). Die Schneefallgrenze lag zwischen 1200 und 800 m. Bereits am Vormittag wurde es aus Westen und Süden zunehmend sonnig, während im Osten der Niederschlag zu Ende ging.  Der Wind blies aus westlichen Richtungen, in der Nacht auf Freitag meist stark bis stürmisch, am Alpensüdhang schwach bis mässig. Tagsüber liess er am Alpennordhang und im Wallis nach, in Graubünden und am Alpensüdhang blies er am Nachmittag noch meist mässig bis stark aus Norden.

Der Freitag war der lawinenaktivste Tag der Woche. Von den 284 gemeldeten Lawinen waren 49% klein (Grösse 1), 42% mittel (Grösse 2) und 9% gross (Grösse 3) (vgl. Abbildung 2). 82% davon wurden durch Sprengungen künstlich ausgelöst, 8% (24 Stück) durch Personen. Der Rest ging spontan ab, 2 Stück wurden durch Pistenfahrzeuge ausgelöst.

Besonders im Westen und Süden, wo es schon tagsüber sonnig wurde, genossen viele Freerider den lockeren Neuschnee (vgl. Abbildung 3).

Durch Sprengungen wurden zum Teil grosse Lawinen künstlich ausgelöst (vgl. Abb. 4).

Während aus den inneralpinen Gebieten des Wallis Brüche in tieferen Schneeschichten kaum mehr gemeldet wurden, mehrten sich solche in Graubünden. Dabei handelte es sich meist um die eingeschneite, aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche der langen Schönwetterphase vom Januar oder um Schwachschichten im Bereich von Krusten etwas höher in der Schneedecke (vgl. Abbildung 5).

Samstag, 15.02. und Sonntag, 16.02.: Ein aussergewöhnlich warmes Wochenende

Am Samstag war es sonnig, am Sonntag zogen rasch hohe, dünne Wolken auf. Längere Aufhellungen gab es vor allem im Tessin und in Graubünden. Die Nullgradgrenze lag am Samstag bei 3000 m, am Sonntag bei 3500 m (vgl. Abbildung 6), was zum Teil mit neuen Februartemperaturrekorden verbunden war.  Der Wind wehte am Samstag schwach bis mässig aus Südwest, am Sonntag dann am Nördlichen Alpenkamm vom Chablais bis in die Urner Alpen mässig bis stark.

Die Neu- und Triebschneeschichten, welche sich bis am Freitag gebildet hatten, stabilisierten sich schnell – schneller als in der Prognose eingeschätzt. Dabei wirkte sich auch die Wärme günstig aus. Der Rückgang der Lawinengefahr erfolgte damit schneller als im Lawinenbulletin für den Samstag prognostiziert (vgl. «Gefahrenentwicklung» unten auf der Seite). Auch die, unter Föhneinfluss erwartete Triebschneebildung am östlichen Alpennordhang blieb mit ausbleibendem Föhnschub aus.

Am Samstag und Sonntag wurden lediglich je 1 resp. 3 Lawinenauslösungen durch Personen gemeldet. Dabei entpuppte sich erneut der «Altschnee» als weiterhin ernst zu nehmendes Lawinenproblem in den inneralpinen Gebieten Graubündens – vornehmlich in hohen Lagen an Steilhängen, die sich zuvor noch nie entladen hatten oder noch nicht intensiv begangen wurden. Zwei Auslösungen am Sonntag reihten sich in die bereits an den Vortagen eingegangenen Hinweise: Am Chrachenhorn (Davos, GR) lösten eine Personengruppe an einem sehr steilen Ost-Nordosthang auf 2670 m und eine Person an einem sehr steilen Nordhang auf 2570 m je eine mittelgrosse Lawine aus (Grösse 2) und wurden mitgerissen. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Beide Lawinen lösten sich am Übergang zum stark aufbauend umgewandelten Januar-Schnee der Schönwetterperiode (vgl. Abbildung 7).

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Abb. 7 / Bild 1: Am Sonntagvormittag durch eine Personengruppe ausgelöste Schneebrettlawine auf der Ostseite des Chrachenhorns (Davos, GR). Die Lawine wurde im Bereich X (2670 m) ausgelöst, bei P (2740 m) wurde am Montag ein Schneeprofil erstellt (vgl. Bild 2 und 3) (Foto: SLF/E. Hafner).
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Abb. 7 / Bild 2: Im Schneeprofil sind die abgeglittene Schicht (A, blau) und die stark aufbauend umgewandelten Schneeschichten (B, rot) farblich klar unterscheidbar. Die Kruste (K) dürfte dem Regen vom 02./03. Februar zuzuordnen sein. Darunter lag eine markante Oberflächenreifschicht (R) (Foto: SLF/Th. Stucki).
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Abb. 7 / Bild 3: Die stark aufbauend umgewandelten Schneeschichten bestanden aus grossen Becherkristallen und kantigen Formen (Foto: SLF/Th. Stucki).

Ob am Sonntag Alarmzeichen wie Wummgeräusche auftraten, ist nicht bekannt. Am Tag des Augenscheins durch Mitarbeitende des Lawinenwarndienstes am Montag waren solche im Zustieg schon ab 2100 m zu beobachten. Zudem waren die Einsinktiefen mit Skis nur gering (rund 10 cm), ohne Skis jedoch markant – ein Zeichen dafür, dass tiefere Schichten in der Schneedecke schwach sind (vgl. Abbildung/Film 8).

Abbildung 8: Die Einsinktiefen mit den Skis waren meist um 10 cm, wie die Spuren zeigen. Mit den Skis sank man nur selten bis in tiefere Schichten durch, ohne Skis jedoch brach man oft tief ein (Film: SLF/Th. Stucki, 17.02.2020).

Montag, 17.02. bis Donnerstag, 20.02.: Wechselhaft mit wiederholtem Schneefall im Norden

Die zweite Hälfte dieser Wochenberichtsperiode war geprägt von wechselhaftem Wetter. Zwei Kaltfrontdurchgänge brachten am Montag und Mittwoch je etwas Schnee im Norden (vgl. Abbildung 9) – und auch wieder kältere Temperaturen (vgl. Abbildung 6) mit einer Schneefallgrenze um 1000 m. Der Wind blies aus West bis Südwest, im Norden oft mässig bis stark, zeitweise auch stürmisch. Am Montag war es im Norden, am Mittwoch im Süden föhnig. Sonst und in den übrigen Gebieten blies der Wind schwach bis mässig. Von Sonne profitierte am Montag vor allem das südliche Oberwallis, der Osten und Graubünden, am Dienstag alle Gebiete ausser der östliche Alpennordhang, am Mittwoch der Süden und am Donnerstag der Westen.

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Abb. 9 / Grafik 1: Von Montag, 17.02. auf Dienstag, 18.02. fielen im westlichsten Unterwallis und im Gotthardgebiet 10 bis 20 cm Schnee, sonst weniger oder es blieb trocken (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abb. 9 / Grafik 2: In der Nacht zum Mittwoch setzten aus Nordwesten Niederschläge ein. Bis am Morgen schneite es im Jura ein paar Zentimteter (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abb. 9 / Grafik 3: Am Mittwoch, 19.02. (zwischen Mittwochmorgen und Donnerstagmorgen) schneites es am Nördlichen Alpenkamm verbreitet 10 bis 20 cm, sonst meist wengier oder es blieb trocken (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abb. 9 / Grafik 4: In Summe fielen von Montagmorgen, 17.02. bis Donnerstagmorgen, 18.02. entlang des Alpennordhanges verbreitet 10 bis 20 cm, stellenweise auch bis 30 cm (Quelle: Messstationen des SLF und von MeteoSchweiz).

Trotz wiederholter Schneefälle lagen die Schneehöhen am Donnerstag, 20.02. meist etwas unter den, zu dieser Jahreszeit üblichen Werten. Auf 2000 m lag im flachen Gelände im Westen 80 bis 120 cm, zum Teil bis 200 m Schnee, im Osten 120 bis 200 cm, lokal auch mehr. Im südlichen Wallis und im Oberengadin und Puschlav waren es 50 bis 80 cm.
Sehr wenig Schnee lag entlang der Voralpen, wie Bilder vom Dienstag, 18.02. und Donnerstag, 20.02. zeigten (vgl. Abbildung 10).

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Abb. 10 / Bild 1: Blick von Schwarzsee (1045 m, Plaffeien, FR) über die Riggisalp zur Kaiseregg (2185 m, Jaun, FR) (Quelle: Webcam Roundshot).
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Abb. 10 / Bild 2: Blick aus dem Skigebiet Château-d'Oex (VD) auf 1620 auf die gleichnamige Ortschaft und die wolkenverhangenen Berge (Vanil Carré, Gros Perre, etc.) (Quelle: Webcam Roundshot).
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Abb. 10 / Bild 3: Wenig Schnee liegt ebenfalls in Saanenmöser auf 1260 m (Saanen, BE) (Quelle: Webcam Roundshot).
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Abb. 10 / Bild 4: Auch auf der Rigi (1797 m, Arth, SZ) ist der Schnee knapp. Hinter dem Vierwaldstättersee sind die grünen Wiesen bei Stans (NW) zu sehen (Quelle: Webcam Roundshot).
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Abb. 10 / Bild 5: Grün sieht es auch am Rossberg aus, Blick vom Mostelberg (1180 m, Sattel, SZ) (Quelle: Webcam Roundshot).

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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