Wochenbericht 15. - 21. Februar 2019

Sonnig und sehr mild, viele Gleitschneelawinen

Die aktuelle Berichtsperiode ging weiter wie die vorherige endete: warm und sonnig. Die Lawinensituation für trockene Lawinen war mehrheitlich günstig. Gleitschneelawinen waren verbreitet die Hauptgefahr. Ab Sonntag, 17.02. wurde im Lawinenbulletin die Doppelkarte verwendet, um vor dem tageszeitlichen Anstieg der Gefahr von Gleit- und Nassschneelawinen zu warnen. Es ereigneten sich während der Berichtsperiode zwei tödliche Unfälle. Eine weitere Person wurde nach einem Lawinenabgang vermisst.

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Die vergangene Woche war geprägt von strahlendem Sonnenschein, warmen Temperaturen und entsprechend vielen Gleitschneelawinen. Diese gleiten direkt auf dem Grund ab und reissen dabei oft reichlich Erde mit, wie hier an der Südflanke des Gfrorenhorn (2746 m, Davos, GR). Die relativ frische Ablagerung, welche sowohl Aufstiegs- als auch Abfahrtsspuren überlagert, wurde am Samstag, 16.02. von Tourengängern entdeckt (Foto: T. Thieke).
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Am Freitag, 15.02. kamen Wintersportler bei mässiger Lawinengefahr in den Genuss von Sonnenschein und Pulverschnee. Bei der Abfahrt vom Lauizughorn (2478m, GR) Richtung Klosters war allerdings Vorsicht geboten, dass die schwungvollen Spuren nicht die Schneehöhenmessungen der IMIS Station "Gatschiefer" verfälschen... (Foto: SLF/B. Zweifel).
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Wem die stärker werdende Februarsonne zu warm war, der flüchtete sich in die kühlen Schattenhänge, wo noch schöner Pulver zu finden war: Nordroute zum/vom 3123 m hohen Piz Nuna, Unterengadin (GR; Foto: SLF/A. Egloff, 16.02.).
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Auch die Alp Emaney (1856 m, Salvan, VS) präsentierte sich am Sonntag, 17.02 noch im schönsten Winterkleid... (Foto: J.-L. Lugon)
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...während an den angrenzenden Südhängen die Spuren der Sonneneinstrahlung nicht zu übersehen waren. Solche Risse entstehen, wenn die ganze Schneedecke durch Reibungsverlust am Boden langsam abgleitet. Diese "Fischmäuler" können jederzeit als Gleitschneelawinen abgehen, weshalb man sich möglichst nicht in deren Bereich aufhalten sollte (Foto: J.-L Lugon, 17.02.).
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Gleitschneelawinen gehen in der Regel spontan ab und werden kaum von Wintersportlern ausgelöst. Dennoch ist es ratsam, Hänge mit Gleitschschneerissen sowie potentielle Sturzbahnen nach Möglichkeiten zu umgehen. Oft ist gleich der ganze Hang von der Gleitschneeproblematik betroffen, wie die Risse links und rechts des Abganges am Stockji (2604 m) im Goms (VS) belegen (Foto: F. Walter, 16.02.).
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Für Gleitschneelawinen braucht es einen glatten Untergrund. Das können sowohl Grashänge als auch plattige Felsen sein. An den Südhängen der Tschimas da Tschitta (2744 m) über dem Albulatal (GR) scheint vor allem Ersteres zuzutreffen (Foto: SLF/T. Stucki, 16.02.).
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Flächige Ablagerungen von Gleitschneelawinen am Talboden des Val Barlas-ch oberhalb von Brail im Oberengadin (GR; Foto: F. Guler, 17.02.).
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In der Region Zermatt wird versucht, mit aufgestreuter Asche die Schneeschmelze zu beschleunigen um weniger Masse über dem Felsriegel zu haben. Wie die drei Gleitschneelawinen im dunklen Bereich vermuten lassen, klappt die Erwärmung nicht schlecht (Foto: B. Jelk, 17.02.).
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Vor lauter Sonne und Gleitschneelawinen darf allerdings nicht vergessen gehen, dass an Schattenhängen gebietsweise schwache, aufbauend umgewandelte Altschneeschichten vorhanden waren. Wummgeräusche und Rissausbreitung, wie im westlich ausgerichteten Bärentälli in Davos (GR) sind dabei klare Alarmzeichen (Foto: SLF/K. Winkler).
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Bei ausreichender Hangsteilheit bleibt es nicht bei einem Riss. In Grossboden (Davos, GR) wurde eine Schneebrettlawine im Altschnee ausgelöst (Foto: SLF/L.A. Eberhard, 16.02.).
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Gleitschneelawine der anderen Art auf der Alp Alpli im Toggenburg (SG)... Auch auf Hausdächern gerät oft die ganze Schneedecke ins Rutschen. Darüber, ob dieser Schnee "gebunden" sei oder nicht, muss wohl nicht lange diskutiert werden (Foto: P. Diener, 16.02.).

Schneedecke, Wetter und Lawinensituation

Eine stabile Hochdrucklage bescherte uns eine ausgesprochen sonnige und milde Berichtsperiode. Die Nullgradgrenze lag von Freitag, 15.02. bis Montag, 18.02. oberhalb von 2500 m. Zeitweise wurde sogar die 3000 m Marke überschritten (Abb. 1). Gegen Ende der Berichtsperiode sank die Nullgradgrenze zeitweise wieder leicht unter 2000 m, die Temperaturen blieben aber weiterhin aussergewöhnlich hoch.

Trotz viel Sonne und sehr milden Temperaturen nahmen die Schneehöhen an vielen Messstationen nur um 20 bis 30 cm ab. Diese Messungen werden im flachen Gelände erhoben. In tiefen Lagen war dieser Schneehöhenverlust auf Schmelze zurückzuführen. Die Nullwerte stammen dort von bereits aperen Stationen. In hohen Lagen war auf den Flachfeldern die Setzung der Schneedecke für die Abnahme verantwortlich. Anders zeigte sich die Situation in steilen Südhängen. Dort fand auch in hohen Lagen Schneeschmelze statt. Der Grund dafür ist der grössere Energieeintrag durch die Sonneneinstrahlung.

 

Aufgrund der mit der Jahreszeit intensiver werdenden Sonneneinstrahlung und der hohen Temperaturen bildete sich an Sonnenhängen eine Schmelzkruste. Diese war an steilen Südhängen teils bereits tragfähig und ermöglichte Abfahrten in schönsten Frühlingsverhältnissen, wie zum Beispiel am Stoss (SG) (Abb. 3).

An Ost- und Westhängen war die Kruste meist noch nicht tragfähig und Bruchharsch verminderte oft die Skifahrfreuden. In den Nordhängen hingegen dominierte weiterhin der schwerer werdende Pulver der letzten Berichtsperiode.

Die Schneedecke stabilisierte sich zunehmend, so dass die Gefahr von trockenen Lawinen langsam abnahm. Das Hauptproblem waren Gleit- und Nassschneelawinen.

Gleitschneelawinen

Unterhalb von 2500 m wurde während der gesamten Berichtsperiode vor Gleitschneelawinen gewarnt. Am Sonntag, 17.02. wurde diese Gefahr gebietsweise als erheblich eingestuft und ab diesem Tag wurde im Lawinenbulletin die Doppelkarte verwendet. Ab Montag, 18.02. nahm die Aktivität wieder etwas ab und die Gefahr von Gleitschneelawinen wurde wieder grösstenteils als mässig eingestuft. Aufgrund der mächtigen Schneedecke rissen die Gleitschneelawinen in der Sturzbahn zum Teil viel Schnee mit, erreichten so grosse Ausmasse und stiessen weit vor. So zum Beispiel bei Göschenen (UR), wo am Donnerstag, 16.02. die Planggenlaui Lawine zwischen Abfrutt und Göschenen bis über die Strasse ging und diese verschüttete (Abb. 4). Weniger eindrückliche, aber dafür zahlreiche, Gleitschneeabgänge wurden auch am Julierpass (GR) beobachtet (Abb. 5).

Altschnee

Trotz der zunehmend stabilen Schneedecke blieben Brüche im Altschnee eine Gefahr. Vor allem am westlichen Alpennordhang, sowie in grossen Teilen des Wallis und Graubündens konnten Schwachschichten im Altschnee vereinzelt noch ausgelöst werden. Dies vor allem an eher schneearmen sehr steilen Schattenhängen und vereinzelt im Waldgrenzbereich. Diese Gefahrenstellen waren zwar selten, Lawinen die in diesen Schichten anrissen, wurden aber zum Teil gefährlich gross. Zudem waren die Gefahrenstellen auch für Geübte kaum erkennbar, was die Beurteilung erschwerte.

Am Gfrorenhorn (Davos, GR) wurde vermutlich am Freitag 15.02. in einem Nordhang auf ca. 1900 m eine kleine Schneebrettlawine (Grösse 1) ausgelöst. Der Anriss befand sich, wie im Lawinenbulletin beschrieben, im Bereich der Waldgrenze und die Schneedecke war relativ geringmächtig. Auf dem Foto (Abb. 6) sieht man deutlich den abgeblasenen, schneearmen Rücken oberhalb des Anrisses.

So klein wie die Lawine am Gfrorenhorn blieben die Lawinen jedoch keineswegs immer. Viel Glück hatte ein Tourengeher im Simmental, der im extrem steilen Gelände eine Schneebrettlawine im Altschnee auslöste (Abb. 7-1 bis 7-5) und nicht mitgerissen wurde. Gemäss der betroffenen Person wurden im Gebiet viel sehr steiles Gelände folgenlos befahren. Dies zeigt eindrücklich, dass viele Spuren im Gebiet keine absolute Sicherheit geben und Gefahrenstellen sehr lokal, aber nicht minder gefährlich sein können. 

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Abb. 7-1: Am Strüssligrat beim Stockhorn (Erlenbach im Simmental, BE) bereitet sich am Sonntag 17.02. ein Tourengeher auf die Einfahrt in eine extrem steile Nordflanke vor. Der schneearme, schattige Hang knapp oberhalb der Waldgrenze entspricht wiederum gut der Beschreibung der Gefahrenstellen im Lawinenbulletin und liegt in einem Gebiet in dem vor Brüchen im Altschnee gewarnt wurde (Foto: N. Gerber, 17.02.2019).
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Abb. 7-2: Beim Annähern an den Hang bricht die Schneedecke und der Bruch breitet sich über den ganzen Hang aus (Foto: N. Gerber, 17.02.2019).
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Abb. 7-3: Die Schneemassen gleiten ab. Der Skifahrer hat Glück und wird nicht mitgerissen (Foto: N. Gerber, 17.02.2019).
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Abb. 7-4 : Auf diesem Foto ist das Ausmass des Anrisses gut erkennbar. Am unteren Ende sieht man deutlich wie sich der sogenannte Stauchwall der Lawine auftürmt. Dieser markiert den Übergang der Anrisszone zur Sturzbahn der Lawine (Foto: N. Gerber, 17.02.2019).
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Abb. 7-5: Eindrücklicher Blick von unten zurück auf die Lawine, der das Glück des Tourengehers nochmals verdeutlicht. Ein Mitreissen in diesem Gelände hätte mit grosser Wahrscheinlichkeit fatale Folgen (Foto: N. Gerber, 17.02.2019).

Lawinenunfälle

Am Sonntag, 17.02. wurde an einem Nordwesthang auf rund 1900 m an der Märe (Plaffeien, FR) eine Person von einer Lawine mitgerissen und tödlich verletzt.

Am Dienstag, 19.02. ging im Skigebiet Crans-Montana (VS) eine Lawine über die geöffnete Piste Kandahar und verschüttete 4 Leute. Drei Personen wurden dabei leicht verletzt. Eine Person wurde schwer verletzt und erlag im Spital ihren Verletzungen (s. Mitteilung Kantonspolizei Wallis).

Im Engadin wurde eine Person vermisst. Ein Gleitschirmflieger hatte von Donnerstag, 14.02. auf Freitag, 15.02. in einer Eisgrotte des Vadret da Roseg biwakiert. In der Nacht ging eine Lawine nieder und verschüttete die Eisgrotte grösstenteils (s. Mitteilung Kantonspolizei Graubünden).

Insgesamt ereigneten sich in dieser Berichtsperiode zwölf Schadenlawinen. Bei der Hälfte davon wurde Sachschaden angerichtet, bei der anderen Hälfte waren Personen beteiligt. Insgesamt wurden neun Personen erfasst.

Lawinenwinter 1999

Diesen Winter jährt sich der Lawinenwinter 1999 zum zwanzigsten Mal. Im Februar 1999 gingen im ganzen Alpenraum zahlreiche Lawinen ab, die viele Todesopfer forderten und teilweise sehr hohen Sachschaden anrichteten. Die Schweiz hat daraus gelernt und insbesondere die Ausbildung und Organisation der Lawinendienste verbessert. Hier befindet sich ein kurzer Bericht dazu.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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