Wochenbericht 01. - 07. Februar 2019

Schnee im Westen und Süden mit grosser Lawinengefahr, dann Schnee im Norden mit grosser Lawinengefahr, anschliessend gebietsweise gefährliches Altschneeproblem

Erstmals seit dem November fiel am Samstag auch im Süden wiedermal Schnee. Am Sonntag schneite es dann im Norden. Während den Schneefällen herrschte jeweils grosse Lawinengefahr. Der Schnee fiel vielerorts auf eine ungünstige Altschneeoberfläche, die von der Kälteperiode davor aufbauend umgewandelt war. Zudem wurden teils auch Schwachschichten im oberen Teil der Altschneedecke wieder aktiver, besonders am westlichen Alpennordhang. Aussergewöhnlich schwach war die Schneedecke auch in mittleren Lagen entlang der Voralpen.

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Flächige Schneebrettlawine am Piz Culmet, nördlich von der Ramozhütte, Arosa, GR. Die Lawine wurde wahrscheinlich durch die tageszeitliche Erwärmung und Sonneneinstrahlung ausgelöst. Südwesthang, ca. 2600 m (Foto: F. Brandt, 06.02.2019).
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Am 1. und 2. Februar gab es im Westen und Süden viel Neuschnee. Hier in Finhaut (VS) fielen am Freitag zwischen 08:00 und 15:00 etwa 20 cm Schnee. Das Auto links steht aber wohl schon etwas länger dort, in den Tagen davor fiel hier schon bis zu einem Meter Neuschnee (Foto: J.-L. Lugon, 02.02.2019).
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Mit den Schneefällen ist der Winter auch im Süden endlich richtig angekommen. Dass man dennoch auf Sonnenschein hofft, beweist dieser Herr aus Brissago (TI) am Westufer des Lago Maggiore (Foto: R. Mattli, 01.02.2019).
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Die starke Südstaulage brachte auch erhebliche Schneefälle in die Bündner Südtäler und bis nach Mittelbünden, wo sie sich teilweise schlecht mit dem Altschnee verbinden konnten. Diese Lawinen-Schutz-Palisade zwischen Filisur und Bergün (GR) konnte zwar einiges an Masse zurückhalten, dennoch erreichte diese Lawine vom Samstag, 02.02. die Kantonsstrasse (Foto: B. Turner).
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Am Klöntalersee (GL) begrub eine Lawine vom Südhang des 2021 m hohen Dejenstogg am Samstag, 02.02. die Strasse entlang dem Klöntalersee unter mehreren Metern Schnee. Das Bild zeigt die mühsamen Aufräumarbeiten am folgenden Montag (Foto: S. Gygli, 04.02.2019).
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Auch der Jura kriegte einiges an Wind und Neuschnee ab. Trotz des guten Pulverschnees am la Dôle (1677 m, VD) mussten Wintersportler am Samstag, 02.02. ihre Route vorsichtig wählen, um solchen Schneebrettlawinen aus dem Weg zu gehen. Die weisse Kuppel auf dem Grat ist das Radar der MeteoSchweiz Messstation (Foto: J.-P. Wagnier).
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Eine Schneebrettlawine wie aus dem Lehrbuch wurde am Samstag, 02.02. am Davoser Gfroren Horn (2746 m , GR) beobachtet: Die schollenartigen Schneeblöcke deuten auf eine gebundene Schneeschicht hin (das "Brett"), welche auf einer Schwachschicht abgegangen ist (Foto: S. Holder).
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Am Montag, 04.02. wurden aus dem Süden weniger Lawinenabgänge gemeldet als aus anderen Regionen der Schweiz. Die Wintersportler meldeten oft traumhafte Wetter- und Schneebedingungen, wie hier am Gerenpass im Bedrettotal (TI, Foto: A. Stella).
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Am westlichen Alpennordhang, besonders am Jungfraumassiv (BE), wurden am Montag, 04.02. bei strahlendem Sonnenschein mehrere beeindruckende Staublawinen beobachtet. Die Felspyramide, von wo die Schneemassen runterstürzen, ist das 3400 m hohe Schneehoren mit Giesengletscher und Silberhorn (3695 m) zu seiner Rechten. Im Hintergrund ragt die Jungfrau (4158 m) auf (Foto: A. Wiedler).
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Die durch Skifahrer fernausgelöste Schneebrettlawine unterhalb des Bec Rond (2563 m) über dem Val d'Entremont (VS) zeigt, dass auch am Montag, 04.02. noch immer erhebliche Lawinengefahr herrschte (Foto: E. Berclaz).
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Dasselbe gilt auch für Graubünden. Bei der Abfahrt vom 2650 m hohen Chörbschhorn oberhalb von Davos (GR) löste ein Wintersportler eine Schneebrettlawine im frischen Triebschnee aus und wurde davon mitgerissen. Trotz des mächtigen Anrisses wurde glücklicherweise niemand verletzt (Foto: M. Benz).
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"Der Wind ist der Baumeister der Lawinen"... Wie viel Schnee hier in eine sogenannte Triebschneetasche verfrachtet wurde, zeigt diese andere Perspektive der Personenlawine am Chörbschhorn sehr eindrücklich. Die Anrissmächtigkeit nimmt mit der Entfernung zum Kamm rasch ab und verschwindet nach einigen Metern sogar komplett (Foto: P. Fähndrich, 04.02.2019).
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Klare Alarmzeichen: Starke Rissbildung beim Betreten der Schneedecke am Mutteristock (2294 m) im Wägital (Innerthal, SZ). Bei solchen Hinweisen sollte die Route extrem vorsichtig gewählt werden (Foto: S. Mösinger).
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So schön und doch so gefährlich... Wird ein solcher Oberflächenreif eingeschneit, kann er eine ausgeprägte und flächige Schwachschicht bilden, was zu den Voraussetzungen für Schneebrettlawinen gehört. Dieses schöne Beispiel wurde am Montag, 04.02. am 2146 m hohen Grand-Garde, Leytron (VS) gefunden (Foto: X. Fournier).
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Der eingeschneite Gleitschneeriss am Barglen / Schiben (2669 m, OW) über dem Melchtal erinnert schon fast an eine Gletscherspalte. Die "hervorstehende" Skispur Richtung Hügel und die dünenartigen Rippeln im Hintergrund lassen starken Windeinfluss der Vortage erahnen (Foto: A. Huwiler, 05.02.2019).
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Alphütten im Winterschlaf in Holzboden bei St. Antönien (GR) (Foto: F. Juen, 07.02.2019).

Wetter, Schnee, Lawinen

Freitag, 01. und Samstag, 02.02.: Neuschnee im Westen und Süden, Föhnsturm im Norden

Am Freitag war es bedeckt und zeitweise fiel Schnee, besonders im Westen und Süden. Am Abend und in der Nacht auf Samstag intensivierte sich der Schneefall besonders am zentralen und östlichen Alpensüdhang.  Am Vormittag endeten dann die Niederschläge. Im Norden war es wechselnd bewölkt mit sonnigen Abschnitten, im Süden meist bedeckt.

Die Schneefallgrenze lag am westlichen Alpennordhang bei  1200 m, im Wallis bei 800 m und am Alpensüdhang unter 500 m. In Graubünden sank sie von 1800 auf etwa 1300 m.

Am meisten Schnee fiel ganz im Westen an der Grenze zu Frankreich sowie im Oberengadin und den Bündner Südtälern (vgl. Abbildung 1).

In der Höhe wehte ein starker bis stürmischer Südwind, der am Alpennordhang zeitweise bis in tiefere Lagen hinunter griff. Sehr ausgeprägt war der Föhneffekt allerdings nicht. Der Südwind in der Höhe war deutlich markanter.

Das eine Zentrum der Lawinenaktivität war im westlichsten Unterwallis. Dort fiel auch schon in der letzten Wochenberichtsperiode ergiebig Schnee.  Vor allem in der Nacht von Freitag auf Samstag kam es auch zu grossen und sehr grossen spontanen Lawinen, die nahe an die Verkehrswegen vorstiessen (vgl. Abbildung 2 und 3).

 

In den Hauptniederschlagsgebieten vom Misox bis ins Oberengadin lag das zweite Zentrum der Lawinenaktivität. Spontane Lawinen bis ins Tal wurden im Oberengadin auf die gesperrte Strasse Sils-Maloja (vgl. Abbildung 4) und auch im Bergell bis nahe an die Kantonsstrasse beobachtet. Die Skigebiete im Oberengadin meldeten zudem sehr gute Sprengerfolge mit aussergewöhnlich grossen Abgängen.

 

Aber auch in den übrigen Gebieten und insbesondere in Graubünden sowie in mittleren Lagen in den Voralpen verschärfte sich die Situation. In Graubünden verband sich der wenige Neuschnee sehr schlecht mit dem Altschnee (vgl. Abbildung 5). Am Alpennordhang wurden vermutlich ältere Schwachschichten wieder aktiviert (vgl. Abbildung 6).

Die Lawinengefahr war für die Hauptniederschlagsgebiete im Westen und Südosten zeitweise „gross“ (Stufe 4), in den übrigen Regionen meist auf „erheblich“ (Stufe 3).

Sonntag, 03.02.: Neuschnee im Norden mit markantem Anstieg der Lawinengefahr

In der Nacht auf Sonntag fiel verbreitet Schnee, tagsüber dann vor allem noch im Norden. Im Süden kam starker Nordwind auf, wobei der Niederschlag dort endete. Aber auch im Süden blieb es den ganzen Tag bewölkt. Im Norden dauerte der Schneefall bis Montagmorgen, wobei die grössten Mengen am zentralen und östlichen Alpennordhang mit bis zu 70 cm fielen (vgl. Abbildung 7).

Der Nordwind blies auf den Juragipfeln, am Alpenhauptkamm vom Simplongebiet bis ins Berninagebiet und südlich davon sowie in Nord- und Mittelbünden stark, zeitweise sogar stürmisch, in den übrigen Gebieten meist mässig. Dabei wurde vor allem im südlichen Oberwallis und am zentralen Alpensüdhang der Schnee vom Freitag/Samstag intensiv verfrachtet.

Mit dem Schneefall stieg die Lawinengefahr im Norden rasch an. Am Sonntagnachmittag wurden erste spontane Lawinen beobachtet, teils auch in mittleren Lagen (vgl. Abbildung 8).

Meldungen von grösseren spontanen Lawinen gab es auch aus dem Maderanertal und aus dem Gebiet Engelberg. Die Gefahrenstufe 4 („gross“) wurde schneller erreicht, als im Lawinenbulletin beschrieben. So dürfte sie in den Hauptniederschlagsgebieten am Alpennordhang bereits am Sonntagnachmittag geherrscht haben.

Im Süden wurden mit dem Nordwind umfangreiche Triebschneeansammlungen, Wummgeräusche und auch einzelne spontane Lawinenabgänge beobachtet. Ob die Gefahrenstufe 4 dort für diesen Tag noch gerechtfertigt war, konnte aufgrund von nur wenigen Rückmeldungen auch im Nachhinein nicht abschliessend beurteilt werden.

Montag, 04.02. bis Mittwoch, 06.02.: Sonnig, aber mit verbreitetem Altschneeproblem nur sehr langsamer Rückgang der Lawinengefahr

Es herrschte sonniges Winterwetter. Der Wind war meist schwach und am Mittwoch erreichten die Temperaturen auf 2000 m milde +4 °C im Westen und +2 °C im Osten. Die Lawinengefahr nahm allerdings nur langsam ab. Im oberen Teil der Schneedecke waren teils kantig aufgebaute, weiche Schwachschichten vorhanden. In Graubünden handelte es sich dabei meist um die alte Schneeoberfläche von vor den Schneefällen dieser Wochenberichtsperiode. Am Alpennordhang und im Wallis waren es meist ältere Schwachschichten etwas tiefer in der Schneedecke (vgl. Abbildung 9). Lawinenauslösungen in diesen Schwachschichten wurden insbesondere aus den nördlichen Gebieten des westlichen Alpennordhanges, aus den Voralpen, aus Graubünden und teils aus dem Unterwallis gemeldet. Betroffen war vor allem ein Höhenband um die Waldgrenze. Insbesondere in den Voralpen wurden auch einige Lawinen deutlich unterhalb der Waldgrenze ausgelöst.

Somit herrschte vor allem in den oben erwähnten Gebieten ein ausgeprägtes Altschneeproblem, wobei die Schwachschichten meist nicht bodennah sondern im Mittelteil der Schneedecke lagen (vgl. Abbildung 10).

Donnerstag, 07.02.: Bewölkt und wenig Neuschnee

Am Donnerstag kam vor allem im Norden starker Südwestwind auf und im Westen und im Jura fielen oberhalb von 1500 m wenige Zentimeter Schnee. Die Altschneesituation änderte sich dadurch kaum. An der Oberfläche entstanden frische, meist kleine Triebschneeansammlungen.

Gleitschneelawinen

Die Aktivität von Gleitschneelawinen stieg wieder deutlich an. So kam es vereinzelt zu Verschüttungen von Verkehrswegen, eine Lawine erfasste sogar zwei Personen. Diese Ereignisse gingen glimpflich aus. Die beobachteten Gleitschneelawinen waren teils gross und auch offene Gleitschneerisse hatten oft bedrohliche Ausmasse. Stellenweise wurden deshalb Massnahmen für exponierte Verkehrswege, insbesondere Skipisten getroffen.

Lawinenunfälle

Neu- und Triebschnee auf schwacher Altschneedecke: einmal mehr bestätigte sich die Gefährlichkeit des Altschneeproblems (siehe dazu auch Artikel „Fürchtet den Altschnee“). Insgesamt wurden in dieser Wochenberichtsperiode 24 Lawinenunfälle mit total 36 erfassten Personen gemeldet. Dabei wurden sieben Personen ganz verschüttet und drei starben (vgl. Abbildung 11).

Zeitnahe Kenntnisse über aktuelle Unfälle können den Tourenfahrer in seiner Planung unterstützen. Die Rückmeldefunktion der SLF-App WhiteRisk oder auf der SLF Webseite bietet dafür eine Möglichkeit.

Als Beispiel sei hier ein Unfall erwähnt, der die ausserordentliche Häufung von Lawinen in verhältnismässig tiefen Höhenlagen darstellt. In einer Lawine an der Chrüzegg, Mosnang, SG wurde am Sonntag eine Person rund 2.5 m tief verschüttet. Sie konnte von Kameraden geborgen werden und mit einem Pistenfahrzeug unverletzt ins Tal gebracht werden (Abbildung 12).

 

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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