Oben blau und unten grau, gebietsweise heikle Lawinensituation durch schwachen Altschnee und frischen Triebschnee ¶
Es gab viel Sonne in den Bergen und nach den Schneefällen der Vorwoche waren die Schneeverhältnisse endlich auch im Norden etwas besser. Allerdings nahm die Lawinengefahr nur langsam ab und gebietsweise blieb die Lawinensituation für Touren und Varianten anhaltend heikel. Sie war vom schwachen Altschnee und frischen Triebschnee geprägt: Wummgeräusche, markante Risse in der Schneedecke und Lawinenauslösungen durch Personen, auch Fernauslösungen (Abbildung 1) waren die Folge. Mehrere Personen wurden von Lawinen erfasst, eine Person verunglückte dabei tödlich.
Wetter ¶
Vom Freitag, 20.01. bis zum Donnerstag 26.01. war es in den Bergen meist sonnig mit guter Fernsicht und zeitweise hohen Wolkenfeldern im Westen und Süden. An den nördlichen Voralpen lag meist Hochnebel mit einer Obergrenze zwischen 800 und 1400 m und frostigen Temperaturen und zeitweise leichtem Schneefall aus dem Nebel. In der Höhe stiegen die Temperaturen langsam auf rund 0 °C auf 2000 m an, bevor sie gegen Ende der Berichtswoche wieder etwas sanken (Abbildung 2).
Der Wind brachte etwas Dynamik in das Wettergeschehen und blies am nördlichen Alpenkamm wiederholt mässig bis stark, in den übrigen Gebieten meist schwach bis mässig aus Südost bis Süd. Er verfrachtete vor allem in den nördlichen Gebieten den lockeren oberflächennahen Schnee (Abbildung 3). An Schattenhängen sowie in Kamm- und Passlagen entstanden störanfällige Triebschneeansammlungen.
Schneedecke und Lawinengefahr ¶
Der Neuschnee der Vorwoche und der Triebschnee der aktuellen Woche überdeckten vielerorts eine dünne, schwache Altschneedecke. Dies besonders an Schattenhängen zwischen 2200 und 2800 m. Nördlich einer Linie Rhone-Rhein war der schwache Altschnee oft mächtiger überdeckt und vor allem an schneearmen Stellen oder Übergängen von wenig zu viel Schnee auslösbar, vgl. Schneedeckenstabilitätskarte. Im südlichen Wallis und in den inneralpinen Gebieten Graubündens lagen die Schwachschichten im Altschnee verbreitet näher an der Schneeoberfläche, wodurch Lawinen im Altschnee leichter auslösbar waren und auch fernausgelöst werden konnten (Abbildung 4). Am Wochenende, 20. bis 22.01. kam es vermehrt zu Auslösungen durch Personen. Die kleinen bis mittelgrossen Lawinen brachen häufig im schattseitigen, felsdurchsetzten Gelände oder an Felswandfüssen an. Vor allem in den inneralpinen Gebieten Graubündens und im südlichen Wallis wurden einige Lawinen auch aus der Ferne ausgelöst (Abbildungen 4 und 5).
Im nördlichen Tessin war der Schneedeckenaufbau günstiger. Kleine, frische Triebschneeansammlungen waren die Hauptgefahr. Im mittleren und südlichen Tessin sowie in den Bündner Südtälern lag allgemein nur wenig Schnee.
Die Gefahr für trockene Lawinen nahm langsam ab und war am Donnerstag, 26. Januar in einem kleinen Gebiet in Graubünden zwischen Thusis, Landquart, Davos und Bergün noch erheblich (Stufe 3), vgl. Abbildung 6.
Im Verlauf dieser Berichtswoche nahm die Gleitschneeaktivität unterhalb von rund 2000 m etwas zu. Vor allem an sehr steilen, besonnten Wiesenhängen lösten sich einige kleine Gleitschneelawinen (Bildgalerie). Besonders in Schattenlagen wuchs grosser Oberflächenreif an der Schneeoberfläche. In geschützten Lagen in der Nähe von Bächen oder Quellen wurden die Kristalle sogar bis zu 10 cm gross (Bildgalerie).
Schneelage ¶
In dieser Wochenberichtsperiode fiel in den Bergen kein Schnee. Auf einer Höhe von 2000 m lag am Donnerstag, 26.01. im Norden verbreitet 1 m, östlich der Reuss bis zu 2 m Schnee. Weiter südlich nahmen die Schneehöhen auf 2000 m markant ab. Für die Jahreszeit waren sie am zentralen und östlichen Alpennordhang leicht unterdurchschnittlich, sonst verbreitet stark unterdurchschnittlich.
Im Jura lag auf 1200 m 10 bis 30 cm Schnee. Im Mittelland und in den Tallagen des Nordens blieb mit anhaltend frostigen Temperaturen unter dem Hochnebel die dünne Schneedecke erhalten. Verbreitet lag 5 bis 10 cm, in Landquart, GR (527 m) sogar 23 cm Schnee.
Lawinenunfälle ¶
Am Samstag, 21. Januar ereignete sich am Forstberg, Oberiberg, SZ (2100 m, N) ein tödlicher Lawinenunfall (siehe auch Unfalltabelle). Zudem wurden dem SLF folgende Lawinenauslösungen mit erfassten Personen gemeldet:
- Arête de Chassoure, Riddes, VS, 20.01.: Ein Variantenfahrer wurde erfasst und blieb unverletzt (2700 m, W).
- Bec d'Etagnes, Nendaz, VS, 21.01.: Zwei Variantenfahrer wurden erfasst und blieben unverletzt (2800 m, N).
- Murgseefurggel, Glarus Nord, GL, 22.01.: Ein Tourengeher wurde ganzverschüttet und verletzt (2050 m, NE).
- Rupperslaui, Muotathal, SZ, 22.01.: Ein Tourengeher wurde erfasst und blieb unverletzt (1900 m, NW)
- Poncione di Cassina Baggio, Bedretto, TI, 23.01.: Ein Tourengeher wurde erfasst und blieb unverletzt (2700 m, NE).
Am Fulbergegg, Domleschg, GR wurde am 23.01. nach einem Lawinenniedergang (2425 m, W) eine Kontrollsuche durchgeführt. Es war niemand verschüttet.
- Ritzitälli, Simplon, VS, 15.01.: Eine Skitourengruppe löste eine Lawine vom Hangfuss aus. Eine Person wurde erfasst, aber nicht verschüttet und blieb unverletzt (Ost, ca. 2400 m)
- Hasenmatt, Selzach, Jura, SO, 17.01.: Drei Personen lösten eine kleine Lawine aus, wobei eine Person erfasst aber nicht verschüttet wurde (Nord, 1390 m). Sie blieb unverletzt (vgl. Abbildung 11).
Gefahrenentwicklung
Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.