Zeitweise erhebliche Lawinengefahr, Triebschnee als Hauptgefahr ¶
Nach zwei sonnigen Tagen fiel am Sonntag und Montag Schnee mit Schwerpunkt im Westen und im Norden. Damit stieg die Lawinengefahr vorübergehend auf ‚erheblich‘ an. Die Hauptgefahr ging von eher kleinen Triebschneeansammlungen aus (vgl. Bildstrecke und Abbildung 4). Im Gegenzug nahm die Gefahr von Lawinenauslösungen im Altschnee über die Wochenberichtsperiode weiter ab. Anzeichen für Instabilitäten in tiefen Schichten der Schneedecke wurden nur noch vereinzelt gemeldet.
Wetter ¶
Freitag, 14. und Samstag, 15. Dezember: Viel Sonne
An beiden Tagen war es meist sonnig mit Mittagstemperaturen auf 2000 m zwischen -3 °C und – 7 °C. Am Freitag wehte meist schwacher Südwestwind, am Samstag zeitweise mässiger Wind aus nördlichen Richtungen.
Sonntag, 16. bis Dienstag, 18. Dezember: Neuschnee im Westen und im Norden, dann Sonne
In der Nacht auf Sonntag setzte aus Westen Schneefall ein. Am Alpennordhang stieg die Schneefallgrenze aber rasch auf 1500 bis 2000 m an, während es in den inneren Alpentälern weiterhin bis in tiefe Lagen schneite. Tagsüber gab es im Osten ein paar Aufhellungen, sonst blieb es trüb. Auf Montag fiel im Westen etwas Schnee. Die Neuschneesummen von Samstagabend bis Montagmorgen sind in Abbildung 1 dargestellt. Gebietsweise fielen bis zu 30 cm Schnee (vgl. Abbildung 2).
Am Montag war es tagsüber meist bewölkt aber trocken. In der ersten Phase des Niederschlags blies im Westen und im Norden zeitweise starker West- bis Südwestwind. Danach drehte der Wind auf Nordwest und war schwach bis mässig.
Am Dienstag war es sonnig. Es blies schwacher bis mässiger Südwestwind, in den Alpentälern Föhn. Die Mittagstemperaturen auf 2000 m lagen bei 0 °C.
Mittwoch, 19. und Donnerstag, 20. Dezember: Wechselhaft mit etwas Schnee
Am Mittwoch war es meist bewölkt. Im westlichen Jura, vom Chablais bis ins Simmental und im nördlichen Unterwallis fielen 10 bis 20 cm Schnee. Sonst waren es im Westen und im Süden verbreitet 5 bis 10 cm, in den übrigen Gebieten weniger. Die Schneefallgrenze lag im Norden bei 1200 m, im Süden in tiefen Lagen. Im Norden blies zeitweise starker, sonst schwacher bis mässiger Südwestwind. Am Donnerstag war es wechselnd bewölkt.
Lawinensituation ¶
Für die Beurteilung der Schneedecke lohnt sich ein kurzer Blick zurück in die letzte Wochenberichtsperiode. Ein Grossschneefall führte zu einer kritischen Lawinensituation mit gebietsweise grosser Lawinengefahr zwischen 8. und 11. Dezember. Diese Situation wurde im letzten Wochenbericht ausführlich beleuchtet. Einzelne Zeugen der kritischen Situation wurden aber erst im Nachhinein beobachtet (vgl. Abbildung 3).
Die mächtigen Neuschneeschichten der letzten Woche setzten und stabilisierten sich in der Folge. Damit waren schwache Altschneeschichten, welche vor allem an Nordhängen oberhalb von rund 2400 m beobachtet wurden, oft gut überdeckt und nicht mehr so leicht auslösbar. Gefahrenstellen für die Auslösung von Lawinen im Altschnee waren vor allem noch an eher schneearmen Stellen denkbar. Abgesehen von einer Unfalllawine in Verbier (vgl. Abbildung 6) und einzelnen grossflächigen Wummgeräuschen in den Regionen Davos und Vals wurden dem Lawinenwarndienst denn auch keine Anzeichen für Instabilitäten im Altschnee gemeldet.
Deutlich auslösefreudiger waren hingegen frische Triebschneeansammlungen. Mit zeitweise mässigen bis starken Winden aus Sektor West bis Nord entstanden kleine bis mittlere Triebschneeansammlungen, welche teils sehr leicht auslösbar waren (vgl. Bildstrecke und Abbildung 4).
In dieser Wochenberichtsperiode gingen auch einige, meist kleine Gleitschneelawinen ab. Vereinzelt wurden aber auch grosse Abgänge beobachtet (vgl. Abbildung 5).
Lawinenunfälle ¶
In dieser Berichtsperiode wurde dem Lawinenwarndienst ein Lawinenunfall gemeldet. Die grosse Lawine wurde ausserhalb der gesicherten Pisten des Skigebiets Verbier, VS auf einer bekannten Freeride-Abfahrt ausgelöst. Der Anriss lag an einem sehr steilen bis extrem steilen Nordhang auf rund 2950 m (vgl. Abbildung 6). Beim Lawinenabgang wurden drei Personen mitgerissen. Zwei lösten ihren Airbag aus. Sie blieben unverschüttet und unverletzt. Die dritte Person schaffte es nicht, den Airbag zu ziehen. Sie wurde teilverschüttet und war verletzt. Angesichts der Grösse der Lawine und des felsigen Absturzgeländes hätte die Lawine auch deutlich gravierendere Folgen haben können.
Der Lawinenunfall zeigt zum einen, dass zumindest stellenweise noch Lawinen in tieferen Schichten de Schneedecke ausgelöst werden konnten. Da dem Lawinenwarndienst keine weiteren Altschneebrüche gemeldet wurden ist anzunehmen, dass solche Gefahrenstellen selten waren. Sie lagen vor allem an Nordhängen oberhalb von rund 2400 m. Zum andern veranschaulicht der Unfall, dass auch bekannte und im Allgemeinen häufig befahrene Abfahrten zu Beginn der Saison höhere Gefahren bergen können. Die ständige Befahrung der Schneedecke wirkt sich positiv auf den Schneedeckenaufbau aus. Dieser ‚Varianten-Bonus‘ gilt aber zu Beginn der Saison nicht. Somit müssen auch bekannte und beliebte Abfahrten anfangs Saison gleich beurteilt werden wie selten befahrenes Tourengelände.
Verwendung der typischen Lawinenprobleme im Bulletin ¶
Im Gefahrenbeschrieb des Lawinenbulletins wird jeweils das typische Lawinenproblem angegeben (vgl. Abbildung 7). Eine interne Auswertung hat gezeigt, dass der Lawinenwarndienst diese Lawinenprobleme in den vergangenen Jahren sehr unspezifisch verwendet hat. So wurde das Lawinenproblem Triebschnee im vergangenen Winter in 80 % der Gefahrenbeschriebe verwendet. Im Weiteren wurden in fast 20 % der Gefahrenbeschriebe wurden 4 oder 5 Lawinenprobleme genannt. Auch das Lawinenproblem Altschnee wurde mit 46 % der Gefahrenbeschriebe sehr häufig verwendet. Der Grund dafür ist, dass das Altschneeproblem sowohl für Situationen mit langlebigen Schwachschichten als auch für Situationen in welchen kein anderes Lawinenproblem vorhanden war verwendet wurde.
Um mit den typischen Lawinenproblemen wieder vermehrt den Fokus auf das Wesentliche zu lenken wurde beschlossen, deren Verwendung in den Gefahrenbeschrieben anzupassen.
- Es werden nur noch die Lawinenprobleme genannt, welche hauptsächlich zur Gefahr beitragen (in der Regel 1 bis 2 Lawinenprobleme)
- Das Lawinenproblem Altschnee wird nur noch für Situationen mit langlebigen Schwachschichten verwendet
- Ist die Gefahr nicht eindeutig auf ein Lawinenproblem zurückzuführen, wird entweder kein Lawinenproblem oder der Begriff ‚Trockene Lawinen‘ verwendet. Letzteres ist dann der Fall, wenn in demselben Gefahrenbeschrieb als weitere Gefahr Nass- oder Gleitschneelawinen erwähnt sind. Durch den Begriff ‚Trockene Lawinen‘ lassen sich die zwei Gefahren eindeutig auseinanderhalten. Der Verzicht auf die Angabe eines Lawinenproblems erfolgt vor allem im Zusammenhang mit den Gefahrenstufen 1 und 2.
Ende Winter 2018/19 werden die getroffenen Massnahmen evaluiert und das weitere Vorgehen beschlossen.
Lawinengeländekarten auf White Risk ¶
Geländeeigenschaften, insbesondere die Hangneigung und die Form, sind für die Beurteilung der Lawinengefahr und des Risikos von entscheidender Bedeutung. Die Interpretation des Geländes aus der topografischen Karte ist selbst für Experten nicht trivial. Am SLF wurde eine Methode entwickelt, um neue Karten zu erstellen, welche lawinenrelevantes Gelände klassieren und die Lawinenauslösung sowie den Auslauf inklusive Fernauslösung und Konsequenzen berücksichtigen. Entstanden sind zwei Kartenprodukte, welche auf der White Risk App (vgl. Abbildung 8) auf der Whiterisk Webplattform und auf dem Kartenportal von Swisstopo verfügbar sind. Hintergründe und Links zu den Produkten sind hier zu finden.
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.