Wochenbericht 12.-18. Januar 2018

Von mehrheitlich günstig bis verbreitet kritisch – eine Woche der Gegensätze

 

Eine Woche der Gegensätze: herrschten zunächst ideale Tourenbedingungen bei einer mehrheitlich günstigen Lawinensituation, endete die Woche mit Sturm, viel Neuschnee und vielerorts grosser Lawinengefahr.

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Gleitschneelawine, abgegangen wahrscheinlich in der Nacht auf Freitag, an einem Südhang auf rund 2300 m. Rechts sind die Lawinenverbauungen der Poncione di Löita del Pizzo, oberhalb von Airolo/TI sichtbar (Foto: E. Barelli, 12.01.2018).
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Oberflächenreif in Hülle und Fülle auf dem Büelenhorn (2808 m, Bergün, GR), mit Blick Richtung der Mittelbündner Berge. Zwar wunderschön, aber wehe wenn der Reif eingeschneit wird, wie es diese Woche der Fall war (Foto: SLF/T. Stucki, 14.01.2018).
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Sturm ‚Evi’ tobte in Wildhaus (SG; Foto: P. Diener, 17.01.2018).
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Unterhalb des Muttleren-Sessellifts im Skigebiet Mürren-Schilthorn (2330 m, Lauterbrunnen, BE) ging am Freitagabend an einem SW-Hang ausserhalb der Skipisten eine Gleitschneelawine ab. Deren Anrissmächtigkeit betrug ca. 1.5 m (Foto: P. Bühler, 12.01.2018).
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Gleitschneelawine in einem SE-Hang auf ca. 2300 m im Skigbiet Thyon (Vex, VS): Obwohl ein Gleitschneeriss durch den ganzen Hang verlief, löste sich nur ein Teil als Lawine. (Wann) Kommt der Rest? (Foto: D. Chételat, 14.01.2018)
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Einfach nur Schnee? Nein. Im Skigebiet Belalp (Osthang auf rund 2300 m, Naters, VS) öffnete sich ein noch kaum sichtbarer Gleitschneeriss, die Schneedecke war rund zwei Meter mächtig, ... (Foto: P. Schwitter, 14.01.2018).
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...drei Tage später war daraus ein markantes 'Fischmaul' entstanden. Da Gleitschneelawinen jederzeit abgehen können, sollte man sich nicht unnötig im Bereich von Gleitschneerissen aufhalten (Naters, VS; Foto, P. Schwitter, 14.01.2018).
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Risse und Falten in der Schneedecke: Zeugen der Gleitschneeaktivität an der Ostflanke des Louwenehorn (2477m, Saanen, BE; U. Grundisch, 14.01.2018).
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Rillen und Löcher an der Schneeoberfläche: Zeugen für den intensiven Regen aus der ersten Januardekade (zwischen Leuggelstock und Oberblegisee, 1420 m, Glarus Süd, GL; Foto: A. Schmidt, 15.01.2018).
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Obwohl die Schneehöhe Mitte Januar auch im nördlichen Tessin über dem langjährigen Mittel lag, stiessen die Lawinenverbauungen am Poncione di Löita del Pizzo (2450 m, Airolo, TI) noch nicht an die Grenzen ihrer Rückhaltewirkung. Im unteren, rechten Bildrand erkennt man eine frische Gleitschneelawine (Foto: E. Barelli, 12.01.2018).
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Auch aus der Distanz betrachtet, sticht die Gleitschneelawinen-Aktivität an denselben Südosthängen oberhalb von Airolo (TI) ins Auge (Foto: L. Silvanti, 13.01.2018).
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Auch im Bündnerland, wie hier am Schollberg (Luzein, GR) hatten sich gefährlich grosse Gleitschneelawinen gelöst (Foto: C. Locher, 12.01.2018).
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SLF-Versuchsgelände Vallée de la Sionne: Sichtbar sind die Lawinenablagerungen aus der ersten Januarwoche. Der Film im Wochenbericht zeigt einen Lawinenabgang im rechten Couloir (Foto: SLF/P. Huguenin, 13.01.2018).
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Raueis-Idylle, entstanden bei Nebel und Minustemperaturen, indem unterkühlte Wassertröpfchen entgegen der Windrichtung anfroren (Dilitschchopf, 1330 m, Gänsbrunnen, SO; Foto : V. Berret, 13.01.2018).
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Zahlreiche IMIS-Windstation waren nach den Schneefällen der vorangegangen zehn Tage dick mit Raureif bedeckt, wie hier die Station auf dem Schwarzhorn (3103 m, Inden/Leukerbad, VS; Foto: V. Bettler, 15.01.2018).
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Befreit vom Reif, kann die Windstation nun wieder korrekte Daten zu Windgeschwindigkeit, und -Richtung, zu Lufttemperatur und zur relativen Luftfeuchte liefern (Foto: V. Bettler, 15.01.2018).
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Die Zeugen der grossen Lawinenaktivität der Vorwoche wurden sichtbar: spontane Schneebrettlawine am Hübschhorn (3192 m, Simplon, VS). Dass der breite Anriss selbst vom Simplon Hospiz aus so deutlich zu erkennen war, deutete auf eine grosse Anrissmächtigkeit hin (Foto: SLF/C. Pielmeier, 14.01.2018).
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Auch am Engelberger Rotstock (2818 m, OW/UR) hatte sich in der Vorwoche eine grosse Lawine gelöst. Diese war bis zum 1300 m tiefer gelegenen Bösenboden vorgedrungen (Foto: C. Suter, 13.01.2018).

Freitag, 12. bis Montag, 15.01.: Mehrheitlich günstige Lawinensituation

Während im Mittelland, und am Freitag auch in mittleren Lagen, eine recht zähe Hochnebeldecke lag, war es in den Bergen bei Lufttemperaturen auf 2000 m um -4 °C sehr sonnig und fast windstill. Erst am Montag brachte das sich nähernde Sturmtief „Evi“ eine Zunahme der Bewölkung im Westen und einen sich fortlaufend verstärkenden Westwind.

Die Lawinensituation entspannte sich sehr rasch. Während sich am Dienstag, 09.01. besonders im Oberwallis noch zahlreiche grosse Lawinen spontan gelöst hatten (siehe vorheriger Wochenbericht), wurden ab Freitag kaum noch Lawinenauslösungen gemeldet. Selbst am Wochenende, als sehr viele Leute die günstigen Verhältnisse für Touren nutzten, wurde nur eine einzige, durch Personen ausgelöste trockene Lawine gemeldet (Abbildung 1). Auch Stabilitätstests bestätigten die verbreitet günstige Lawinensituation. Ausnahmen waren hier die inneralpinen Gebiete, wo an schneeärmeren Stellen bei mittleren Rutschblockstufen teils noch Brüche im Altschnee ausgelöst werden konnten (Abbildung 2). Waren zwar trockene Lawinen sehr selten, so gab es doch weiterhin einzelne, aber mittlere Grösse erreichende Gleitschneelawinen (Abbildung 3).

Das schöne Wetter hatte aber noch einen sehr bedeutenden Nebeneffekt: Durch die starke Abstrahlung der Schneedecke wandelten sich in Schattenhängen oberflächennahe, lockere Schichten aufbauend um. Zudem bildete sich vielerorts grosser Oberflächenreif (Abbildungen 4 und 5). Es musste angenommen werden, dass diese ungünstige Oberfläche eine massgebende Schwachschicht für den kommenden Schnee sein würde.

Dienstag, 16. bis Donnerstag, 18.01.: Winterstürme „Evi“ und „Friederike“ bringen viel Neuschnee und verbreitet kritische Lawinenverhältnisse

In der Nacht auf Dienstag setzte Schneefall ein. Die Schneefallgrenze lag im Norden zunächst bei fast 1500 m, sank am Mittwoch in tiefe Lagen, bevor sie am Donnerstag im Norden erneut gegen 1500 m anstieg (Abbildung 6). Der Wind blies oft stark bis stürmisch aus westlichen Richtungen. Nur im mittleren und südlichen Tessin merkte man wenig vom Sturm: der Wind blies meist mässig und es schneite nur wenig. Zwischen Montagabend und Donnerstagnachmittag fielen oberhalb von 1500 m folgende Schneemengen (siehe auch Abbildung 7):

  • westlichstes und nördliches Unterwallis, Lötschental, Glarner Alpen: 80 bis 120 cm
  • übriger nördlicher Alpenkamm ohne Haslital, Wallis, nordwestliches Tessin, Nordbünden, nördliches Unterengadin: 40 bis 80 cm
  • übriger Alpennordhang, übriges nördliches Tessin, Mittelbünden, übriges Unterengadin, Jura: 20 bis 40 cm
  • Oberengadin: 10 bis 20 cm, ganz im Süden trocken

Viel Neuschnee, starker Wind und eine ungünstige Altschneeoberfläche führten verbreitet zu einem markanten Anstieg der Lawinengefahr. Bereits am Mittwoch wurde in Teilen des Unterwallis Gefahrenstufe 4 (gross) vorhergesagt, am Donnerstag dann auch in grossen Teilen des Alpennordhangs und des gesamten Wallis. Abgesehen vom Unterwallis, wo Lawinen bis in die Täler vorstossen konnten, galt dies vor allem für das alpine Schneesportgelände. Mittelgrosse spontane Lawinen wurden erwartet, am Donnerstag in Teilen des Unterwallis auch grosse Lawinen.

Es liess sich nur teilweise überprüfen, wo die Prognose zugetroffen hatte, da Skigebiete vielerorts auf Grund des Sturms geschlossen waren. Zudem waren die Sichtverhältnisse sehr eingeschränkt, womit oft keine Beobachtung möglich war. Allerdings deuteten bereits am Dienstag erste spontan abgegangene Lawinen im Wallis an, dass Neu- und Triebschnee sehr leicht auslösbar waren, und dass Lawinen mittlere Grösse erreichen konnten (Abbildung 8). Zudem wurden einige grössere spontane Lawinen am Mittwoch und Donnerstag von Radaranlagen detektiert, so bspw. in Lawinenzügen, welche die Strasse nach Zermatt (VS) beeinträchtigen können. Aber auch an der SLF-Versuchsanlage im Vallée de la Sionne (VS) wurde eine spontane Lawine detektiert. Diese erreichte eine Geschwindigkeit von über 200 km/h und wurde von den Forschern als eine der grössten, im Vallée de la Sionne registrierten Staublawinen der letzten Jahre bezeichnet (siehe Video). Auch am Grand Chavalard (Fully, VS) und im Mattertal (VS) wurden am Mittwochnachmittag grössere Staublawinen beobachtet.

Lawinenunfälle und Schadenlawinen

Am Donnerstag ereignete sich ein Lawinenunfall, bei welchem zwei Personen in der Nähe von Ovronnaz, VS verschüttet wurden. Eine der beiden Person verstarb. Genauere Details zum Unfall waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

In Zermatt verschüttete eine spontan abgegangene Schneebrettlawine am Dienstag eine Skipiste. Es wurde niemand erfasst.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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