Wochenbericht 18. - 24. Januar 2019

Ruhe nach dem Sturm: Im Westen anhaltend kritische Altschneesituation, im Osten ideale Tourenverhältnisse

Nach der turbulenten letzten Periode mit aussergewöhnlichen Schneefällen und teils sehr grosser Lawinengefahr (Stufe 5) war diese Berichtsperiode vielerorts von schönem Wetter,  Pulverschnee und  einer günstigen Lawinensituation geprägt. Einzig im Westen blieb die Lawinengefahr gebietsweise erheblich (Stufe 3). Hier ereigneten sich am Wochenende zahlreiche Lawinenunfälle, wovon zwei leider tödlich endeten.

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Diese Schneebrettlawine am Westhang des Bündihore (2545 m, BE) im Diemtigtal wurde am Freitag, 18.01., über mehrere hundert Meter durch Tourengänger fernausgelöst. Der Bruch breitete sich in einer Schwachschicht im Altschnee aus (Foto: R. Weber).
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Lockerer Wald oder einzelne Bäume schützen nicht vor Lawinen. Diese Lawine bei Vers les Lacs (1916 m) oberhalb des Col des Mosses (Ormont-Dessous, VD) ist im Waldgrenzbereich im schwachen Altschnee angerissen (Foto: P. Gonet, 18.01.2019).
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Viel Glück am Brisen (2403 m, Wolfenschiessen, NW). Obwohl drei Wintersportler bei der Abfahrt von dieser Schneebrettlawine an einem 35° steilen NW-Hang erfasst wurden, konnten sie ausfahren bevor diese ihre volle Grösse erreicht hatte (Foto: M. Amstad, 19.01.2019).
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Am Montag, 21.01., hat ein Skifahrer eine Schneebrettlawine am Westhang des Carraye (2132m , Trient, VS) ausgelöst, wurde aber nicht erfasst. Ein Beobachter des Abganges hat vorsorglich alarmiert, worauf eine organisierte Suchaktion eingeleitet wurde. Die Anrisskante befindet sich am Übergang vom eher schneearmen, abgeblasenen Rücken zu einem mit Triebschnee gefüllten Hang (Foto: J.L. Lugon, 21.01.2019).
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Eindrückliche, bis 2.5 m mächtige Gleitschneerisse am Gipfelkamm des 2290 m hohen Jägglisch Horn im Prättigau (GR) (Foto: C. Blumenthal, 19.01.2019).
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Spannende Gleitschnee-Formen auch in den Maienfelder Alpen (GR) auf 2000 m: Die plastischen Falten und klaren Brüche erinnern ein wenig an Darstellungen der Plattentektonik (Foto: C.P. Rückerl, 21.01.2019).
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Lawinen fliessen grundsätzlich in der Falllinie ab, was je nach Geländeform solche Kurven nach sich ziehen kann. Diese Gleitschneelawine mit mächtigem Anriss ging wahrscheinlich am Montag, 21.01., im Val digl Guert oberhalb von Alvaneu (GR) auf einer Höhe von etwa 2360 m ab und erreichte eine Länge von 800 m (Foto: F. Brandt, 22.01.2019).
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Achtung Dachlawine... Der nasse Schnee hatte beim Abgleiten genügend Masse um ein Baugerüst in Flims (GR) stark zu beschädigen (Foto: M. Ulmer, 23.01.2019).
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Obwohl im Westen etwas weniger Schnee gefallen ist, konnte man am Sonntag, 20.01. auf dem Üsser Talgletscher hoch über dem Lötschental (VS) Pulverschnee-Freuden geniessen (Foto: L. Hofer).
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Die Feuchtigkeit des Morgennebels, ein wenig Wind und tiefe Temperaturen haben das Gipfelkreuz des 2928 m hohen Badus / Six Madun (UR / GR) frisch dekoriert (Foto: P. Degonda, 21.01.2019).
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Die Kälte hat auch am gefrorenen Lac d'Émosson (Finhaut, VS) faszinierende Skulpturen gebildet: Diese Eissäulen erinnern an Tropfsteine (Foto: J.L. Lugon, 22.01.2019).
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Am Chäserrugg (2260 m) im Toggenburg (SG) wurde hingegen der Wind zum Künstler. Die lockere Schneeoberfläche wurde "vom Winde verweht", während die dicht gepressten Skispuren dieser Erosion standhielten (Foto: P. Diener, 22.01.2019).

Wetter: Klirrende Kälte und in den Bergen mehrheitlich sonnig

Das Wetter war meist hochdruckbestimmt und kalt. Lange sonnige Phasen wechselten sich mit kurzen bewölkten Intervallen ab. In der Nacht auf den Freitag, 18.01. fiel vereinzelt noch wenig Schnee, sonst war es die ganze Woche mehrheitlich trocken. Während im Flachland teils zäher Hochnebel häufig die Sonne verdeckte, waren vor allem der Samstag, 19.01. und der Dienstag, 22.01. in den Bergen perfekte Wintersporttage.

Die Nullgradgrenze (Abbildung 1) lag durchgehend in tiefen Lagen, das heisst unterhalb von 1000 m. Im Flachland wurden zum Teil Eistage, also Tage an denen die Lufttemperatur immer unter 0 °C lag, verzeichnet.

Schneedecke und Lawinengefahr

Viel Schnee gleich erhöhte Lawinengefahr? Die Lawinensituation der aktuellen Periode zeigte deutlich, dass diese Aussage häufig nicht zutrifft. In den Gebieten, die in der Vorwoche viel Neuschnee zu verzeichnen hatten, war die Lawinengefahr diese Woche nur mässig (Stufe 2). In den schneearmen Regionen des Westens hingegen blieb die Situation mit gebietsweise anhaltend erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3) kritisch.

Altschneeproblem im Westen

Vor allem im Chablais, in den Waadtländer und Freiburger Alpen und in Teilen des westlichen Berner Oberlandes befanden sich in der Schneedecke oberhalb der Regenkruste, die sich durch die starken Regenfälle an Weihnachten gebildet hatte, stark aufgebaute Schneeschichten. Diese waren nur geringmächtig vom Neuschnee der letzten Woche überdeckt und konnten sehr leicht ausgelöst werden. Dieses Altschneeproblem war auch im Wallis und am übrigen westlichen Alpennordhang vorhanden, jedoch weniger stark ausgeprägt. Die Schwachschicht war vor allem im Bereich der Waldgrenze sehr störanfällig und zahlreiche Lawinen wurden in diesem Höhenbereich ausgelöst.

Beispielsweise in der Region Hohmattli (Plaffeien, FR) lösten Personen eine Lawine im Altschnee aus (Abbildung 2). Sie ist repräsentativ für die Situation in der Berichtswoche. Ein Schneeprofil (Abbildung 3), das oberhalb des Anrisses aufgenommen wurde, zeigt den schwachen Schneedeckenaufbau. Beim Rutschblocktest glitten die Neuschneeschichten bereits beim Wippen auf dem Block (Rutschblockstufe 3) auf dem grobkörnigen, kantigen Altschnee ab. Dieses Testergebnis deutet auf einen eher instabilen Schneedeckenaufbau hin. Ein Foto der Schneedecke aus der Region Ovronnaz, VS (Abbildung 4) zeigt ein sehr ähnliches Bild. Hier ist im durchscheinenden Profil der grobkörnige lockere Altschnee aufgrund der grösseren Lichtdurchlässigkeit gut erkennbar. Solche Schwachschichten sind sehr langlebig und stabilisieren sich, im Gegensatz zu Neu- und Triebschneeschichten, nur langsam. Dieses Altschneeproblem wird die Lawinengefahr wohl in nächster Zeit weiterhin beeinflussen.

 

Mächtige, meist stabile Schneedecke im Norden und Osten

Anders präsentierte sich die Situation in den schneereichen Regionen am zentralen und östlichen Alpennordhang über Nordbünden bis in die Silvretta und nach Samnaun. Hier hatten sich die mächtigen Neu- und Triebschneeschichten der Vorwoche bestens verfestigt (Abbildung 5). Dies führte zu einem sehr günstigen Schneedeckenaufbau bei dem Lawinenauslösungen zunehmend nur noch mit sehr grosser Zusatzbelastung, im extrem steilen Gelände oder an schneearmen Stellen möglich waren. Gegen Ende dieser Berichtswoche ging die Gefahr vor allem noch von Gleitschneelawinen aus. Tourengeher und Variantenfahrer fanden in diesen Gebieten häufig ideale Bedingungen vor.

Gleitschneelawinen

Vor allem am Anfang der Periode wurden verbreitet Gleitschneelawinen beobachtet. Hauptsächlich in den schneereichen Gebieten im Norden und Osten waren diese teils gefährlich gross und konnten exponierte Verkehrswege gefährden. Die Aktivität von Gleitschneelawinen nahm im Verlauf der Woche wieder ab.  Gleitschneerisse wurden an Südhängen teilweise bis in Höhenlagen von 2500 m beobachtet.  So zum Beispiel im Val d’Urezza (GR): hier wurden eine Gleitschneelawine und  Gleitschneerisse, sogenannte Fischmäuler, an einem Südosthang auf 2400 m fotografiert (Abbildung 6).

Schneeoberfläche

Mit den anhaltend tiefen Temperaturen und mehreren klaren Nächten haben sich die oberflächennahen Schneeschichten aufbauend umgewandelt und es hat sich vielerorts Oberflächenreif gebildet. Diese lockere Schneeoberfläche könnte beim nächsten Schneefall zu einer neuen Schwachschicht in der Schneedecke werden. Mehr dazu täglich im Lawinenbulletin sowie im nächsten Wochenbericht am 31. Januar.

Lawinenunfälle

In dieser Wochenberichtsperiode ereigneten sich 7 Lawinen mit Personenbeteiligung, wobei 13 Personen erfasst und 8 Personen ganz verschüttet wurden. Zwei dieser Unfälle hatten leider je ein Todesopfer zur Folge.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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