Die Arbeitsgruppe der Europäischen Lawinenwarndienste EAWS besteht aus 29 Lawinenwarndiensten aus 16 Ländern. Sie hat zum Ziel, gemeinsame Standards für die Lawinenwarnung in Europa zu entwickeln und die Warndienste bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Von dieser Internationalen Zusammenarbeit profitiert der Anwender, indem die Inhalte der Lawinenbulletins ähnlich strukturiert sind und die Beurteilung der Lawinengefahr nach einem vergleichbaren Massstab erfolgt. Heute zählen auch europäische Länder außerhalb der Alpen, wie z.B. Norwegen oder Rumänien, zu den Mitgliedern der EAWS. Auch mit den Lawinenwarndiensten in den USA und Kanada findet ein regelmässiger Austausch statt. Die Zusammenarbeit in der EAWS besteht seit 1983.
Die wichtigsten Standards
1. Gefahrenstufenskala
Die bedeutendste Errungenschaft der EAWS ist die 5-teilige Europäische Lawinengefahrenstufenskala, die seit 1994 in ganz Europa in Gebrauch ist. Gerade für grenznahe Gebiete oder für Personen, die in unterschiedlichen Ländern unterwegs sind, ist diese einheitliche Gefahrenstufenskala sehr nützlich. Die Skala möglichst einheitlich anzuwenden, ist eine Daueraufgabe der Warndienste. Um die einheitliche Anwendung zu fördern, arbeiten sie Fallbeispiele aus verschiedenen Ländern auf, tauschen sich im Winter in regelmässigen Gesprächen über die aktuelle Lawinenlage aus, zum Beispiel im Grenzgebiet Schweiz – Tirol – Südtirol, und nutzen die gemeinsam entwickelte EAWS-Matrix.
2. Informationspyramide
Der Inhalt des Lawinenbulletins ist überall gleich strukturiert: Von einfach bis zu komplex bauen die Informationen pyramidenartig aufeinander auf (Gefahrenstufe – besonders betroffenes Gelände – Lawinenproblem – Gefahrenbeschreibung – Schneedecke und Wetter – Daten). Mit zunehmender Informationstiefe steigen die Anforderungen an die lawinentechnischen Kenntnisse der Benutzer.
3. Glossar
Vereinheitlichte Begriffe vereinfachen das Verständnis. In einem Glossar sind die wichtigsten Begriffe beschrieben – gegenwärtig in neun Sprachen.
4. Lawinengrössen
Die einheitliche Gefahrenstufenskala unterscheidet zwischen fünf Grössenklassen für Lawinen, die nach Schadenpotenzial, Auslaufdistanz und Masse beschrieben sind. Eine einheitliche Verwendung der Grössenklassen ist unter anderem auch für die Rückmeldung von Lawinen aus dem Gelände wichtig.
5. Lawinenproblem
Die Nennung der „Lawinenprobleme“ (Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee, Gleitschnee) im Lawinenbulletin hilft, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Jedes Lawinenproblem hat eine andere Ursache und verlangt ein darauf angepasstes Verhalten. Eine einheitliche Verwendung der Begriffe erleichtert dem Nutzer das Verständnis. Neu gehören auch die optionalen Lawinenprobleme «Wächten» oder «kein ausgeprägtes Lawinenproblem» zu den EAWS-Standards.
Organisation
An der Generalversammlung im Juni 2017 definierte die EAWS unter anderem Richtlinien für Abstimmungen und Wahlen, womit Entscheide schnell gefasst und umgesetzt werden können. Schlüsselpositionen werden an den, jedes zweite Jahr stattfindenden Generalversammlungen definiert. Für die Periode 2022 bis 2025 sind Schlüsselpositionen wie folgt besetzt.
A) Vorsitzende: Christine Pielmeier (CH) und Arnold Studeregger (AT)
Die Vorsitzenden repräsentieren die EAWS und sind für die Organisation und Leitung der Generalversammlung verantwortlich.
B) Technischer Leiter: Thomas Feistl (DE)
Der technische Leiter steht der technischen Kommission vor und ist für einen effizienten Arbeitsrhythmus der technischen Kommission und der Arbeitsgruppen verantwortlich. Er ist für die inhaltliche Vorbereitung der Generalversammlung zuständig.
C) Technische Kommission
Die technische Kommission stellt Leiter der Arbeitsgruppen. Zudem befindet es über Vorschläge der Arbeitsgruppen und entscheidet, was der Generalversammlung zur Abstimmung vorgelegt wird.
Mitglieder: Montserrat Bacardit (ES), Emma Barfod (NO), Igor Chiambretti (IT), Mark Diggins (GB), Anne Dufour (FR), Norbert Lanzanasto (AT), Christoph Mitterer (AT), Benjamin Zweifel (CH).
D) Mitgliederkomitee:
Das Mitgliederkomitee prüft Bewerbungen und schlägt bei positiver Beurteilung der Generalversammlung die Kandidaten zur Aufnahme vor.
Mitglieder: Jürg Schweizer (CH), Rudi Mair (A), Gloria Marti (CAT), Ales Poredes (SI), Vincenzo Romeo (IT).
Mitgliedsländer: Frankreich, Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Spanien, Andorra, Finnland, Grossbritannien, Island, Norwegen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien